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Keine Angst vor Anakondas

Keine Angst vor Anakondas

Titel: Keine Angst vor Anakondas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Dirksen
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auf Haie zu, unabhängig von Art und Größe. Ihr Gefahren verachtender Snobismus, wie der Meeresforscher später selbst ihr Verhalten nennt, wurde auf die Spitze getrieben, indem sie Haie sogar durch Berührungen, wie bei einer jugendlichen Mutprobe, ärgerten.
    Der Weißspitzen-Hochseehai umkreist weiter die beiden schwarzen blasenwerfenden Kreaturen. Er testet, was geschieht, wenn er etwas näher an sie heranschwimmt. Ihr Verhalten ist seltsam, denn sie paddeln langsam auf ihn zu – und entfernen sich von dem Schiff mit der rotierenden Schraube. Ihm gefällt dieser wirbelnde Radau von dem Schiff überhaupt nicht. Die feinen Schwingungen der lebenden Welt um ihn herum, die ihm wertvolle Informationen liefern, gehen in dem Krach verloren. Er lockt die beiden vom Schiff weg und in die Tiefe. Gut so, die folgen blind. Als Nächstes nimmt er wohlwollend zur Kenntnis, dass die zwei verwandten Gesinnungsgenossen, die er zuvor schon gesichtet hatte, bei ihm aufkreuzen. Das erleichtert die Sache mit den beiden merkwürdigen Lebewesen. In der Gruppe sind sie stärker und vor allem mutiger. Zu dritt können sie ihre Handlungen nach bewährtem Muster abstimmen: ablenken und gleichzeitig aus verschiedenen Richtungen vorschnellen.
    Der Geruch von Blut hängt im Wasser, bedeutet Nahrung, lässt die drei Haie ihren Heißhunger verspüren. Die anfängliche Zaghaftigkeit weicht entschlossenem Draufgängertum. Das mit Blut gewürzte Wasser bewirkt zudem dieses rote Rauschen im Kopf des Weißspitzen-Hochseehais. Es lässt ihn immer unbeherrschter werden, bis sich seine Gier nach blutigem Fleisch zur wilden Raserei aufbäumt. Mit einem Mal weben die kreisenden Bahnen der drei Haie ein unsichtbares Netz um die Taucher, dessen Maschen sich immer enger ziehen.
    Verwundert stellen die beiden Taucher fest, dass »Langer Arm« gar nicht daran denkt, sich zu verdrücken, wie sie es so oft mit Weißen Haien erlebt hatten. Sie waren davon ausgegangen, dass er sich dem Grindwal zuwendet und dort ein Gemetzel beginnt. Doch sein Interesse gilt zweifelsfrei ihnen. Schon oft haben sie Haie beobachtet, die sich an Beute heranmachen oder Blut im Wasser riechen. Dann schwimmen die Haie lebhafter, wechseln nervös und unvermittelt die Richtung, nähern sich von unterschiedlichen Seiten. Genau dieses Verhalten erleben sie jetzt in unmittelbarer Sichtweite. Die Erregung von »Langer Arm« überträgt sich auf die beiden. Sie schauen sich fragend an. Unruhe macht sich in ihnen breit. Ihre Selbstsicherheit beginnt zu bröckeln.
    »Wo ist eigentlich die Leine?«, fragt sich Jacques-Yves Cousteau. »Und wo ist das Schiff?« Er gestikuliert zu Frédéric Dumas, zeigt in die Richtung, in der er das Schiff vermutet. Als Antwort bekommt er ein Schulterzucken. Nichts deutet auf die Anwesenheit des Schiffes hin. Ihre Rettungsleine ist keinen Strohhalm mehr wert, an den sie sich klammern könnten. Wie auch, sie sind beim Filmen mit den gefährlichen Räubern auf 20 Meter Tiefe hinabgestiegen. Sie sind dem Hai gefolgt, ohne darauf zu achten, wie weit sie sich vom Schiff entfernen. Plötzlich tippt Frédéric Dumas seinen Tauchpartner an und deutet mit dem ausgestreckten Arm schräg nach unten: Zwei große Schatten wirbeln durch die Wassermassen auf dem Weg zu ihnen herauf: Blauhaie! Sie sind nicht mehr alleine mit »Langer Arm«. Die beiden Kameraleute merken den Neuankömmlingen sofort an, dass sie den beiden ebenso wenig aus dem Weg zu gehen gedenken wie der erste Hai. In die bröckelnde Selbstsicherheit mischen sich erste Anflüge von Panik. Jacques-Yves Cousteau zeigt nach oben: auftauchen!
Arthurs unrühmliches Ende
    Lange glaubte die Crew der Calypso , dass das Material Neopren die Haie generell vom Zubeißen abhält. Mehrfach hatten Haie Kameramänner beim Filmen gestreift. Nie aber griffen die Haie danach an. Die Crew glaubte an eine feinsinnige Sensorik, die dem Hai mitteilt, ob das Objekt im Wasser als Beute geeignet ist oder nicht. Sie vermuteten, dass die Haie durch diese Berührungen mit ihrer Haut über Sinneszellen einen Geschmackseindruck erhielten und Neopren als ungenießbar eingestuft wurde. Sie wollten es genauer wissen. Arthur wurde erschaffen. In einen Tauchanzug bastelten sie ein Stahlgerüst. Die Hohlräume stopften sie mit Schaumstoff aus. Als Nächstes bekam Arthur Flossen. Eine Melone füllte den Helm des Neoprenanzugs aus. Kunststoff-Attrappen der Atemgeräte vervollständigten den Taucher-Dummy.
    Arthur musste jetzt in haiverseuchtem

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