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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Nummer nicht.« Lia
erzählte ihr davon, wie sie vor ein paar Stunden im Hotel angerufen hatte. Oder
war es gestern gewesen? Sie konnte sich nicht erinnern.
    »Verdammt... Aber er ist doch auf Klassenfahrt,
oder?« sagte Ginger, die schnell schaltete. »Ruf doch einen seiner Kollegen an
und bitte ihn, sie herauszufinden und ihn anzurufen.«
    »Oh!« rief Lia freudig aus. »Gute
Idee... Da bin ich gar nicht drauf gekommen.«
    »Na ja. Du hast gerade andere Dinge im
Kopf«, tröstete Ginger sie. Sie ging hinüber und schaute in das Bett. »Ich
finde, sie sieht ein bißchen besser aus«, sagte sie.
    »Wirklich?« fragte Lia, die
schließlich vom Bett aufstand.
    »Ich glaube, unser kleiner Schatz wird
wieder ganz gesund«, sagte Ginger, legte den Arm um Lia und drückte sie, als
sie nebeneinander über das Metallgitter auf das schlafende Baby sahen.
    »Vielleicht ist ihr Herz geschädigt«,
flüsterte Lia.
    »Darüber machen wir uns Sorgen, wenn
es soweit ist«, antwortete Ginger ruhig.
    »Du klingst genau wie die Ärzte...«
    »Ja.« Ginger drehte sich um und ließ
Lias Taille los. »Ich komme langsam auf den Geschmack. Ich weiß genau, was man
sagen muß. Ich glaube, den Umgang mit Kranken beherrsche ich schon. Jetzt muß
ich nur noch Anatomie und Epidemiologie und all das lernen.«
    »Ist doch ein Klacks«, sagte Lia.
    »Eben«, sagte Ginger, die froh war,
daß sie ihre Freundin dazu gebracht hatte, sich an dem schwachen Witz zu
beteiligen.
    Als Ginger weg war, aß Lia das
Sandwich, das sie ihr in der Kantine gekauft hatte. Mit ernster Miene mümmelte
sie das trockene Brot mit Margarineschleim und wäßrigem Schinken. Im Geiste
wiederholte sie Gingers Anweisungen: Du mußt etwas essen, du mußt für Anouska
stark sein. Sie fühlte sich ein wenig besser, als sie einen Schluck aus der
Coladose nahm. Sie spürte, wie die Kohlensäurebläschen die Schmiere in ihrem
Mund wegscheuerten, und wie das Koffein ihre müden Arme belebte. Dann nahm sie
das Handy und drückte auf den grünen Knopf.
    Zuerst rief sie die Auskunft an, und
dann, nachdem sie die Nummer mit dem Kugelschreiber notiert hatte, den Ginger
ihr besorgt hatte, Neils Kollegen im Fachbereich Sport.
    »Hier ist Lia, Neil ist...«
    »Hallo, Lia. Wie geht es dir?« sagte
Bill sehr freundlich.
    »Gut«, sagte sie mechanisch. »Na ja,
nicht gerade gut, aber egal... Ähm, das klingt sicher blöd, aber ich versuche
Neil zu erreichen.«
    »Er ist nicht hier«, sagte er.
    »Nein, ich weiß, er ist in Paris, und
er hat mir die Nummer vom Hotel gegeben, aber ich glaube, da liegt ein Irrtum
vor... Ich habe mich gefragt, ob du vielleicht weißt, wo sie abgestiegen sind«,
sagte sie.
    »Nein.« Die Frage verwirrte ihn ganz
offensichtlich.
    »Könntest du es vielleicht rausfinden?
Es ist bloß, ich bin im Krankenhaus, und ich habe nur dieses Handy, und ich
will die Batterie nicht verbrauchen, indem ich die Auskunft anrufe, um
irgendwelche Nummern rauszufinden, und dann, wenn die Leute nicht da sind — Na
ja... Es tut mir leid, dich darum zu bitten«, fügte sie hinzu, weil sie im
Schweigen am anderen Ende der Leitung leichten Widerwillen spürte.
    »Nein, ich würde dir ja sehr gern
helfen«, sagte er. »Aber ich verstehe nicht, was ich da tun kann.«
    »Du könntest vielleicht die
Schulsekretärin anrufen. Die wird schon wissen, wo sie sind«, schlug sie vor.
    »Wo wer ist?«
    »Die Leute auf dem Schulausflug.«
    »Welcher Schulausflug? Ich wußte gar
nicht, daß einer stattfindet.«
    »Aber du bist doch ausgefallen... Neil
ist für dich eingesprungen... Du hast dir den Arm gebrochen...«
    »Ähm, nein...«, sagte er.
    »Oh«, sagte Lia, die seine
Verlegenheit spürte. »Dann muß es jemand anders gewesen sein. Tut mir leid.«
    »Wenn du willst, kann ich die
Sekretärin anrufen«, bot er plötzlich an, als hätte er sie enttäuscht.
    »Das wäre nett, vielen Dank.« Sie las
ihm die Handynummer vor, die Ginger oben auf den Zettel geschrieben hatte,
drückte auf den roten Knopf, um den Anruf zu beenden, und schaltete das Gerät
aus.
    Es gab eine einfache Erklärung dafür,
sagte Lia sich selbst. Natürlich gab es die. Sie dachte, Neil hätte gesagt, es
wäre Bill gewesen, der ausgefallen war, aber es war eine große Schule, da gab
es wahrscheinlich mehrere Bills, oder vielleicht hatte sie den Namen falsch
verstanden. Das war es wahrscheinlich. Fang nicht an, dir irgendwas einzureden,
sagte sie zu sich selbst. Es ist so schon schlimm genug. Denk an das letzte
Mal, als du ihn

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