Keine Ferien ohne Pferde
sich getäuscht. Sie sagten ihm nicht einmal ,Auf Wiedersehen‘, als er fortging.
Die Wolken hatten sich verzogen, und ein leuchtender Regenbogen spannte sich wie ein buntes Band über den Himmel. Doch die Kinder bemerkten ihn gar nicht.
„Einer von euch sollte hierbleiben und sich um die verletzten Ponys kümmern.“ Audreys Stimme zitterte, und sie sah plötzlich ganz eingefallen und müde aus. „Wer möchte das übernehmen?“
„Ich habe einen Erste-Hilfe-Kurs besucht“, sagte Anne ein wenig verlegen.
„Sie war die Beste in der ganzen Gruppe!“ Ihre Schwester war nicht so schüchtern.
„Ich bleibe auch hier und helfe dir“, bot Stella an. „Du brauchst jemanden, der die Ponys festhält, wenn du sie versorgst.“
„Solltest du nicht pünktlich zu Hause sein?“
„Jetzt kommt es auch nicht mehr darauf an.“
„Aber du musst unbedingt nach Hause gehen, James!“ Audrey sah den Jungen besorgt an. „Du bist nass bis auf die Haut. Es genügt, wenn Bromwyn bei mir ist.“
Es dauerte nicht lange, da hatte Nicholas einen Bauernhof gefunden. Ein Mann auf einem Traktor kam ihm entgegen.
„Entschuldigen Sie bitte!“ Nicholas zog die Zügel an. „Vielleicht können Sie mir helfen …“ Und er erzählte dem Mann, was geschehen war.
Der Bauer war nicht besonders interessiert. Er schaute zu seinem Weizenfeld hinüber, wo das Korn schon hoch stand, und man sah ihm an, dass er Wichtigeres zu tun hatte, als sich um ein fremdes Pony zu kümmern. Als Nicholas seine Geschichte beendet hatte, sagte er gar nichts. Der Junge wartete. ,Ob ich ihm vielleicht Geld anbieten soll?‘, überlegte er. ,Er könnte wenigstens Nein sagen. Aber dieses Schweigen …‘
„Außerdem ist da auch noch ein Mädchen.“ Nicholas spielte seinen letzten Trumpf aus. „Sie ist unten in der Grube bei dem Pony. Wenn das Tier nun nervös wird und um sich schlägt? Das ist doch ziemlich gefährlich, finden Sie nicht?“
Der Bauer gab immer noch keine Antwort. Stattdessen legte er den Gang ein, wendete seinen Traktor und hielt auf das Wäldchen zu.
Nicholas atmete auf.
„Wissen Sie, wo die Grube ist?“
„Das will ich meinen. Zufällig liegt sie auf meinem Land.“
„Dann reite ich schon voraus!“ Nicholas war sehr zufrieden mit sich. Schließlich war es gar nicht so einfach gewesen, diesen wortkargen Bauern zu überreden. James hätte das nie geschafft!
Als er die Grube erreicht hatte, hörte er Jubilee leise wiehern.
„Gleich ist Hilfe da!“, rief er. „Ich habe einen Bauern gefunden. Er bringt seinen Traktor mit.“
Er stieg aus dem Sattel und band Trombone an einem Strauch fest.
„Maria, bist du da?“
Warum hatte das Mädchen nicht geantwortet? Plötzlich fühlte Nicholas, wie ihm ganz heiß wurde.
„Maria, wo bist du? Warum sagst du nichts?“
„Es ist alles in Ordnung.“ Das Mädchen kauerte unten auf dem Grund der Grube und drückte sich eng an die lehmige Steilwand. Der Boden war aufgewühlt und schlammig, und Jubilee hielt die Ohren angelegt. Sie war nass geschwitzt.
„Was ist passiert?“
„Jubilee hat völlig den Kopf verloren, als du und Trombone fortgeritten seid. Wahrscheinlich fühlte sie sich im Stich gelassen. Sie konnte ja nicht wissen, dass ihr nur Hilfe holen wolltet.“
„Und?“
Maria war blass. Sie sprach sehr langsam, viel zu langsam für Nicholas, der sich verantwortlich fühlte und plötzlich ein schlechtes Gewissen hatte. Er hätte das Mädchen besser doch nicht allein lassen sollen.
„Nun rede schon!“ Ungeduldig beugte er sich über den Rand der Grube.
„Sie hat um sich geschlagen. Es tut mir leid …“
„Was tut dir leid? Hat sie dich getreten?“
„Ja, ein bisschen … Es hat gar nicht wehgetan. Aber mir ist plötzlich ganz übel. Ich weiß auch nicht, warum.“
„Hat sie dich am Kopf getroffen?“
„Nein, ich glaube nicht.“
„Was heißt, du glaubst nicht? Du musst doch wissen, wo sie dich getroffen hat!“
„Von deinem Geschrei wird es auch nicht besser.“ Nicholas drehte sich schuldbewusst um. Der Bauer stand hinter ihm und schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. Er hatte sich mit seinem Traktor einen Weg durch die Sträucher gebahnt und musterte nun nachdenklich die Grube mit Maria und dem Pony. Nicholas bemerkte erst jetzt, dass er einen Hund bei sich hatte, einen jener struppigen Schäferhunde, die oft klüger sind als ihre Herren.
„Hast du Schmerzen? Ich meine, tut dir etwas weh?“ Der Junge beugte sich wieder zu Maria hinunter, doch diesmal gab
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