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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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verdächtigt hast, und alles, was er getan hat, war, eine
Weihnachtsüberraschung geheimzuhalten. Es mußte einfach eine absolut simple
Erklärung geben. Ihr ging nur zuviel im Kopf herum, deshalb fiel sie ihr nicht
ein. Sie erinnerte sich daran, daß sie doch eine Familie hatte, und rief Pete
und Cheryl an. Als Cheryl hörte, was passiert war, bot sie sofort an, zu ihr zu
kommen, aber irgendwie, jetzt wo es noch jemand anders auf der Welt wußte, fühlte
Lia sich nicht mehr ganz so isoliert und hilflos.
    »Nein, das brauchst du nicht«, sagte
sie zu ihrer Schwägerin. »Es ist einfach nur schön zu wissen, daß ihr da seid.«
    »Hör zu, wir kommen morgen«, sagte
Cheryl zu ihr. »Gleich als erstes — wenn das Baby nicht heute abend kommt.«
    »Nein, das müßt ihr nicht. Dann ist
Neil wieder zu Hause.«
    »Wir kommen und leisten dir
Gesellschaft, bis er ankommt.«
    »Aber das Baby...«, protestierte Lia.
    »Na ja, wenigstens bin ich dann in der
Nähe einer Entbindungsstation«, sagte Cheryl lachend.
    »In Ordnung«, stimmte Lia zu, drückte
auf den roten Knopf und stellte das Telephon aus. Dann kam eine Schwester
herein, um Anouskas Temperatur zu messen, und der Teewagen machte seine Runde,
und als Lia bemerkte, daß niemand sie erreichen konnte, wenn das Gerät nicht
angeschaltet war, war es bereits nach Mitternacht, und es schien nicht viel
Zweck zu haben, fremde Menschen aus dem Bett zu klingeln.
     
    Alison hatte bereits mit John Fabrizio
und seinen Freunden eine Menge Champagner getrunken, und es war ein so herrlich
warmer, sonniger Nachmittag, daß man ihn nur auf eine Art verbringen konnte,
sagte sie zu Neil, und das war, in der Sonne zu sitzen und noch mehr zu
trinken.
    Sie bummelten im Marais-Viertel gemütlich
von einem Café zum anderen und gingen dann hinüber zur Ile Saint-Louis, wo der
ruhige Schatten der alten Straßen ihre geröteten Gesichter kühlte. Sie nahm
seine Hand, und er legte den Arm um sie, zog sie nah an sich heran und küßte
sie auf den Scheitel. Sie sprachen sehr wenig miteinander, aber es kam ihnen so
vor, als wäre das so, weil sie sich zusammen wohl fühlten, anders als am Abend
zuvor, als sich zwischen ihnen ein gähnender Abgrund aufgetan hatte, der mit
unausgesprochenem Ärger gefüllt war.
    In einer glacerie in der Nähe
von Notre Dame kauften sie sich süßes Fruchteis auf einer Waffel, für ihn
Aprikose, für sie cassis. Das Schwarze Johannisbeereis färbte ihre
Lippen violett. Als sie weiterschlenderten, erblickte sie sich selbst in einer
Tafel aus rostfreiem Stahl, die im Licht der goldenen Abendsonne wie ein
Spiegel leuchtete. Sie rieb sich die Lippen mit einem Taschentuch.
    »Gott! Wenn ich nur dran denke, daß
ich mir früher Lippenstift in dieser Farbe gekauft habe — erinnerst du dich?«
    »Ja«, sagte er. »Du mochtest violett.
Du hattest eine violette Hose mit Schlag.«
    »Nein, ich hatte eine dunkelgrüne.«
    »Nein, du hattest eine violette und
eine gelbe.«
    »Du hast recht!« sagte sie und machte
neben ihm einen Hüpfer. »Ich hatte die gelbe vergessen... Du hast sowas gar
nicht angezogen...«
    »Mir haben Schlaghosen noch nie
gefallen«, sagte er und stützte die Ellbogen auf die Brüstung der Brücke, die
sie gerade überquerten. Er sah auf den Fluß hinaus.
    »Das stimmt. Du hast immer gerade
geschnittene Jeans getragen, und du warst der erste, der sich die Haare hat
kurz schneiden lassen, als Punk in Mode kam.«
    »Ich war ein Trendsetter.« Er wandte
sich zu ihr und lächelte. Dann sah er geradeaus und blickte auf ein bateau
mouche am abfallenden Ufer, auf dem Touristen saßen, deren Gesichter unter
Sonnenhüten und hinter Photoapparaten versteckt waren. Er fragte sich, auf wie
vielen Photos Alison und er erscheinen würden, wie sie zusammen auf der Brücke
standen. Der Augenblick wurde auf Zelluloid gebannt, und das Photo würde in
Japan, Amerika und Australien wieder auftauchen, überall auf der Welt,
Beweisstück ihres gemeinsamen Wochenendes in Paris.
    »Sieh mal, Ally«, setzte er an. »Das
ist schon lange her...«
    »Gott, das mußt du mir gerade sagen«,
unterbrach sie ihn. »Man weiß, daß man alt wird, wenn die Sachen, die man
früher getragen hat, wieder in Mode kommen. Neulich habe ich mich sogar bei der
Überlegung ertappt, ob ich mir eine Schlaghose kaufen soll, außer daß sie
heutzutage anders heißen, dabei kann ich mich noch erinnern, daß ich mir hoch
und heilig geschworen habe, sowas nie wieder zu tragen. 1977 fand man sie schon
ganz

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