Keine Ferien ohne Pferde
müssen, bevor ihre Mutter ihr überhaupt erlaubt hatte, die Nacht draußen auf der Pferdekoppel zu verbringen. Erst als Bromwyn vorgeschlagen hatte, dass Stella anschließend bei den Fishers übernachten sollte, hatte sie zögernd nachgegeben.
„Ich hoffe nur, dass wir sie erwischen“, murmelte Stella, als sie ihren Schlafanzug in eine Tasche packte. „Ein paar Jahre Gefängnis ist das Mindeste, was sie verdient haben. Aber wahrscheinlich kommen sie mit einer Geldstrafe oder ein paar Monaten auf Bewährung davon.“
Stella wollte die Stunden bis zum Abend im Reitstall verbringen. ,Vielleicht hat jemand den Unterricht abgesagt, und ich kann ein wenig reiten‘, dachte sie. ,Dann vergeht die Zeit wenigstens schneller.‘
Sie versorgte gerade die kranken Ponys, als Ivor auftauchte. Er trug ein Bündel unter dem Arm.
„Nur ein paar Waffen …“, meinte er geheimnisvoll. „Für alle Fälle.“
„Ich will keine Schlägerei!“ Audrey kam hinzu. Sie hielt Tangos Halfter in der Hand. „Es hat schon genug Ärger gegeben. Hier, Stella, wenn du willst, kannst du Tango reiten.“
„Glaubst du, dass sie überhaupt kommen?“ Ivor schaute zu, wie Stella das Pony sattelte. „Ich meine, wenn es regnet.“
„Wahrscheinlich nicht. Wir müssen eben abwarten.“
„Wenn ich nur mehr von Motorrädern verstehen würde!“ Ivor trat mit dem Fuß nach einem Stein. „Ob sie kaputtgehen, wenn man Zucker in den Tank schüttet?“
„Keine Ahnung.“ Stella stieg in den Sattel.
„Was hat deine Mutter gesagt? Hat sie dir erlaubt, heute Abend die Ponys zu bewachen?“
„Zuerst war sie dagegen, aber Bromwyn hat mich eingeladen, bei ihr zu übernachten. Als sie das hörte, war sie schließlich einverstanden. Und deine Eltern?“
„Ich habe noch gar nicht gefragt …“
„Bis später!“, rief Bromwyn und verstaute ein Paket mit Butterbroten in ihrer Jacke. „Heute Abend bringe ich Stella mit.“
Ihre Mutter nickte.
„Es wird ziemlich eng werden, das weißt du ja.“ Sie seufzte ein wenig.
Der Umbau des kleinen Hauses war beinahe fertig. ,Jetzt brauchen wir nur noch einen Stall mit unserem eigenen Pony darin‘, dachte Bromwyn. ,Am liebsten eine sanfte, dunkelbraune Stute. Eine Koppel wäre auch nicht schlecht.‘
Doch weil Bromwyn wusste, dass Träume selten wahr werden, freute sie sich lieber auf den Abend. ,Das wird bestimmt aufregend! Hoffentlich hört es auf zu regnen. Sonst müssen wir den ganzen Plan absagen.‘
In der Ferne konnte sie den Strand sehen. Er war menschenleer, und die Wellen schlugen grau gegen den nassen Sand. Die Wolken hingen tief, und draußen auf dem Wasser war kein einziges Boot zu sehen.
Immerhin entdeckte sie am Horizont ein kleines Stückchen blauen Himmel – gerade groß genug, um einem Seemann eine Hose daraus zu schneidern.
„Na bitte!“, sagte sie zu ihrer Schwester. „Du kennst doch das Sprichwort: ,Wenn ein Stück blauer Himmel groß genug ist, um eine Seemannshose daraus zu schneidern, wird das Wetter schön!‘ Und heute Abend halten wir Wache. Ich nehme Kaffee mit. Und eine Tafel Schokolade. Wir müssen alles ganz genau planen. Nicholas wird schon wissen, wie wir vorgehen.“
„Hoffentlich kommt Daniel nicht mit“, meinte Anne. „Ich wette, im Notfall ist er überhaupt nicht zu gebrauchen. Man merkt sofort, dass er aus der Stadt kommt. Schon die Art und Weise, wie er ein Pferd anfasst! Er wohnt bestimmt in London. Wahrscheinlich sind seine Eltern sehr reich. Die Zimmer im Grand Hotel sollen schrecklich teuer sein.“
Als sie die Reitschule erreicht hatten, regnete es immer noch.
„Beeil dich, Jocelyn! Wir sind bestimmt wieder die Letzten.“ James war schon am frühen Morgen so aufgeregt, dass er die ganze Familie in Aufruhr brachte.
„Kannst du nicht zwei Minuten ruhig auf deinem Stuhl sitzen und deinen Toast essen?“, hatte seine Mutter beim Frühstück gesagt und vorwurfsvoll den Kopf geschüttelt.
Doch er hatte nur hastig eine Tasse Tee hinuntergeschüttet und war dann nach draußen gelaufen, um nach dem Wetter zu sehen. Es regnete, und es sah nicht so aus, als ob es an diesem Tag noch einmal aufhören würde.
„Hat jemand den Wetterbericht gehört?“, wollte er wissen, als er wieder in die Küche kam.
Natürlich hatte niemand das Radio eingeschaltet. Seine Mutter spülte gerade die Teekanne aus, und sein Vater faltete die Morgenzeitung zusammen.
„Warum willst du den Wetterbericht hören?“ Sein Vater schmunzelte. „Es regnet. Das siehst du
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