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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Annechino
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solche erst einmal zu akzeptieren. Der zweite Schritt bestand darin, die Verantwortung zu übernehmen, was sie nicht getan hatte. Mehr als zwei Jahre hatte sie mit einem anklagenden Finger auf Simon gezeigt, obwohl sie ihn vor dem Spiegel auf sich selbst hätte richten müssen.
    Sie stieg aus dem Wagen, und ihr war so leicht ums Herz, als ob ihr eine schwere Last von der Seele genommen worden war. Sie erwartete nicht, dass diese plötzliche Erkenntnis das Kapitel beendete. Sie würde viel daran arbeiten müssen, noch mehr Sitzungen mit Doktor J. Doch zum ersten Mal seit ihrem Martyrium spürte sie dankbar so etwas wie eine Ahnung von Frieden.

    Â»Ich finde, es ist Zeit, dass wir uns küssen und versöhnen. Was meinst du?«, fragte Nicole.
    Julian war gerade aus der Dusche gekommen, stand im Rahmen der Badezimmertür und trocknete sich ab. Von seinem nassen Haar tropfte es auf den Travertinboden. Nicole lag auf dem Bett, sie war gerade nach einem Nickerchen aufgewacht. So liebte Julian seine Arbeitstage. Zwei Operationen am frühen Morgen und mittags wieder zu Hause. Es kam nicht oft vor, aber wenn es der Fall war, nutzte er es aus.
    Nicole setzte sich auf, ließ ihren Morgenrock von der Schulter gleiten und zeigte ihren gleichmäßig gebräunten Körper. Julian betrachtete sie eingehend und dachte zufrieden, dass ihr Fitnesstrainer sein saftiges Honorar verdient hatte.
    Â»Komm her zu mir«, forderte Nicole ihn auf.
    Ein wenig skeptisch schlenderte Julian zum Bett, das Badetuch um seine Hüften und Beine gewickelt. Zuerst hatte er angenommen, dass Nicole heute aus irgendeinem Grund ungewöhnlich spitz auf ihn war, doch auch wenn es so war, machte er sich keine Hoffnung auf etwas anderes als einen weiteren Kurzstreckensprint. Allerdings sah er in Nicoles Augen einen ungewöhnlich herausfordernden Ausdruck.
    Als sie auf der Bettkante saß, fiel ihm auf, dass ihr Intimbereich vollständig rasiert war. Wie oft hatte er schon ohne Erfolg versucht, sie davon zu überzeugen? Wieso jetzt? Bedeutete ihre seltene Einladung, miteinander ins Bett zu gehen, etwa, dass die sonst üblichen Komplexe und Hemmungen wegfielen, oder wäre es wie immer, nur mit einer kleinen Überraschung?
    Nicole schob ihre Hand unter sein Handtuch und streichelte ihn sanft. Sein Körper reagierte sofort darauf, doch da Julian nicht wusste, was sie vorhatte, blieb er regungslos stehen.
    Â»Ich bin so eine Zicke in letzter Zeit gewesen«, gestand sie ein. »Als ob ich meine Periode ein halbes Jahr lang an einem Stück gehabt hätte. Es ist an der Zeit, es wiedergutzumachen.«
    Er hatte keinerlei Erwartungen. In Anbetracht seiner bis herigen Erfahrungen war das kein Wunder. Sie hatte ihn gut abgerichtet, und er wusste nur zu genau, was kommen würde. Sie würde auf dem Rücken liegen und ihn machen lassen, und wie bei jeder eingefahrenen Routine würde ihre Begegnung ohne Fanfaren und ohne Überraschungen zu Ende gehen. Nutten nannten es seines Wissens nach ein »direktes Flachlegen«.
    Â»Würdest du gern mal etwas anderes ausprobieren?«, bot sie ihm an.
    Das weckte seine Neugier.
    Â»An was hast du denn gedacht?«, fragte er etwas zurückhaltend.
    Â»Wie hättest du mich denn gern?«
    Eine Fangfrage, dachte er bei sich. Wenn er ihr die Wahrheit sagte, würde sie sicher denken, dass ihr Ehemann ein verkommener Perverser war. »Wie sehen denn meine Op­tionen aus?«
    Nicole lächelte ungewohnt verschmitzt und streichelte ihn entschlossener. »Ich komme mir heute ein wenig ungezogen vor, ja sogar ziemlich geil. Du kannst mich so ficken, wie dein kleines Herz es begehrt.«
    Ihre Bemerkung überraschte ihn. Rachael hatte etwas ganz Ähnliches zu ihm gesagt, und er hatte es ihr gegeben. Er wollte Nicoles Bereitwilligkeit, ihm auf jede gewünschte Weise entgegenzukommen, nicht in Frage stellen, doch er nahm an, dass ihre Ungezogenheit Grenzen hatte. »Meinst du das ernst?«
    Â»Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.«
    Â»Ich möchte deine Handgelenke ans Bett binden und dich von hinten nehmen.« Ein Bild seiner Kusinen Rebecca und Marianne blitzte vor ihm auf. Er erwartete eine scharfe Antwort zu bekommen.
    Â»Hört sich interessant an. Nur eine Frage. Wenn du ›von hinten‹ sagst, meinst du …«
    Â»Ja.« Er ließ sie nicht ausreden.
    Â»Wird es weh tun?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich

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