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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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Was mich nur besorgt, ist ihr Kurzzeitgedächtnis. Sie vergisst, was sie zum Frühstück gegessen hat, und scheint wirklich zerstreut zu sein. Doch der Arzt meint, dass das nur vorübergehend ist.«
    Sami hätte ihn so wahnsinnig gern gefragt, wann er nach Hause kommen würde, doch sie wollte ihn nicht noch mehr unter Druck setzen. »Das sind tolle Nachrichten.«
    Â»So, und nun erzähl mir, was zum Teufel noch mal los ist.«
    Sie berichtete ihm von der ungenauen Phantomzeichnung, der bei der Suche nach einem Geist verschwendeten Zeit und ihrer Angst, dass die Bürgermeisterin ausrasten würde. »Es ist nicht deine Schuld. Du warst der Meinung, einen glaubwürdigen Zeugen zu haben, und hast weitergemacht. Was hättest du sonst machen sollen? Deine Hände in den Schoß legen, bis ein weiteres Opfer auf den Stufen des Rathauses liegt? Wie gewonnen, so zerronnen. Du musst jede Spur ernst nehmen.«
    Â»Ich hätte mehr Fragen stellen sollen. Tiefer nachhaken. Ich glaube, dass meine zwei Jahre Abwesenheit vom Department meine Instinkte als Cop beeinträchtigt haben.«
    Â»Das glaube ich keine Sekunde.«
    Â»Nun, da bin ich aber froh, dass ich wenigstens einen Fan habe.«
    Â»Wie geht es der Familie?«
    Â»Es geht allen gut.«
    Â»Oh, was ich fast vergessen hätte.« Der Ton seiner Stimme änderte sich. »Meinst du, du wirst mein Schnarchen wieder ertragen können?«
    Sie wollte sich nicht zu erfreut anhören, aber … »Willst du mir auf diese Weise vorsichtig beibringen, dass du bald nach Hause kommst?«
    Â»Wenn du mich wiederhaben willst?«
    Â»Nun ja, D’Angelo hat mich erst neulich angebaggert, und ich bin wirklich in Versuchung.«
    Â»Richte ihm aus, dass ich ihm die Eier abschneiden werde, wenn ich zurück bin.«
    Â»Ich glaube nicht, dass er überhaupt welche hat.«
    Al lachte. »Ich werde in zwei Tagen einen Flug nehmen, und ich freue mich riesig. Ich fliege einfach gern!«
    Sie wollte auf keinen Fall, dass er seine Entscheidung anzweifelte, aber sie musste ihn fragen. »Bist du dir sicher, Al? Ich meine, kannst du deine Schwester guten Gewissens allein lassen?«
    Â»Wir haben beschlossen, uns öfter zu besuchen. Sie verspricht, mindestens vier Mal im Jahr nach San Diego zu kommen. Ich habe sie und Ricardo zum Barbecue am vierten Juli eingeladen. Ist das in Ordnung?«
    Â»Und da musst du fragen?«
    Â»Ich versuche nur, höflich zu sein.«
    Â»Deine Schwester und ihr Freund sind jederzeit willkommen«, sagte Sami und schaute auf ihre Uhr. »Ich würde wahnsinnig gern länger mit dir quatschen, aber …«
    Â»Ja, ja, ich kann mich an die Routine erinnern. Lass dich nicht von der Bürgermeisterin aufmischen.«
    Â»Bestimmt nicht.«
    Â»Ich schicke dir meine Flugdaten per E-Mail. Meinst du, du kannst mich vom Flughafen abholen?«
    Â»Nichts lieber als das.«

    Robin Westcott erschien wie versprochen um Punkt neun Uhr auf dem Hauptrevier. Sami brachte sie sofort in einen abgelegenen Raum, wo Robin und der Zeichner Israel Martinez hoffentlich eine genaue Phantomzeichnung des Se­rienkillers anfertigen würden. Als Sami Robin Israel vorstellte, kratzte er sich am Hinterkopf.
    Â»Haben wir das nicht schon gemacht?«
    Â»Das war nur zum Üben«, hatte sie erklärt. »Jetzt wird es ernst.«
    Israel warf ihr einen nicht besonders erfreuten Blick zu.
    Sie hatte nun auch noch die entmutigende Aufgabe vor sich, ihren Kollegen gestehen zu müssen, warum sie in den letzten vierundzwanzig Stunden einem Geist nachgejagt waren. Sie war sich noch nicht im Klaren darüber, wie sie es ihnen beibringen sollte, ohne dabei unter Beschuss zu geraten – besonders von ihrem Lieblingsdetective Mr Großmaul D’Angelo. Er würde es sicherlich ausgesprochen genießen, sie fertigzumachen. Aber eines hatte sie als Detective gelernt, wenn man den Kollegen schlechte Nachrichten überbringt, muss man sofort gute Nachrichten nachschieben. Sobald sie die neue Phantomzeichnung in Händen hielt, würde sie die Kollegen versammeln und die Neuigkeiten verkünden. Dann müssten sie die neue Phantomzeichnung mit der Datenbank an Fotos abgleichen, die sie zusammengetragen hatten.
    Und es war nicht alles umsonst gewesen. Trotz der fehlerhaften Phantomzeichnung galt immer noch die grundlegende Annahme: Der Täter war wahrscheinlich im Gesundheitswesen

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