Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
Vom Netzwerk:
Rücken.
    Seit sie das Loft betreten hatten, war von der eingebildet selbstsicheren Frau, die Julian mit ihrer Klugscheißerei beleidigt hatte, nichts als ein schluchzendes kleines Mädchen geblieben, die gerade ihre Barbie verloren hatte. »Warum machen Sie das? Bitte lassen Sie uns gehen.«
    Julian fiel kein vernünftiger Grund ein, das alles zu erklären. Noch nicht.
    Â»Bist du irgendein verdammter Perverser, oder was?«, rief Biermann und hörte sich dabei immer noch ziemlich kämpferisch an.
    Julian beachtete ihn nicht, sondern ging in die Kammer hinter der Küche und kehrte mit dem Herzmonitor zurück, den er neben das Rollschränkchen mit dem chirurgischen Besteck schob. Er nahm ein Instrument heraus, das aussah wie eine moderne Zange, hielt sie hoch und betrachtete sie prüfend.
    Â»Was zum Teufel soll all die Scheiße?«, rief Biermann.
    Â»Was hattest du über das Rausreißen meiner Mandeln gesagt?«

16    »Hat es dir mit Emily Spaß gemacht?«, wollte Sami von Angelina wissen.
    Â»Ja, Mami. Emily hat mit mir gespielt. Ganz viel.«
    Â»Wie kann ich dir nur danken, Emily? Ich stehe gewaltig in deiner Schuld.«
    Â»Okay, wenn du in irgendeinen reichen Doktor läufst, der nach einer Vorzeigefrau sucht, dann schuldest du mir nichts mehr.«
    Wenn Doktor Templeton nicht verheiratet wäre, dachte Sami, hätte sie gern die Kupplerin gespielt. »Ich werde meine Augen offen halten.«
    Während Sami und Emily über alles Mögliche plauderten und ihre Corona tranken, saß Angelina im Schneidersitz vor dem Fernseher und schaute sich Sponge Bob an. Dann waren plötzlich schlurfende Schritte zu hören, und Josephine erschien im Durchgang.
    Â»Geht es dir gut, Ma?«, wollte Sami wissen, sprang vom Sofa hoch und eilte zu ihr.
    Â»Jedes Mal, wenn ich husten muss, habe ich das Gefühl, dass die Operationswunde weit aufreißt.«
    Â»Hältst du auch das Kissen fest gegen die Brust gepresst?«, fragte Emily.
    Josephine wedelte mit der Hand, wie um Emilys Frage zu vertreiben. »Kissen ist ja gut und schön, aber mein Körper warnt mich nicht jedes Mal vor, wenn er husten oder niesen wird.«
    Â»Im Schrank liegt noch ein Extrakissen«, meinte Sami. »Ich werde es dir auf den Nachttisch legen.«
    Josephine hievte sich in den Fernsehsessel. »Ich habe ein bisschen Hunger. Haben wir im Kühlschrank noch irgendwelche Reste?«
    Sami sah Emily an.
    Â»Vom Abendessen sind noch ein bisschen Hackbraten und Kartoffelbrei übrig«, erklärte Emily.
    Â»Ich hätte lieber was Italienisches.«
    Â»Soll ich bei DeMarco’s etwas bestellen?«
    Josephines Augen leuchteten plötzlich. »Gebackene Auberginen und Ziti dazu. Und sag ihnen, die Ziti nicht zu lange zu kochen. Ich hasse matschige Nudeln.«
    Die Rizzos riefen regelmäßig beim Bestellservice von DeMarco’s an, weshalb Sami die Nummer in ihrem Handy gespeichert hatte. Nachdem sie die Bestellung aufgegeben hatte, erklärte Emily sich bereit, das Essen abzuholen, und machte sich auf den Weg.
    Â»Kann ich mit dir über etwas sprechen, Sami?«, fragte Josephine.
    Da Josephine ziemlich ernst wirkte, ging Sami davon aus, dass es sich um etwas Wichtiges handeln musste. »Aber ­sicher, Ma, um was geht es?«
    Â»Seit meinem Herzinfarkt und der Operation und weil ich so lange herumliegen musste und nichts anderes tun konnte als nachzudenken, habe ich viel mit Gott gesprochen.«
    Diese Ankündigung überraschte Sami. Ihre Mutter hatte Gott seit Jahren nicht erwähnt und war auch seit dem Tod ihres Vaters nicht in der Kirche gewesen. Gott war eigentlich nur ihre Anlaufstelle gewesen, um ihn für Angelo Rizzos frühzeitigen Tod verantwortlich zu machen.
    Josephine fuhr fort. »Ich möchte zur Beichte und sonntags auch wieder zur Messe gehen.« Dann zeigte sie auf Sami und danach auf Angelina. »Und ich möchte, dass ihr zwei mich begleitet.«

    Sami lag hellwach im Bett, drückte und knuffte ihr Kissen, um bequem zu liegen, aber sie konnte einfach nicht einschlafen. Ihr stürmte so viel durch den Kopf, dass sie einfach nicht abschalten konnte. An vorderster Stelle stand da in diesem speziellen Augenblick die Bitte ihrer Mutter, dass Angelina und Sami sie zur Kirche begleiten sollten.
    Die Ankündigung ihrer Mutter brachte bittere Erinnerungen zurück. Es hatte eine Zeit gegeben, als Sami

Weitere Kostenlose Bücher