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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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ihn darstellen zu müssen glaubte. In
Gingers Erfahrung war es im Prinzip egal, wie man sich entschied, denn nach
drei oder vier Wochen kam das wahre Ich sowieso an die Oberfläche. Doch das
hielt einen nicht davon ab, es Zu versuchen. Jetzt hatte sie dieses Problem
nicht, denn wenn man ein Kind hatte, konnte man sich nicht unnahbar und
mysteriös geben. Guy würde es mit der Angst zu tun bekommen. Deshalb mußte sie
es einfach genießen, bis Charlie anfing, sich zu langweilen, und sich zur
Trennung entschloß. Sie hatten phantastischen Sex und viel Spaß miteinander,
und es hatte schließlich keinen Sinn, mit etwas aufzuhören, nur weil man wußte,
daß es nicht andauern würde.
    Die Sonne ging auf. Helles, weißes
Licht flutete um die staubigen Troddeln an den Rändern der schweren, olivgrünen
Samtvorhänge. Charlie drehte sich auf die andere Seite und nahm das gesamte
Federbett mit.
    »Hey.« Ginger versuchte, ein Stück
davon zurückzuergattern.
    Sie kuschelte sich enger an ihn, schmiegte
ihren Körper an seinen Rücken, die Knie unter seinem Po. Und dann mußte sie
einfach fühlen, ob er eine morgendliche Erektion hatte. Sie liebte die Wärme
seiner Haut am Morgen, wenn er die Arme schläfrig um sie schlang, sein Wimmern,
die kleinen Stöhner und wie er die Augen gegen das unangenehm grelle Tageslicht
zusammenkniff. Schließlich öffnete er die Augen und lächelte.
    »Hallo!« sagte sie und versuchte sich
an all ihre Vorsätze zu erinnern. Gott, sah er morgens gut aus. Sein Haar war
zerzaust, sein Atem schmeckte muffig und menschlich, und die dunklen Augen
funkelten voll Vorfreude auf etwas Unanständiges.
    Er küßte sie träge, zog dann den Kopf
zurück, sah sie einen Moment an und machte dann heftiger weiter, mit echter
Dringlichkeit. Es ging ihr jedes Mal unter die Haut, dieses Zurückziehen, als
wollte er überprüfen, ob sie real war. Die herrliche Vorstellung, nur um ihrer
selbst willen noch leidenschaftlicher geküßt zu werden, schmeichelte ihr und
törnte sie an. Das macht er mit jeder, warnte die Stimme in ihr. Das hat er mal
in einem Film gesehen, und es funktioniert jedes Mal.
    »Mmm, mußt du dieses Wochenende
unbedingt wegfahren?« fragte er sie.
    »Fürchte ja«, sagte Ginger zu ihm.
    »Aber ich seh dich immer nur an den
Wochenenden, und wenn wir zum ersten Mal vier Tage am Stück haben, beschließt
du, nach Hause zu fahren...«, klagte er wehleidig.
    Sie hatte ihn auf Wochenenden
rationiert. Während der Woche machte es morgens zuviel Umstände, dafür zu
sorgen, daß er aufwachte, gewaschen, angezogen und abgefüttert war, genau wie
Guy, und sich auch noch selbst für die Arbeit zurechtzumachen. Sie mußte
aufpassen, daß er nicht zur Gewohnheit wurde, zu einer festen Größe in ihrem
Leben.
    »Ich habe es Lia versprochen, und
außerdem möchte ich gern fahren«, sagte sie zu ihm.
    »Wieso kann ich nicht mitkommen?«
    »Wieso kann ich nicht mitkommen?«
äffte sie seine Kleinjungenstimme nach. »Weil ich dich nicht eingeladen habe,
deshalb«, sagte sie.
    »Aber warum nicht?«
    »Weil ich ein bißchen Zeit mit meiner
Freundin verbringe11 will.« Und ich möchte nicht, daß Mummy dich interviewt und
    Daddy vier Tage lang versucht, dich
als Deppen hinzustellen, dachte sie.
    »In Ordnung«, willigte er ein, als
hätte er eine Wahl. »Wann kommst du zurück?«
    »Montag gegen achtzehn Uhr, denke
ich.«
    »Kann ich vorbeikommen?«
    »Wenn du was zu essen mitbringst«,
sagte sie.
    »Und was gibt es sonst Neues?« zog er
sie auf und duckte sich, um einem freundschaftlichen Schlag mit dem Kissen
auszuweichen. Er nahm sich ebenfalls eins und revanchierte sich. Sie kniete sich
hin und schlug ihn heftig mit ihrem, und brüllend vor Lachen droschen sie lange
und fest aufeinander ein, bis sie außer Atem waren und die dünnen
Sonnenstrahlen, die jetzt ins Zimmer strömten, mit den Staubkörnern tanzten.
    Dann wachte Guy auf, und im selben
Moment klingelte das Telephon.
    Ginger zeigte auf den Apparat, um
anzudeuten, daß er abnehmen sollte, und ging zu Guy.
    Als sie mit dem lächelnden Baby auf
dem Arm ins Zimmer zurückkam, sagte Charlie gerade: »Hier ist sie, warte einen
Moment, Pic.«
    Und sie wußte sofort, daß etwas nicht
stimmte.
    Sie griff nach dem Hörer.
    »Was ist los? ... Oh nein! Was meinst
du damit, ernst? ... Oh • •• Nein, ich komme, so schnell ich kann. Ich versuche
ihn bei Lia zu lassen. Ich komme.«
    Sie legte auf, nahm sofort wieder ab
und wählte. Charlie schlich um sie herum und

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