Keine große Affäre
Ahornsirup... Worauf hättest
du denn Lust?«
»Auf alles«, sagte Ginger. »Ich fange
schon mal mit den Bagels an, während du die Eier schlägst.«
Pic sah sie an, als würde sie Witze
machen.
»Nein, wirklich«, sagte Ginger. »Du
hast ja keine Ahnung, wie hungrig mich das Stillen macht, und diese
Fertiggerichte von Marks & Spencer hängen mir dermaßen zum Hals
raus...«
Sie fing an, die Papiertüten vom
Feinkostladen auszupacken, und biß in einen Zwiebelbagel, während Pic sich
daran begab, das Abtropfbrett abzuräumen. Das Gute an einer Schwester, die
sagte, sie würde ein Frühstück zaubern, war zu wissen, sie würde einfach alles
machen, den Abwasch inklusive. Und in diesem Fall war es der von einer ganzen
Woche.
Als Robert vor seinem Besuch angerufen
hatte und höflich, aber scheinheilig gefragt hatte, ob er irgendwas für sie tun
konnte, hatte Ginger ihn mit der Bitte um ein Essen überrumpelt. Er war mit
allen Zutaten in einer Plastiktüte aufgekreuzt und hatte ihr gegrilltes Gemüse
und Porcini Risotto gekocht. Es war sehr lecker gewesen, aber er hatte alles
stehen und liegen lassen, von den Paprikaschotenkernen bis zur mit Arborioreis
verklebten Pfanne. Es war eine Sache, einen Freund zu bitten, für einen zu
kochen, aber eine andere, ihn zum Abwaschen zu zwingen. Bei der nächsten
Gelegenheit hatte Ginger auf dieselbe Frage geantwortet, sie würde sich
wahnsinnig über ein chinesisches Takeaway freuen.
Zum ersten Mal in dieser Woche
entspannte Ginger sich wirklich. Sie beobachtete ihre Schwester dabei, wie sie
methodisch und effizient wie immer den Abwasch in Angriff nahm, und die Arbeit
nur unterbrach, um die Schinkenscheiben zu wenden, die sie in den Grill
geschoben hatte und deren köstlicher Duft langsam durchs Zimmer zog. Ihr fiel
auf, daß Ed keine Anstalten machte, seiner Frau zu helfen. Er gehörte zu den
Männern, deren Mütter ihnen eingeimpft hatten, daß der Abwasch Männersache war.
Ein- oder zweimal pro Woche erhob er sich edelmütig nach dem Essen vom Tisch,
warf sich in Schürze und Gummihandschuhe und zog beim Abräumen eine Riesenshow
ab. Oft beklagte er den Zustand der Spüle und der Topfkratzer (»Wie soll man
das mit den uralten Dingern richtig sauberkriegen?«). Nach stundenlanger
Plackerei wischte er sich dann seufzend die Stirn und erwartete zur Belohnung
eine Tasse frischgebrauten Kaffee und unendliche Dankbarkeit. Seine Mutter
hatte ihm offensichtlich nicht beigebracht, daß Backbleche und Kochtöpfe sich
nicht auf wundersame Weise selbst reinigten, wenn man sie mit kaltem, fettigem
Wasser einweichte und auf der Arbeitsplatte stehen ließ. Auch Messer und Gabeln
trockneten sich weder selbst ab, noch hopsten sie zuvorkommend in die
Besteckschublade zurück.
Trotzdem war er nett, dachte Ginger.
Ein gutaussehender, cleverer Mann, der wahrscheinlich nicht phantasievoll genug
war, Pic zu betrügen, und in vielerlei Beziehung sehr gut zu ihr paßte. Wie
schon so oft kam ihr der Gedanke, daß sie selbst sich wahrscheinlich auch für
einen netten Mann hätte entscheiden sollen, der vielleicht wie alle Männer
seine kleinen Macken hatte, aber wenigstens für sie da wäre. Aber dann
erinnerte sie sich daran, daß sie mit ein paar solchen Männern ausgegangen war,
und gerade wenn sie überlegte, ob sie die Eintönigkeit einer festen Beziehung
mit ihnen ertragen könnte, hatten sie ihr den Laufpaß gegeben.
Pic war so gründlich, daß sie sogar
die Bistro-Kaffeekanne saubermachte, die Ginger seit Guys Geburt nicht mehr
benutzt hatte. Auf dem Kaffeesatz hatte sich eine dicke Schimmelschicht
gebildet. »Hmm«, sinnierte sie gutgelaunt. »Ich frage mich, ob das in deinen
Sterilisator paßt. Oder vielleicht sollte ich es einfach mit ins Labor nehmen.
Was meinst du, Ed? Vielleicht wird mir dann noch die Entdeckung eines neuen
Antibiotikums zugeschrieben!«
Ed sah auf und nickte. Er hatte nicht
richtig zugehört.
»Wo ist dein Bügelbrett?« fragte Pic,
die eine Tischdecke vom Wäscheständer zog.
»Keine Ahnung«, sagte Ginger. »Ist
doch auch egal.«
Pic drapierte die Decke über den
riesigen ovalen Mahagonitisch und versuchte heimlich, die Falten
glattzustreichen, weil es nicht so aussehen sollte, als kritisiere sie die
Schlampigkeit ihrer Schwester. Dann goß sie frischgepreßten Orangensaft in drei
Gläser, schenkte Kaffee ein und rief die beiden. Kaum hatte Ginger sich
niedergelassen, fing das Baby an zu schreien.
»Du rührst dich nicht vom Fleck«,
befahl Pic ihr. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher