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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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anders im Spiel war, aber irgendwie war es einfacher, solche Dinge
zu fragen, wenn man fuhr. Dann mußte man der anderen Person nicht ins Gesicht
sehen.
    »Ich bin daran gewöhnt«, sagte Ginger.
»Ich habe mich entschlossen, das Baby zu bekommen, ohne ihn zu Rate zu ziehen,
deshalb habe ich auch nichts erwartet.«
    »Aha«, sagte Charlie, der bemerkte,
daß Ginger nicht weiter darüber sprechen wollte. »Er ist ein großartiges
kleines Kerlchen«, fügte er hinzu.
    »Finde ich auch«, sagte Ginger, die
vor Stolz anschwoll. »Ich weiß, daß viele Leute mich für blöd halten«, fügte
sie hinzu und fragte sich noch während sie es sagte, warum sie immer das Gefühl
hatte, sich rechtfertigen zu müssen. »Du weißt schon, wie ich meine Karriere
ruiniert habe und all das, aber ich sehe ihn an und denke, was hätte ich denn
Kreativeres tun können, als dieses kleine Lebewesen zur Welt zu bringen?«
    Charlie wandte den Blick kurz von der
Straße und lächelte sie an.
    »Was ich nicht wußte war, wie sehr er
er selbst sein würde. Das war er nämlich, von Geburt an«, fuhr Ginger fort, die
sich durch Charlies Reaktion ermutigt fühlte und nicht aufhören konnte, ihm
noch mehr zu erzählen. Es war ein wunderbares Gefühl, diese Dinge über seinen
Sohn enthüllen zu können, ohne es ihm explizit zu sagen. Ihr war nicht bewußt
gewesen, wie schön es sein mußte, den anderen Elternteil bei sich zu haben und
alles mit ihm zu teilen, sowohl die Freude als auch die Arbeit.
    »Es ist also Veranlagung und nicht die
Erziehung?« fragte Charlie.
    »Eindeutig. Ich meine, klar, natürlich
entwickeln sie sich, und ich bin sicher, wenn man ihnen emotionalen Schaden
zufügt, bleiben Narben zurück, aber sie werden ganz eindeutig mit ihrem
Charakter geboren, und jeder, der das bestreitet, hat noch nie ein Baby
gehabt«, sagte sie kategorisch, als hätte er die Absicht, einen Streit
anzufangen. Als sie sah, daß er nur interessiert zuhörte, fügte sie sanfter
hinzu: »Ich sehe ihn als Geschenk an, und alles, was ich tun kann, ist so gut
auf ihn aufzupassen, wie ich kann, und zu hoffen, daß etwas aus ihm wird...«
    Charlie ließ sie weiterschwatzen. Er
konnte nicht widerstehen, ab und zu in ihr Gesicht zu sehen, das sensationell
hübsch war, wenn es durch die Freude an ihrem Baby so mit Leben erfüllt war.
Sie schien von Begeisterung und Lebensfreude umgeben zu sein, und wenn sie von
ihrem Sohn sprach, konnte man die Aura fast golden leuchten sehen. Sie mußte
der lebhafteste, vitalste Mensch sein, den er je getroffen hatte. Und
plötzlich, als sie auf der Kew Bridge im Verkehr stecken blieben, bemerkte er,
daß er in sie verliebt war. Es war ein seltsames Gefühl, das ihn fast demütig
stimmte, und er fühlte sich dadurch gleichzeitig schwächer und stärker als je
zuvor. Es überraschte ihn so sehr, daß alle Worte, die er ihr hatte sagen
wollen, durch das offene Autofenster über die Themse fortzuwehen schienen,
außer Reichweite zu flattern schienen, wie die Wimpel auf den Ausflugsdampfern.
    Im selben Moment heulte hinter ihnen
eine Polizeisirene auf, und er mußte sein Fahrzeug an die Seite manövrieren, um
das Auto vorbeizulassen.
    »Ich dachte, wir gehen in einen Pub«,
sagte er nüchtern, als der Verkehr sich wieder in Bewegung setzte.
    »Welchen Pub?« fragte sie.
    »Ich glaube, es heißt The Dove. Kennst du ihn?«
    Sie kannte ihn sehr gut. Er war
ungefähr hundert Meter von dem Haus entfernt, wo der Rest ihrer Familie dem
Rennen zusah.
    »Oh nein«, sagte Ginger zu ihm. »Tut
mir leid, aber ich hasse diesen Pub«, erklärte sie.
    »Hast du irgendwelche anderen
Vorstellungen?« fragte Charlie, den ihre heftige Ablehnung beunruhigte.
    »Ähm...« Sie konnte nicht anders, aber
sie war ein bißchen enttäuscht. Sie hatte sich mit der Phantasievorstellung
getragen, daß Charlie mit seinen guten Beziehungen zur Medienwelt einen Tisch
im River Café organisiert haben könnte.
    »Sag mir, wenn’s eine idiotische Idee
ist«, sagte Charlie plötzlich, als sie zum Chiswick-Kreisel krochen. »Wir sind
mitten auf der M4. Es ist ein schöner Tag. Warum wagen wir es nicht einfach,
mit der Tradition zu brechen, und verschwinden aus London?«
    Ginger dachte nicht länger als zwei
Sekunden darüber nach. Eigentlich haßte sie das Bootsrennen. Sie war nie groß
genug gewesen, um die Boote vorbeifahren zu sehen, und sie assoziierte das
Stammesgeschrei mit Privatschulen, Oxbridge-Rivalität und der Konservativen
Partei, drei der Dinge, die sie am

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