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Keine Angst vor Anakondas

Keine Angst vor Anakondas

Titel: Keine Angst vor Anakondas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Dirksen
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Quastenflosser auf seinen Flossen am Meeresgrund entlangstolziert. Die Forscher waren dann aber sehr überrascht, dass dies eindeutig nicht der Fall war. Beim Fortbewegen berührte er den Boden nicht. Hans Fricke fand, dass »seine großen Brustflossen eher den Tragflächen eines Flugzeugs gleichen als Gehwerkzeugen«. Im Film war auch genau zu erkennen, wie der Fisch seine vielen Flossen einsetzt. In Zeitlupeneinstellung erkannte Fricke einen Vierfüßertakt, wie er zum Beispiel bei Pferden im Trab zu finden ist. Der Quastenflosser zeigte sich als ein Stoßräuber, der schneller als ein Hecht beschleunigen kann. Ähnlich wie bei der rauen Haut der Haie minimieren die Schuppenhöcker von Latimeria Verwirbelungen im Wasser; so kann er blitzschnell durchs Wasser gleiten. Er stellte sich zudem als Experte im Manövrieren auf engstem Raum heraus. Der Quastenflosser konnte auf der Stelle drehen, perfekt rückwärts schwimmen und blieb selbst in Rückenlage stabil.
    Doch trotz großer Freude und Stolz beim Betrachten des Filmmaterials: Hans Fricke selbst hatte noch keines der Tiere lebend zu Gesicht bekommen! Am 1. Mai 1987 aber war es endlich so weit. Fricke war wieder auf die Komoren zurückgekehrt und erspähte im Ausguck der GEO seinen ersten Quastenflosser. Jetzt hatte er es endgültig geschafft. Sein Aufschrei der Begeisterung hallte durch das Boot – und drang vielleicht sogar bis zu seinem Quasti durch.
    Für Hans Fricke ging etwas Zeitloses, Entrücktes von diesen prähistorisch wirkenden Fischen aus. Ohne Hast und Eile, in sorgloser Ruhe präsentierte sich der Urfisch seinem Entdecker, als wäre er persönlich der Erfinder der Langsamkeit. Seine tiefblaue, mit weißen Flecken übersäte Färbung verstärkte nur noch den urtümlichen Eindruck. Dieser Augenblick war einer der ergreifendsten Momente im Leben des unermüdlichen Forschers.
Kopfstand in 200 Metern Tiefe
    Hans Fricke blieb den Komoren und der Insel Anjouan treu. Mittlerweile waren er und seine Crew schon mehrfach Quastenflossern begegnet. Doch der Wissensdurst der Forscher war unerschöpflich. Bei der exakt 600. Tauchfahrt ging es wieder viel zu laut zu in der GEO : Hans Fricke lachte schallend. Was er sah, war einfach unglaublich. Sie waren nahe an einen Quasti herangefahren, als sich dieser plötzlich vor ihnen auf den Kopf stellte. Das hatte die Crew zuvor schon einmal beobachtet und gedacht, dass sie an ein krankes Exemplar geraten seien. Aber weit gefehlt! Dieses Tier war putzmunter und in seinem Element. In Versuchen fand Fricke heraus, dass die Quastenflosser sensitiv auf elektromagnetische Felder reagierten. Anscheinend genügte die unmittelbare Nähe des Tauchbootes bereits für den Quasti, um so ein Feld wahrzunehmen und sich auf den Kopf zu stellen. Der Fisch erweckte den Eindruck, als würde er mit dem Tauchboot flirten wollen. Wahrscheinlicher jedoch war, dass er die elektrosensitivere Seite seines Körpers von der Quelle des Feldes abwandte.
    Diese Entdeckung löste gleichzeitig eines der zuvor aufgetauchten Rätsel: Wenn Frickes Crew den Quastenflossern in der Dunkelheit folgte, hatte es sie immer wieder erstaunt, mit welcher Genauigkeit diese bei ihren kilometerweiten Streifzügen nachts im Dunkeln navigieren konnten. Es war, als wandelten sie auf unsichtbaren Linien, den Traumpfaden der Aborigines gleich. Anscheinend nutzen die Urzeitfische das geomagnetische Feld als Kompass und orientieren sich am Muster magnetischer Störungen, die von erkalteter Lava ausgeht.
    Quastenflosser sind übrigens nicht die einzigen Fische, die elektromagnetische Felder erkennen können. Ihre großen paarigen Rostralorgane im Kopf gleichen den »Lorenzinischen Ampullen« der Haie. Diese Ampullen sind mit Gallerte gefüllte Elektrosinnesorgane, mit deren Hilfe Haie Hindernissen ausweichen und Beutetiere lokalisieren. Ein schwimmender Fisch erzeugt ein elektrisches Feld, das das gleichmäßige magnetische Feld der Erde stört. In einem Lebensraum wie etwa in tiefem oder trübem Wasser, in dem die Sicht sehr schlecht ist, eine sehr nützliche Erfindung.
    Mit seinen Entdeckungen wuchs die Bekanntheit Hans Frickes, vor allem bei dem fischvernarrten Volk von Südafrika, wo der Namensgeber von Latimeria , Professor Smith, längst eine nationale Ikone geworden war. Bei einer Vorführung von Filmaufnahmen der Quastenflosser in Südafrika erntete Hans Fricke frenetischen Beifall. Manche Zuschauer hatten Tränen in den Augen. Auch publizistisch war er mit zahlreichen

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