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Keine Angst vor Anakondas

Keine Angst vor Anakondas

Titel: Keine Angst vor Anakondas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Dirksen
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besteht die Gefahr des reflexartigen Angriffs. Die beiden Taucher probieren es, schreien, was das Zeug hält. Die Reaktion der Haie: nichts, keine Wirkung ist erkennbar.
    Die Zweckgemeinschaft der Räuber lässt die beiden Männer nicht an die Oberfläche, als wüssten sie, dass sie nach oben entkommen könnten. Sobald sie auftauchen wollen, starten die Haie wilde Angriffe. Schon seit zehn Minuten versuchen sie vergeblich Abstand zu den Haien zu gewinnen und an die Oberfläche vorzudringen. Nur so haben sie eine Chance, die Crew des Schiffes auf ihre prekäre Situation aufmerksam zu machen. Nur kurz gelingt es ihnen, abwechselnd an die Oberfläche vorzustoßen und wild mit den Armen hin und her zu schwingen. Dabei sehen sie das vom Wind abgetriebene Schiff in rund 300 Metern Entfernung. Sobald der Kopf aber die Oberfläche durchstößt, können die Taucher nicht mehr erkennen, was unter ihnen vor sich geht. Sie sind in einer ausweglosen Situation gefangen. Verzweifelt wehren sie einen Vorstoß der Haie nach dem anderen ab. Sie schützen sich gegenseitig, so gut es geht, drehen sich mit den Raubrittern der Meere, dass ihnen schwindelig wird. Bei ihren wenigen Vorstößen nach oben entdecken sie kein Zeichen, dass Hilfe im Anmarsch ist. Noch sind sie unverletzt, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis einer der Haie sie zu fassen bekommt. Was das bedeuten würde, bedarf keiner weiteren Erläuterung. Jacques-Yves Cousteau und Frédéric Dumas haben gehört, dass das Schwenken der Arme Haie vertreiben soll. Sie wissen jedoch auch, dass zappelnde Bewegungen bei Haien ebenso wie Blut einen Angriff auslösen können, und sie sind deshalb extrem vorsichtig.
    Philippe Cousteau harpunierte einst mit seinem Freund, dem Tauchexperten Raymond Kientzky, genannt Canoë, bei einem Riff eine Stachelmakrele, die für die Bratpfanne gedacht war. Sie hatten die Makrele nicht gut getroffen, sodass sie wild zappelnd an der Fangleine hing. Binnen kürzester Zeit erschien ein großer Hai und kreiste unmittelbar vor ihnen. Sie suchten Deckung in einer kleinen Lücke im Riff, in die sie sich zurückzogen. Sie wussten, dass sie den zappelnden Fisch so schnell wie möglich loswerden mussten. Canoë zog sein Tauchermesser und stieß es der Stachelmakrele in den Kopf. Knochen zersplitterten knirschend. Er traf ausgerechnet den zentralen Nervenstrang. Die Makrele vibrierte heftig. Genau in diesem Moment griff der Hai blitzartig an und prallte mit einem gewaltigen Schlag auf die Sauerstoffflaschen auf Canoës Rücken. Von der unerwarteten Härte seines Opfers überrascht, zog sich der Hai benommen zurück. Das Zerbersten der Fischknochen und die Vibration des Todes hatten einen unwiderstehlichen Reiz zum Angriff ausgelöst. Beide Taucher kamen unverletzt, aber mit einem gewaltigen Schrecken davon.
    Ich selbst habe auf Utila, einer honduranischen Insel in der Karibik, erlebt, wie immens der Reiz zappelnder Fische auf Raubfische wirkt. Ich musste mir das Gelächter der Utilaner anhören, als ich mal wieder einen Fisch an meiner Angel herauszog und dann nur noch einen Fischkopf am Haken hatte. Barrakudas hatten dem Zappeln des Fischs am Haken nicht widerstehen können und den Körper abgerissen. Das passiert da regelmäßig.
Verloren
    Der Kapitän der Elie Monnier ist besorgt. Seit 15 Minuten hat er kein Lebenszeichen von den beiden Männern im Ozean bekommen. Kaum, dass sie abgetaucht waren, haben sie die sichere Leine, die Verbindung zum Schiff, losgelassen. Das alleine ist zwar kein Grund zur Besorgnis. Schließlich lässt es sich mit einer Hand an der Leine schlecht filmen. Die Luftblasen der Taucher entfernten sich aber immer weiter, bis die Crew dieses Lebenszeichen zwischen den unruhigen Wellen aus den Augen verloren hat. Besorgt ist der Kapitän, weil die beiden genau in die Richtung vorgedrungen sind, in der sie die Rückenflosse eines Haies gesehen hatten. Wieder fragt er sich, was unter Wasser wohl gerade vor sich geht. Er befiehlt einigen Crewmitgliedern, das motorisierte Beiboot zu Wasser zu lassen und sich auf die Suche nach den beiden zu begeben …
    Die Haie sind frustriert, immer wieder hält die eine der beiden Kreaturen dieses feste Ding vor sie. In das Ding zu beißen ist sinnlos, das haben sie längst begriffen. Der andere wehrt ihre Angriffe mit einem spitzen Gegenstand ab. Doch sie wissen, dass sie eine Lücke in der Verteidigung finden werden. Die Reaktionen der Blubbertiere werden langsamer. Sie spüren dieses erste Anzeichen

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