Keine große Affäre
Ginger, als
sie zurück ins Bett sprangen, um wieder warm zu werden, und sie sich das
Federbett bis zur Nase hochzog, Sex war überhaupt nicht anders, wenn man ein
Baby hatte. Es war phantastisch, wundervoll, genial, und sie fragte sich, wie
sie so viele Monate ohne ausgekommen war.
Kapitel 10
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April
»Kommst du auch bestimmt zurecht?«
fragte Neil, als er sich seinen Seesack auf die Schulter hievte.
»Wir kommen schon klar«, versicherte
Lia ihm.
»Du hast die Nummer vom Hotel, falls
du sie brauchst?«
»Ja, aber ich rufe nicht an. Wenn ein
Notfall eintritt, sind ja genug Leute um mich rum. Außerdem wird es keinen
geben«, fügte sie hinzu.
»Findest du wirklich, du solltest
Annie mitnehmen, wenn sie Temperatur hat?«
»Na ja, ich kann sie ja kaum
hierlassen, oder?« scherzte Lia. »Sie hat nur einen Virus. Ein Tapetenwechsel
und ein bißchen Landluft werden ihr bestimmt gut tun... Und wenn Guy sich
anstecken wollte, hatte er bisher reichlich Gelegenheit dazu.«
Anouska hatte seit ein paar Tagen
Fieber. Während Lia sich langsam von ihrem Grippeanfall erholte, hatte Anouska
ähnliche Symptome entwickelt. Man sah ihr nicht an, daß ihr etwas fehlte, aber
sie war nicht ganz auf dem Posten und ungenießbar, was Lia nur zu gut verstand,
wenn das Kind sich genauso unwohl fühlte wie sie und dieselben Kopfschmerzen
hatte. Sie war mit Annie beim Arzt gewesen, der ihr Tips gegeben hatte, wie sie
das Fieber niedrig halten konnte, jedoch gesagt hatte, daß er sonst nicht viel
tun konnte. Viele Leute hatten jetzt die Grippe. Lia war besorgt gewesen, daß
Guy sich anstecken könnte, aber bisher schien er verschont geblieben zu sein.
Als Ginger erfahren hatte, daß Lia und
Anouska Ostern allein verbringen würden, hatte sie sie für das ganze Wochenende
aufs Land eingeladen.
»Mummy, Pic und ich kümmern uns um
Anouska, und du kannst dich zur Abwechslung mal ausruhen«, hatte sie angeboten.
»Ihr müßt beide wieder gesund werden, und wir müssen uns keine Sorgen um den
Einkauf machen oder ums Essen oder Saubermachen, weil das alles erledigt wird.
Der einzige Minuspunkt ist Daddy, aber es ist ein großes Haus, und man kann ihm
leicht aus dem Weg gehen. Mummy sagt, auf dem See sind schon zwei
Entenfamilien«, fügte sie hinzu, als würde Lia noch einen weiteren Anreiz
brauchen.
»Meine Güte! Wir fahren in ein Schloß,
nicht in irgendeine feuchte Bruchbude«, erinnerte Lia Neil.
»Na j a, in diesen Häusern zieht es
oft ganz schön«, sagte er, als hätte er jahrelange Erfahrung mit
aristokratischen Wohnsitzen.
Seine Besorgnis um die Gesundheit
ihres Kindes rührte sie zwar, aber sie fand, er machte sich unnötige Sorgen,
und wünschte, er würde endlich gehen. Es war morgens um halb sieben, und ihr
war eiskalt, als sie so in der Tür stand.
»Ich wünsche dir viel Spaß«, sagte sie
und fragte sich, warum er so ungern aufzubrechen schien. Sie wußte, daß es kein
richtiger Urlaub war, weil er einen Haufen Schulkinder beaufsichtigen mußte,
aber schließlich fuhr er nach Paris. Sie wünschte; er würde sich ein bißchen
mehr darauf freuen.
»Okay«, sagte er und setzte sich
wieder in Bewegung.
Er schlang die Arme um sie und drückte
sie ganz fest. Dann riß er sich los und ging rasch die Straße hinunter, und
erst als er ganz am Ende angelangt war und sie seinen Gesichtsausdruck nicht
mehr sehen konnte, drehte er sich um und winkte.
Als sie die Tür hinter sich schloß,
atmete Lia tief durch. Vier ganze Tage! Seit dem Tag, an dem sie sich
kennengelernt hatten, waren sie nicht länger als eine Nacht getrennt gewesen,
und das war nur, weil sie nach der Geburt im Krankenhaus geblieben war. Es war
der Abend, an dem sie und Ginger an Alisons Fußende gehockt und Champagner
getrunken hatten, erinnerte sie sich. Sie lächelte, weil ihr bewußt wurde, wie
sehr sie sich auf das Wochenende freute, auf ungezwungene Frauengespräche mit
viel Gelächter.
In der letzten Zeit war Neil immer
introvertierter und stiller geworden. Die Ofsted-Inspektion hing über seiner
Schule wie eine Regenwolke. Die Lehrer verbrachten die meisten Abende damit,
bis spät in die Nacht Berichte über die Fortschritte jedes einzelnen Schülers
zu schreiben und Stundenpläne vorzubereiten. Sie machten sich zunehmend Sorgen
über ihr Abschneiden. Jedesmal, wenn ihr Kollegen von Neil über den Weg liefen,
sprachen sie genauso über die Inspektion wie Schulkinder über ihre
bevorstehenden GCSE-Prüfungen. Sie hatte den
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