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Keine Angst vor Anakondas

Keine Angst vor Anakondas

Titel: Keine Angst vor Anakondas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Dirksen
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jetzt zeigten sie die Otteraufnahmen. Den Profis fielen die Kinnladen herunter, sie waren begeistert, beglückwünschten die beiden ein ums andere Mal. Die Otter-Szenen sind mittlerweile in 13 Filmen verwendet worden. Für Oliver Goetzl und Ivo Nörenberg ein guter, glücklicher Einstieg. Die beiden nennen es erarbeitetes Glück. Eigentlich bestand Olivers lang gehegter Lebenstraum darin, mit seiner Frau Corinna nach Indonesien auszuwandern und Schleichkatzen zu erforschen. Das war nicht nur so eine Wunschvorstellung, sie hatten bereits Kontakte zu einer indonesischen Universität aufgenommen. Aber nun hatte ihn die Filmerei gepackt und ließ ihn nicht mehr los – bis heute.
    Seitdem sind Ivo Nörenberg und Oliver Goetzl Partner bei der Arbeit. Sie schätzen die individuellen Fähigkeiten des anderen, bilden ein perfekt eingespieltes Team. Wie so oft in einem Zweierteam sind auch bei ihnen die Rollen klar verteilt: Ivo ist Kameramann und Techniker, Oliver Regisseur und Autor. 2004 gründeten sie ihre eigene Produktionsfirma, die sie nach dem wissenschaftlichen Namen der Vielfraße »Gulo Film Productions« nannten. Gemeinsam ist beiden ihre bedingungslose Begeisterung für die Phantome des Nordens. 2005 reist Oliver sogar zum ersten internationalen Vielfraß-Symposium nach Schweden. Er brennt darauf, mehr über die großen Marder zu erfahren. 80 Leute tauschen sich über alles aus, was sie über die Vielfraße wissen. Viel ist das allerdings nicht. 40 von ihnen hatten vielleicht schon einmal einen Vielfraß gesehen, davon wiederum höchstens 20 in der Wildnis.
    Langzeitbeobachtungen waren noch niemandem gelungen. Die einzige Ausnahme ist der Finne Antti Leinonen, der jedoch nicht zum Kongress anreiste. Das war für Oliver nicht weiter tragisch, denn er kannte ihn zu diesem Zeitpunkt bereits seit einem Jahr persönlich.
Trio in der Taiga
    Antti Leinonen: Als er 15 ist, fragt ihn sein Vater, ob er ein Gewehr haben will. Doch er will keine Tiere töten. Stattdessen wünscht er sich eine Kamera. Er bekommt sie und entwickelt sich zum geschätzten Naturfotografen. Wie Oliver und Ivo haben es ihm die Vielfraße besonders angetan. Kein Wunder, dass auch die TV -Branche auf ihn aufmerksam wird. Alle kommen sie zu ihm, rennen ihm die Tür ein, um ihn dazu zu bewegen, einem Filmteam bei einer Sendung über den Gulo gulo zu helfen. Alle wissen, er ist ein Garant für fantastische Aufnahmen. Es gibt gefühlte 1 000 Filme über Löwen, ein abendfüllendes Standardwerk über wilde Vielfraße gibt es jedoch nicht eins. Zwei Filme über den größten Marder wurden zwar in Montana gedreht, aber in Gehegen mit trainierten Tieren. Uninteressant. Antti Leinonen gilt als eigensinnig, als schräger Vogel. Zur allgemeinen Verwunderung hat er stets alle Anfragen von TV -Sendern und Filmproduzenten abgelehnt, auch die von der BBC und National Geographic. Er befürchtet, dass er hinsichtlich seiner Tricks und Kniffe, seiner selbst entwickelten Methoden nur ausgenutzt wird. Antti ist ein Fuchs, hat seine Ergebnisse und Bilder veröffentlicht, aber bis dato nur angedeutet, wie er es angestellt hat.
    Oliver und Ivo haben einen ganz anderen Ansatz. Sie wollen einen Film über den Fotografen, seine Geschichte und seine Leidenschaft für die Vielfraße drehen. Dies soll zwar ihr erster eigener Film werden, doch mittlerweile können die beiden Dreherfahrungen in Polen, Norwegen, Deutschland, Namibia, Botswana, Südafrika und Kenia vorweisen. Wie aber wird er auf ihre Anfrage reagieren?
    Antti Leinonen schreibt Oliver zurück. Sie kommen über mehrere Telefonate ins Gespräch. Oliver erläutert nähere Details. Das Konzept mag den Ausschlag gegeben haben, das i-Tüpfelchen war die Begeisterung des Deutschen für seine Lieblingstiere und das Wissen, das er sich angeeignet hatte. Es fluppte, die Chemie stimmte: Der eigenwillige finnische Naturfotograf ist bereit, die beiden Filmer in die finnische Taiga bei Kuhmo, wo er wohnt, mitzunehmen und sie ein Portrait über sich und seine Vielfraß-Besessenheit drehen zu lassen. Ein vorheriges persönliches Kennenlernen lehnt der kauzige Finne aber ab. Auf gut Glück fliegen Oliver und Ivo nach Finnland.
    Ihr erster eigener Film steht auf wackeligen Füßen. Das hat zwei Gründe: Sie liehen sich das Geld für eine eigene hochmoderne und für ihre Verhältnisse wahnsinnig teure HD -Kamera zusammen. Was für ein enormes Risiko, wenn bei dem Dreh in Finnland nichts Verwertbares herauskommt! Und zweitens hat Antti

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