Keine große Affäre
kümmere mich um ihn. Iß, bevor es kalt wird.«
Ginger war zu erschöpft, um zu
protestieren, und haute rein.
Das Baby beruhigte sich sofort, als
ihre Schwester es hochnahm.
»Siehst du, er ist auch mit mir
zufrieden, stimmt’s, Liebling?« sagte Pic, legte das Baby über die Schulter und
tätschelte ihm den Rücken.
»Vielleicht hält er dich für Ginger«,
bemerkte Ed, der den Mund voll Rührei hatte.
Diese Äußerung schien ihr jede
Beziehung zu dem Baby abzusprechen, und Pic war eindeutig verletzt. Zum ersten
Mal im Leben dämmerte es Ginger, daß sie etwas hatte, das ihre Schwester nicht
besaß. Vielleicht wollte Pic ein Kind und Ed nicht. Sein mangelndes Interesse
an Guy war überdeutlich, und hinter dem Austausch frostiger Bemerkungen steckte
offensichtlich noch mehr. Ginger empfand plötzlich großes Mitleid mit ihrer
Schwester. Sie schaufelte sich Pfannkuchen in den Mund.
»Es ist bestimmt seltsam für ihn, es
mit zwei Großen zu tun zu haben, die identisch aussehen«, gab Pic zu.
»Ja«, sagte Ginger, die versuchte, die
Atmosphäre zu entschärfen. »Und da du die zweite warst, die ihn in den Armen
gehalten hat, dachte er wahrscheinlich, daß alle Erwachsenen so aussehen wie
wir!«
Pic lachte schwach.
»Außerdem können sie in diesem Alter
die Leute wahrscheinlich sowieso noch nicht unterscheiden«, sagte Ginger und
wischte mit einem Stück Toast Ahornsirup und Schinkenfett vom Teller. »Er spürt
nur, daß du ihn sehr liebst, und deshalb hat er sich beruhigt.«
Dankbar lächelte Pic sie an.
»Und jetzt stille ich ihn«, sagte
Ginger und stand vom Tisch auf. »Das war übrigens lecker. Also Ed, wenn du
meine Titten nicht sehen willst, geh lieber raus. Mir ist es nicht peinlich, wenn
es dir nichts ausmacht.« Sie öffnete ihren Stillbüstenhalter.
Ihr Schwager, der beim Frühstück
getrödelt und zwischendurch seine Artikel gelesen hatte, schoß plötzlich hoch
und klopfte sich die Krümel von den Jeans. »Ich muß noch ein paar Einkäufe machen«,
sagte er und begab sich zur Tür. Erst, als er den sicheren Flur erreicht hatte,
erinnerte er sich an seine guten Manieren und rief zurück: »Kann ich euch was
mitbringen?«
»Oh ja, schönes Obst, wenn du welches
siehst«, rief Ginger zurück.
»Was für Obst?« schrie Ed zurück. Er
klang gereizt, weil sie auf sein Angebot eingegangen war.
»Was halt schön aussieht«, sagte
Ginger.
»Nein«, flüsterte Pic ihr zu. »Du hast
keine Ahnung, wie man Männern Anweisungen gibt. Man muß genaue Angaben machen,
sonst bringen sie schließlich gar nichts mit.«
»Vergiß es, Ed«, schrie Ginger. »Wir
kaufen später selber welches.«
»Ganz sicher?« schrie er zurück, und
sie hörten die Haustür zuknallen, bevor sie es noch einmal überdenken konnten.
Dann sahen sie sich an und fingen an
zu kichern.
»Mummy hat mir erzählt, daß ihr euch
wegen des Kindermädchens gestritten habt«, sagte Pic und stellte ihr Frühstück
auf den Tisch.
»Ich fürchte ja«, antwortete Ginger.
»Aber was willst du denn machen?«
fragte Pic sie und setzte sich hin, um zu essen.
»Ich bin mir nicht sicher, aber ich
habe noch ein paar Wochen, um es mir zu überlegen. Im Moment komme ich ganz gut
klar, findest du nicht?«
»Ich finde, du kommst großartig
zurecht«, schwärmte Pic. »In der Arbeit glaubt mir das keiner, am allerwenigsten
die Leute mit Kindern.«
Pic nahm ihre Arbeit so ernst, daß
Ginger sich nicht vorstellen konnte, wie sie mit den anderen Frauen über ihre
mißratene Zwillingsschwester tratschte, aber es freute sie ungeheuer, daß es so
war.
»Na ja, im Gegensatz zu den meisten
Leuten hatte ich in der ersten Woche Jeannie, die mir alles beigebracht hat«,
sagte Ginger bescheiden. »Das war eine von Mummys besseren Ideen. Irgendwie hat
es mir nichts ausgemacht, daß sie so herrisch und altmodisch war, aber ich
könnte so jemanden nicht ständig im Haus haben.«
»Natürlich nicht«, sagte Pic. »Aber es
muß eine solche Belastung sein, alles allein zu machen.«
»Tja, wenn er nachts schläft, wird es
besser werden. Im Moment fühle ich mich die meiste Zeit wie ferngesteuert, aber
das ist okay. Und ich habe Freundinnen. Lia hat gesagt, wenn ich mitten in der
Nacht jemanden zum Reden bräuchte, könnte ich sie anrufen, und ich glaube, das
war ernst gemeint. Und da ist auch noch Alison. Du hast sie kennengelernt. Ihr
Mann ist Facharzt. Ich bin sicher, sie könnte ich auch anrufen...«
»Du könntest auch mich anrufen«, sagte
Pic.
»Oh, nachts
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