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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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Telefonanruf, den Al gern machte, doch es gehörte zu den Aufgaben eines Detectives, der Familie eines Mordopfers die Ergebnisse der Autopsie persönlich mit­zuteilen. Und es war schon schwierig genug, sich um eine Durchschnittsfamilie zu kümmern, doch es mit einem Richter des Supreme Court zu tun zu haben, besonders wenn es sich um eine merkwürdige Todesursache handelte, dann wünschte er sich doch, diese Aufgabe an jemand anders abtreten zu können. Aber an wen? Ramirez?
    Er nahm sich das Handy und wählte die Privatnummer des Richters.
    Es klingelte einmal, zweimal, dreimal. Anrufbeantworter.
    Â»Richter Foster, hier ist Detective Diaz …«
    Â»Detective? Tut mir leid das mit dem Anrufbeantworter, aber ich warte immer erst, bis klar ist, wer anruft.«
    Â»Kein Problem, Richter. Ich verstehe das. Und entschuldigen Sie, dass ich so spät noch anrufe.«
    Â»Haben Sie die Ergebnisse der Autopsie?«
    Offensichtlich war der Richter ein Mann, der gleich zur Sache kam. »Ich habe sie. Ich würde mich gern mit Ihnen und Ihrer Frau treffen …«
    Â»Treffen? Das muss nicht sein, Detective. Sie können mich über die Einzelheiten auch am Telefon informieren.«
    Â»Bei allem Respekt, Richter, aber das Protokoll schreibt vor, dass wir uns persönlich treffen. Ich bin mir sicher, Sie verstehen, wie diffizil die Situation ist. Ich kann zu Ihnen kommen, wann immer es Ihnen passt.«
    Â»Es wird niemals passen, Detective Diaz. Meine Tochter ist brutal ermordet worden. Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, ist unser Leben völlig auf den Kopf gestellt. Ich weiß Ihre Geste eines persönlichen Besuchs sehr zu schätzen, doch bitte haben Sie Nachsicht mit mir. Sie können mir die Kopie des kompletten Berichts der Rechtsmedizinerin schicken, aber im Augenblick möchte ich einfach nur herausfinden, wie Genevieve gestorben ist.«
    Al überlegte, diesen Aspekt noch weiter zu diskutieren, doch Richter Foster schien von seinem Standpunkt nicht abrücken zu wollen.
    Â»Ihre Tochter ist an den Folgen eines schweren Schlaganfalls gestorben.« Sobald Al diese Worte geäußert hatte, hätte er sie am liebsten schon wieder rückgängig gemacht. Sie kamen ihm so kalt und undiplomatisch vor. Aber gab es denn überhaupt eine taktvolle Art, so eine Information zu überbringen?
    Stille. »Richter Foster?«
    Â»Ich habe gehört, Detective. Ich versuche nur zu verstehen, wie eine gesunde dreiundzwanzigjährige Frau an einem Schlaganfall sterben konnte.«
    Â»Es ist kompliziert. Tatsächlich ist auch die Rechtsmedizinerin verdutzt. Bluttests haben ergeben, dass Ihre Tochter mehrere starke verschreibungspflichtige Arzneien in ihrem Blutkreislauf hatte. Warum, wissen wir nicht. Zwei dieser Medikamente wirken auf die Herzfunktion, und es ist möglich, dass ein unregelmäßiger Herzschlag ein Blutgerinnsel verursachte, das in ihr Gehirn wanderte.«
    Â»Ist das medizinisch erklärbar?«
    Â»Eines der Medikamente im Blut Ihrer Tochter kann ein sogenanntes Flimmern verursachen, bei dem das Herz nur flimmert, anstatt normal Blut zu pumpen. Das Flimmern bewirkt, dass sich das Blut sammelt und Blutgerinnsel verursacht, die dann irgendwo in den Körper wandern.«
    Â»Warum sollte ihr jemand diese Medikamente geben?«
    Â»Das ist die Frage, die wir als Nächstes beantworten müs ­sen.«
    Â»Sagen Sie mir, Detective«, der Richter zögerte einige Augenblicke, »ist sie … sexuell angegriffen worden?«
    Al glaubte nicht, dass die Antwort den Richter sehr trösten würde, doch diese Information kam ihm leicht über die Lippen. »Nein, Richter, wir haben keinen Anhaltspunkt dafür gefunden, dass ihr in irgendeiner Weise sexuelle Gewalt angetan worden ist.«
    Â»Ich danke Ihnen, Detective.«
    Al wollte nicht drängen, doch der Richter schien ko­operativer Stimmung zu sein. »Richter, Sie würden uns sehr helfen, wenn Sie mir einige Fragen beantworten könnten.«
    Â»Und das wäre?«
    Â»Zuallererst wäre wichtig, ob Genevieve regelmäßig irgendwelche Medikamente einnahm?«
    Â»Nichts. Sie hat nicht einmal Vitamine genommen.«
    Â»Hatte sie irgendwelche Allergien, weshalb sie einen EpiPen bei sich haben musste?«
    Â»Ãœberhaupt keine. Von ein paar Schniefern während der Heuschnupfensaison einmal abgesehen, war sie meines Wissens nach gegen nichts

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