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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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ihre Jagd auf ihn nicht aufgeben, wäre er sich nicht so sicher, ob er sich auch weiterhin so nobel verhalten würde. »Ist noch etwas übrig?«
    Sami nahm einen großen Schluck von ihrer Corona und zeigte Richtung Küche. »Hab keine Zeit zum Kochen gehabt, aber da ist noch Pizza im Tiefkühler.«
    Klasse. Genau das, was ich nach einem Zwölf-Stunden-Tag brauche. Er ging zu ihr und küsste sie auf die Wange, wobei er wehmütig daran dachte, wie sie sich sonst geküsst hatten. »Und, was ist nun aus dem Deal mit deiner Mutter geworden?«
    Â»Ich habe keine Ahnung, was Doktor Templeton ihr erzählt hat, aber am Montag lässt sie sich operieren.«
    Â»Hat er dir von seiner Unterhaltung mit ihr erzählt?«
    Â»Kaum. Aber ich habe hinterher mit meiner Mutter gesprochen, und sie hat nur gesagt, dass sie nicht möchte, dass Angelina ohne Großmutter aufwächst.«
    Â»Das sind doch hervorragende Nachrichten!«
    Â»Mich hat es völlig geschockt.« Sami wirkte nicht so glücklich, wie Al es erwartet hätte. »Wenn du gegessen hast, können wir dann reden?«
    Â»Lass uns zuerst reden«, meinte er.
    Sami klopfte aufs Sofa. »Dann setz dich neben mich.«
    Er ließ sich aufs Sofa fallen und legte den Arm um Sami. »Was ist los?«
    Â»Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass meine Mutter so allein lebt.«
    Â»Das hast du schon mal klargemacht.«
    Â»Okay, nun hatte sie einen Herzinfarkt, und ich mache mir noch mehr Sorgen.«
    Â»Völlig verständlich.«
    Â»Hast du es ernst gemeint, als du sagtest, du hättest nichts dagegen, wenn sie nach ihrer Operation eine Weile bei uns wohnt? Oder war es nur eine deiner spontanen Äußerungen gewesen, die du lieber nicht von dir gegeben hättest?«
    Â»Ich habe es völlig ernst gemeint. Wir haben zwei freie Schlafzimmer. Sie kann so lange bleiben, wie sie möchte.«
    Sami ließ einen tiefen Seufzer hören.
    Â»Da gibt es nur ein Problem«, meinte Al, »bei unseren vollen Terminplänen wird sie auch hier allein wohnen.«
    Â»Nun kommen wir zum zweiten Teil der Geschichte.« Sami trank von ihrem Bier. »Kusine Emily hat sich bereit­erklärt, bei Ma zu bleiben, während wir unterwegs sind. Aber ich möchte nicht, dass sie jeden Tag ihren Kram vom East County hierher schleppen muss. Schon ohne Verkehrsstaus würde sie jeden Tag fast eine Stunde brauchen. Also haben wir beide darüber gesprochen, und – deine Zustimmung ­natürlich vorausgesetzt – sie hat eingewilligt, so lange bei uns einzuziehen, wie meine Mutter sie braucht.«
    Â»Ich war davon ausgegangen, dass sie als Krankenschwester arbeiten will?«
    Â»Sie hat gerade ihren Abschluss als Krankenschwester gemacht. Deshalb will sie erst mal ein paar Monate Pause machen und einfach abhängen, bevor sie sich nach einem Job umsieht.«
    Â»Und sie denkt, sich um deine Mutter zu kümmern ist so was wie Abhängen?«
    Â»Nun sei doch nicht so ein Klugscheißer.«
    Â»Tut mir leid. Das habe ich so an mir.« Al strich Sami über den Rücken. »Nun aber mal im Ernst, hat sie eine Ahnung davon, was da auf sie zukommt?«
    Â»Ich habe ihr gesagt, dass es kein Strandurlaub wird, aber Emily mag meine Mutter und möchte das wirklich übernehmen. Außerdem ist Angelina völlig verrückt nach Emily, und deshalb wäre es auch für sie gut.«
    Â»Wenn das für dich alles in Ordnung ist, Sami, dann ist es das auch für mich.« Doch tief in seinem Inneren hatte er die Befürchtung, dass der wenige Sex, den sie noch hatten, endgültig vorbei wäre, wenn Josephine und Emily bei ihnen ­einzogen. Doch kaum war der Gedanke gefasst, kam er sich  schon schlecht und eigennützig vor. War er wirklich so selbst süchtig?

8    Julian konnte seine Aufregung kaum beherrschen, als er seiner Frau und seinen zwei Töchtern von der Veranda aus hinterherwinkte. Als er sie davonfahren sah, überkam ihn ungeheure Erleichterung. Er konnte seine Forschungen nicht fortführen, wenn seine Frau und Kinder in der Stadt waren. Wie sollte er ihnen erklären, warum er so lange von zu Hause fortblieb? Er konnte nur von medizinischen Notfällen profitieren. Außerdem konnte er sich während seiner Studien keine Ablenkung leisten. Um erfolgreich zu sein, musste er sich ungestört auf seine Experimente konzentrieren

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