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Keine Angst

Keine Angst

Titel: Keine Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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können.
    »Du willst also sagen, daß du ein Kaufhauserpresser bist, der … der …«
    »Seine Millionen am Ende bekommen hat«, ergänzte Koch. »Richtig.«
    Fassungslos schüttelte Schlemmer den Kopf. Das war alles nicht zu glauben.
    Koch, der Superverbrecher …?
    Er begann zu lachen. Erst bebten nur seine Schultern, dann brach es laut und schallend aus ihm heraus, und er lachte, bis ihm die Tränen über die Wangen liefen und die Seiten schmerzten.
    »Koch«, keuchte er, »das kauf ich dir einfach nicht ab.«
    Der Alte wartete geduldig, bis Schlemmer sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte.
    »Doch«, sagte er schlicht.
    »Ich faß es nicht«, japste Schlemmer. »Ich pack’s einfach nicht! Das ist die größte Story, die mir je untergekommen ist. Mann, Koch. Mann, Mann, Mann! Legt einfach ein Stück Knetgummi zwischen die Dessous und kriegt dafür zehn Millionen!«
    Ein erneuter Lachanfall überkam ihn.
    »Ganz so einfach war’s nicht«, sagte Koch. »Ich mußte immerhin noch zwei weitere Abteilungen hochgehen lassen, bis sie endlich das Geld rausrückten.«
    »Oh Mann! Oh Mann! Weißt du eigentlich, was du mir da erzählst? Warum machst du das? Ich könnte zur Polizei gehen.«
    Koch sah ihn milde an.
    »Dann geh.«
    Schlemmer gluckste und atmete tief durch.
    »Du weißt, daß ich das niemals täte«, sagte er und meinte es tatsächlich bitterernst.
    »Ja«, sagte Koch, »das weiß ich. Aber selbst wenn – was würde es für einen Unterschied machen?«
    »Blödsinn, Koch! Es würde den Unterschied machen, ob du in einer Zelle stirbst oder im Bett.«
    »Ein Bett ist auch eine Zelle. Ein Krankenhaus ein Gefängnis. Alles eine Frage der Sichtweise.«
    Schlemmer prustete schon wieder los.
    »Junge, Junge«, rief er, »das nenn ich eine stolze Leistung. Was hast du mit dem ganzen Geld gemacht? Verjuxt? Vervögelt? Komm, Koch, du hast ihn dir doch bestimmt vergolden lassen. Wenn ich an die ganzen Weiber denke, auweia …«
    Dann hörte er auf zu lachen und räusperte sich verlegen. In Kochs Blick hatte sich plötzlich eine große Traurigkeit geschlichen.
    »Nein. Du verstehst nicht, Schlemmer. Ich hab dir das nicht erzählt, um anzugeben. Sondern weil ich mich unglücklich gemacht hab mit dem Blödsinn. Kreuzunglücklich!«
    »Ach so«, murmelte Schlemmer peinlich berührt. »Tut mir leid. Ich wußte nicht, daß du gesessen hast.«
    »Hab ich auch nicht. Sie haben mich nie gefaßt. Aber glaub ja nicht, mein Leben hätte sich um einen Deut verbessert. Im Gegenteil.«
    »Moment mal. Wenn ich dich recht verstehe, haben sie dir zehn Millionen bezahlt.«
    »Ja.«
    »Du willst mir doch nicht erzählen, daß dich sieben dicke, fette Nullen nicht glücklich machen konnten. Ich wäre heilfroh, wenn ich wenigstens den zehnten Teil davon besäße!«
    »Oh, anfangs steckte ich voller Pläne. Ich dachte mir, laß die Scheinchen noch ein bißchen liegen, bis Gras über die Sache gewachsen ist, und dann dolce vita! Schließlich brachte ich hier und da einen Tausender unter die Leute und spürte jedesmal, wie mir der kalte Schweiß ausbrach. Wehe, der Verkäufer hielt den Schein auch nur eine Sekunde zu lang in der Hand – und jede Sekunde war eine zuviel! – und ich hätte am liebsten Reißaus genommen und war bis hinter Panama geflohen. Mir kam in den Sinn, sie könnten die Nummern der Scheine notiert haben. Du bist ganz schnell geliefert, sie verfolgen den Weg zurück, den so ein Tausender geht, bis sie dich haben. Kam mir saublöde vor, daß ich nicht vorher darüber nachgedacht hatte. Es gibt ja Mittel und Wege, die Nummern sozusagen abzuwaschen …«
    »Abzuwaschen?«
    »Tauschen. Gegen sauberes Geld. Aber dafür mußt du … Leute kennen. Jedenfalls bekam ich’s derart mit der Angst zu tun, daß ich das Zeug nicht mehr anrührte. Lachhaft! Millionär mit Ladehemmung. Alles war bilderbuchglatt gegangen, die Anschläge, die Übergabe, alles! Und dann hatte ich nichts davon. Gut, dachte ich, dann eben später. Ich beschloß, das eine oder andere Jahr ins Land gehen zu lassen, und versteckte alles. Aber das war ein Fehler. Meine Befürchtungen wuchsen ins Unermeßliche. Ständig wechselte ich die Verstecke. So sehr mich die Vorstellung ängstigte, sie könnten meine Spur zurückverfolgen, beschlich mich Panik beim Gedanken, zehn Millionen im Haus zu haben. Der Räuber bekam es mit der Angst, beraubt zu werden. Ich brachte den ganzen Zaster weg, nachts mit dem Auto. Verbuddelte ihn, grub ihn wieder aus. Versenkte das

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