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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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bist du ein hoffnungsloser
Fall, aber trotzdem danke«, sagte Ginger. Aus irgendeinem Instinkt heraus
blickte sie auf und sah, daß ihre Schwester verletzt war, weil sie ihr Angebot
so beiläufig abgetan hatte. »Ich wollte nicht... Es ist nur so, daß man sich,
bevor man ein Baby hat, einfach nicht vorstellen kann, wie man sich mitten in
der Nacht fühlt. Man ist so müde, daß man nicht glauben kann, noch am Leben zu
sein...«
    Pic aß schweigend.
    »Versuchst du, schwanger zu werden?«
fragte Ginger geradeheraus, weil sie wissen wollte, ob ihre Vermutungen korrekt
waren.
    »Na ja, ich würde schon gern, aber Ed
will noch warten.«
    Es war eine völlig nüchterne Aussage,
die sie so gelassen vorbrachte, daß Ginger sicher war, daß sich dahinter großer
Schmerz verbarg.
    »Aha«, antwortete sie, um ihrer
Schwester Gelegenheit zum Reden zu geben.
    »Ich verstehe nicht so richtig warum,
das ist es.« Pics Stimme fing an zu zittern. »Ich würde es so schön finden,
wenn unsere Kinder zusammen aufwachsen könnten... Aber das kapiert Ed einfach
nicht.«
    »Vielleicht fühlt er sich bedroht,
weil wir uns so nahestehen«, vermutete Ginger.
    »Glaubst du?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Ginger,
die in psychologischer Terminologie nicht besonders bewandert war. »Trotzdem,
sei bitte nicht traurig. Sonst bin ich es auch.«
    Gehorsam blinzelte Pic die Tränen
zurück und putzte sich die Nase.
    »Weißt du was?« fragte Ginger, die
sich an ihren Gedanken von vorhin erinnerte. »Ich hatte noch nie etwas, das du
gerne wolltest. Und als mir das gerade aufgegangen ist, hatte ich wirklich
Mitleid mit dir. Und ich dachte, Gott, vielleicht hat Pic mich schon mein
ganzes Leben lang bemitleidet. Ist es so gewesen?«
    Entgeistert sah Pic sie an. »Das
meinst du doch nicht im Ernst, oder?«
    »Doch, ausnahmsweise ja.«
    »Das ist absolut lächerlich«, sagte
Pic und nippte an ihrem Kaffeebecher. »Du hattest immer Sachen, die ich gern
gehabt hätte.«
    »Was zum Beispiel?« forderte Ginger
sie heraus.
    »Wieviel Zeit hast du? Na ja, du bist
witziger als ich, in der Schule warst du immer beliebter, du bist mutiger...«
    »Echt?«
    »Na klar. Das einzige, was ich habe
und du nicht, ist die Anerkennung unserer Eltern, und wenn ich ganz ehrlich
bin, wünschte ich manchmal, ich hätte nicht ganz soviel davon.«
    »Ach, komm schon«, sagte Ginger. »Was
ist mit den GCSEs, den A Levels, dem Einserabschluß in Cambridge...«
    »Nur weil ich hart dafür gearbeitet
habe. Du hattest immer viel mehr Spaß.«
    Ginger mußte zugeben, daß das
wahrscheinlich stimmte. Während Pic sich in Cambridge in Bibliotheken
abschuftete, bestand Gingers Leben in Oxford aus jeder Menge Alkohol, dem
Herumexperimentieren mit Drogen, einem Haufen Partyeinladungen und Teetrinken
bei Freunden. Wenn sie danach noch etwas Freizeit hatte, spielte sie Theater.
Nach ein paar Jahren war sie ohne Abschluß von der Uni geflogen. Das einzige,
was sie dort gewonnen hatte, waren eine Menge Freunde, auf deren alten,
ramponierten Sofas sie schlafen durfte, während sie auf Arbeitssuche war.
    Pic dagegen war nach dem Examen
problemlos in das Einstellungsprogramm einer multinationalen pharmazeutischen
Firma gerutscht, hatte Ed kennengelernt und ein Haus gekauft. Ginger hatte in
einer Sozialwohnung gelebt und versucht, Arbeit als Schauspielerin zu finden.
Ihre Arbeitslosenunterstützung besserte sie mit Schichtarbeit als Kellnerin in
einer Kneipe auf. Sie hatte ohne Bezahlung am Theater ihrer Gemeinde gearbeitet
und durch Beziehungen im OUDS für kurze Zeit eine Agentin gehabt. Aber der
einzige richtige Job, den sie angeboten bekam, die Rolle von Knusperknäuschen
in einem Rice Krispies-Werbespot, war ins Wasser gefallen, weil die Hersteller
eine Animation mit Knetfiguren echten Schauspielern vorgezogen hatten. Das
hatte Ginger als Wink des Schicksals angesehen und sich damit abgefunden, eine
Arbeit mit festem Einkommen annehmen zu müssen.
    »Außerdem hast du einen Mann«, fuhr
Ginger fort. »Den gutaussehenden Ehemann, der auf dem Hochzeitsphoto mit
Silberrahmen vor einer ländlichen Traumkirche steht...«
    »Hmm, Ehemänner sind aber nicht nur
für Photos gut«, sagte Pic ernsthaft.
    »Ach nein?« fragte Ginger frech und
duckte sich, um einem freundschaftlichen Klaps auszuweichen.
    Ginger legte Guy auf eine gepolsterte
Spielmatte. Die leuchtenden Plakatfarben wirkten auf den tiefen Dunkelrot- und
Blautönen des Perserteppichs eigenartig. Er starrte auf die

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