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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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weiterführen, wenn seine Familie nicht da war. Denn er konnte nicht einfach für mehrere Tage ohne glaubhafte Begründung von der Bild­fläche verschwinden. Sein Job als Kardiologe brachte es mit sich, oft zu reisen und an Konferenzen teilzunehmen. Aber wie oft konnte er diese Entschuldigung vorbringen, ohne dass seine Frau misstrauisch würde? Ein- oder zweimal im Monat fuhr Nicole mit den Kindern nach Los Angeles, um dort ein Wochenende mit ihren Eltern zu verbringen. Doch von so einem Besuch waren sie gerade zurückgekehrt, und Julian ging nicht davon aus, dass sie bald wieder eine Reise machen würden. Um seine Forschung innerhalb der Frist von sechs Monaten, die die GAFF ihm gesetzt hatte, abschließen zu können, musste er einen Weg für dieses logistische Problem finden. Selbst wenn das drastische Maßnahmen erforderte.

12     Sami fühlte sich, als würde sie von einem kurzen Urlaub zurückkehren, als sie aufs Revier kam. Doch das einzige Gesicht, das sie erkannte, war das von Chuck D’Angelo, einem altgedienten Ermittler der Mordkommission. Das Revier brummte vor Geschäftigkeit, Detectives wie auch das übrige Personal liefen geschäftig umher. Aus purer Höflichkeit wollte sie D’Angelo ansprechen, obwohl sie den Typen nicht ausstehen konnte, doch er unterhielt sich angeregt mit einem jungen Mann, den sie noch nie gesehen hatte. Wahrscheinlich ein Neuzugang, nahm sie an. Vielleicht ihr Nachfolger?
    Sami ging zu ihrem ehemaligen Schreibtisch. Wer auch immer dort jetzt saß, war nirgendwo zu sehen. Sie hatte den Schreibtisch noch nie so sauber und ordentlich gesehen, so ganz anders als damals, als es noch ihr Platz war. Sie war stark versucht, sich auf den Stuhl zu setzen, nur um auszuprobieren, was sie dabei empfand, aber genau in diesem Augenblick steckte Captain Davison den Kopf aus seinem Büro und brüllte nach D’Angelo, und dabei fiel sein Blick auf sie.
    Davison marschierte auf Sami zu und streckte seine Hand aus. »Sieh an, sieh an, wen haben wir denn da?«
    Sie ergriff seine Hand und schüttelte sie. »Sie sehen gut aus, Captain.«
    Â»Das ist schön, denn ich fühle mich scheiße. Der Blutdruck geht durch die Decke.« Er winkte D’Angelo zu.
    Â»Ich bin ein bisschen zu früh«, sagte sie. »Ich warte, bis Sie Zeit haben.«
    Der Captain ließ ein bei ihm seltenes Lächeln sehen. »Werde nicht länger als fünf Minuten brauchen, um ihm Beine zu machen.«
    Â»Ist schön zu sehen, dass manche Dinge sich nie ändern«, meinte Sami grinsend.
    Â»Und so wird es auch bleiben. Machen Sie es sich gemütlich.«
    D’Angelo sagte keinen Ton, winkte aber und lächelte sie an, als er dem Captain folgte, wobei er aussah wie ein Schüler auf dem Weg ins Büro des Direktors. O ja, wie gut konnte sie sich noch an diese Abreibungen hinter geschlossenen Türen erinnern. Da sie nicht länger widerstehen konnte, ließ sie sich auf ihren alten Stuhl fallen. Wer auch immer hier saß, musste groß sein. Ihre Zehen reichten kaum bis auf den Boden.
    Da sie mit ihrem alten Schreibtisch und der vertrauten Umgebung beschäftigt war, hatte sie den Mann nicht wahrgenommen, der sich neben sie gestellt hatte.
    Â»Sami Rizzo?«, fragte der junge Mann.
    Â»Höchstpersönlich. Und Sie sind?«
    Â»Detective Osbourn. Nennen Sie mich Richard.«
    Â»Freut mich, Sie kennenzulernen, Richard.«
    Er verschränkte die Arme und lehnte sich gegen den Schreibtisch. »Ich habe schon eine Menge über Sie gehört, Mrs Rizzo.«
    Â»Mrs Rizzo ist meine Mutter. Ich bin Sami. Und nur zur Warnung: Glauben Sie nicht alles, was Sie hören. Die Leute hier neigen zur Übertreibung.«
    Â»Selbst wenn sie Gutes erzählen?«
    Â»Besonders dann.«
    Â»Detective Diaz denkt, dass Sie der beste Detective sind, den dieses Revier jemals gesehen hat.«
    Â»Tatsächlich?« Offensichtlich wusste Detective Osbourn nichts von ihrer Beziehung. »Das sagt er nur, weil ich mit ihm schlafe.«
    Osbourn lachte. »Und er hat mir auch erzählt, dass Sie viel Humor haben.«
    Â»Jeder, der mit Al schläft, muss Sinn für Humor haben.«
    Osbourn begriff es immer noch nicht.
    Â»Wie lange sind Sie schon bei der Mordkommission, ­Richard?«
    Â»Fast zwei Jahre.«
    Â»Also haben Sie angefangen, kurz nachdem ich ausgestiegen bin?«
    Â»Ich bin Ihr

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