Keine Gnade
J nachzudenken. Mehr als zwei Jahre waren vergangen, seit Sami dem Erlösungsraum von Simon entkommen war und dabei mitgeholfen hatte, ihn hinter Gitter zu bringen. Sie hatte gedacht, dass sie die Angst und die Alpträume und die schrecklichen Befürchtungen, was passiert wäre, wenn Al nicht rechtzeitig zu ihrer Rettung gekommen wäre, hinter sich gelassen hätte. Aber nun musste sie erkennen, dass sie weit davon entfernt war, mit allem abgeschlossen zu haben. Der bloÃe Gedanke, Simon von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten, zerrte an ihren Nerven wie ein heiÃes Schür Âeisen.
Obwohl Sami versuchte, die bittere Wahrheit zu leugnen, so fühlte sie doch in ihrem Innersten, dass die NahÂtoderfahrung sie für immer verändert hatte. Ein Teil von ihr war in diesem Erlösungsraum gestorben. Simon hatte sein Vorhaben, sie zu kreuzigen, nicht durchgeführt, doch er hatte den Kampf gewonnen, indem er ihr einen Teil ihrer Seele genommen hatte. Doktor J hatte recht. Egal, wie sehr sie auch versuchte, es von sich zu weisen, Simon übte KonÂtrolle über sie aus. Sah man von einem erneuten Versuch ab, Revision einzulegen, dann würde Simon in knapp einer Woche durch die Todesspritze hingerichtet. Gerade jetzt war sie so mit Gedanken an ihre Mutter und Al und Aleta und Angelina und Emily beschäftigt, dass kein Raum blieb, über Simon nachzudenken, und trotzdem schwebte er wie ein Bussard über ihr, bereit zuzustoÃen. Noch ein beunruhigender Gedanke, und sie würde unweigerlich in einer Gummizelle landen.
Sie blickte durch die Halle und sah Doktor Templeton schnell auf sie zukommen, wobei er leicht humpelte. Sie wischte ihre feuchten Handflächen an ihrer Jeans ab und versuchte sich an einem Lächeln.
»Guten Morgen, Miss Rizzo«, sagte Doktor Templeton. »Aller Voraussicht nach werden wir mit der Operation in ungefähr einer Stunde anfangen können.« Er drückte ihren Arm. »Wie geht es Ihnen?«
»Ich bin schrecklich nervös, Doktor.«
»Machen Sie sich keine Sorgen. Ihre Mutter ist in guten Händen. Ich habe das beste Chirurgenteam von ganz Südkalifornien. Natürlich gibt es keine Garantien, aber wenn die Operation erfolgreich verläuft, wird es ihr viel besser gehen. Das kann ich Ihnen versprechen.«
»Ich weià gar nicht, wie ich Ihnen danken soll, Doktor. Ich kann immer noch nicht glauben, dass Sie meine Mutter von der Operation überzeugen konnten.«
»Sie können mir nach der Operation danken.«
Er lehnte sich an die Wand, und Sami fiel auf, dass er sein Gesicht verzog. »Es steht mir nicht zu, meine Nase in Dinge zu stecken, die mich nichts angehen«, sagte sie, »aber ich habe gesehen, dass Sie humpeln.«
»Das war meine Dummheit. Ich habe mir den Rücken gezerrt, als ich einen Kasten Mineralwasser aus meinem Kofferraum gehoben habe.« Er griff nach hinten und massierte sich sanft die Muskeln. »Keine Sorge. Mein Rücken wird keinen Einfluss auf meine Hände haben.«
Zum ersten Mal, seit sie Doktor Templeton traf, sah sie in ihm eher den Mann als den Arzt â einen auffallend gutaussehenden Mann.
Captain Derrance Davison saà gegenüber von Chief Larson und war sich ziemlich sicher, was nun kommen würde.
»Ich hatte gerade Bürgermeisterin Sullivan am Apparat, und sie ist heute Morgen nicht gerade glücklich und zufrieden«, sagte Chief Larson. »Besser gesagt, hat sie mir die Hölle heiÃgemacht. Wir müssen Gas geben in diesem Fall.« Larson erhob sich und ging zum Fenster, wobei er Davison seinen Rücken zuwandte. »Verdammt noch mal, wie kann eine so wunderschöne Stadt zwei Serienkiller in weniger als drei Jahren hervorbringen?«
»Wir wissen noch nicht genau, ob diese beiden Morde miteinander in Verbindung stehen, Sir.«
»In was für einer Welt leben Sie denn, Captain?«
»Ich denke nur, dass wir das Ergebnis der Autopsie abwarten sollten, bevor wir Rückschlüsse ziehen.«
Larson warf einen Aktenhefter quer über seinen Schreibtisch. »Lesen Sie.«
Davison öffnete den Hefter und las den vorläufigen AuÂtopsiebericht. »Barmherzige Mutter Gottes.«
»Das zweite Opfer starb an Herzstillstand«, sagte Larson. »Oberkörper genauso geklammert. Dieselben Brandmale am Brustkorb.«
Davison schüttelte den Kopf. »Und dieses Opfer trug einen Anzug von Armani ?«
»Unser
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