Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

sind jetzt ein paar Tage vergangen, seit jenem »Freitag, an dem mir die Augen geöffnet wurden«. Komme soeben aus Joshs Büro, der, nebenbei bemerkt, von Tag zu Tag eigenartiger und enervierender wird. Habe mich gerade mit Duncan über den Speed-Dating-Freitag unterhalten. Er hat erzählt, dass sich seine »Kreuzchen« nach einer weiteren dreiminütigen Nachbehandlung in der Bar tatsächlich als Fehlanzeige erwiesen.
    Wir haben jedoch beschlossen – im Dienste der Wissenschaft und im Interesse der Joberhaltung -, das Ganze dennoch ein wenig weiter zu verfolgen – bis zum nächsten Fast-Love-Abend, den Sally und ich bereits gebucht haben, Gott steh uns bei. Also, der nächste Schritt ist nun die Fast-Love-Website aufzusuchen, um zu sehen, wer wiederum uns angekreuzt hat. Werde aus Spaß einfach mal alle Männer ankreuzen, mal sehen, was passiert ...

    Büro, Mittwoch, 12. Januar, 12:00 Uhr mittags
     
    Duncan redet nicht mehr mit mir, weil ich dreimal so viele Kreuzchen gekriegt habe wie er. Ich kann’s selbst kaum glauben – siebzehn Kreuzchen! Was heißt, dass siebzehn von diesen Männern sich vorstellen können, eine Beziehung mit mir anzufangen. Ein gruseliger Gedanke, wenn man Sprichwörter wie »Gleich und gleich gesellt sich gern« bedenkt.

    Büro, Donnerstag, 13. Januar, 9:30 Uhr
     
    Meine Mailbox quillt über! Ja, es scheint, als geriete sie ein wenig aus dem Häuschen ob all der männlichen Aufmerksamkeit. Ach, würde es mir doch nur ähnlich ergehen! Duncan findet das Ganze urkomisch, aber ich weiß beim besten Willen nicht, was ich mit all den Typen anfangen soll. Habe heute Vormittag fünfzehn E-Mails gekriegt. Muss ich jetzt antworten? Oder gar, Schreck lass nach, mich mit ihnen treffen, wenn ich es tue? Nach einer genaueren Untersuchung der E-Mails haben sich drei Charakteristika herauskristallisiert. Alle enthalten – mehr oder weniger ungeschickt formuliert – die folgenden Details:
    a. Scherzhafte Eröffnungsphrase über den Abend und wie schnell doch alles ging!
    b. Obligatorischer Hinweis auf die konsumierten Alkoholmengen und die Tatsache, dass man den Kater noch immer mit sich herumschleppt
    c. Vorsichtiges Vortasten in Bezug auf ein mögliches Treffen.
     
    Hier sind ein paar, die ich einfach kopieren und aufheben musste:
    Hi, Amie-lee, bist du die Süße mit den blauen Augen und den wilden braunen Locken? (Falls nicht – bitte nicht beleidigt sein.) Falls ja, wie fandest du das Speed-Dating?... Ich fand, da waren ein paar ziemlich heiße Hasen drunter (du zum Beispiel), aber auch ein paar fürchterliche Kröten. Und ich weiß nicht, wie’s dir ging, aber ich hatte anderntags einen fürchterlichen Kater! Gar nicht so einfach, an so einem Abend den Überblick über den Kraftstoff zu behalten! Das sollte ich wohl besser nicht erzählen, aber ich bin mitten in der Nacht aufgewacht und habe Kotze auf meiner Bettdecke gefunden – und sogar auf dem Sofa von meinem Kumpel! Weiß nich, wie die da hinkam. Vielleicht lag’s am Zambooka, den wir am Schluß noch gezwitschert haben. Was machst du noch mal? Irgendwas mit Werbung?
    Hoffe, wir sehen uns bald,
    Raymond x
    Herrlich, nicht? Oder hier die etwas intelligentere Version von Ian. Ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaube, er ist der einigermaßen Attraktive, der es nie an meinen Tisch geschafft hat.
    Amelie, hat’s dir neulich gefallen? Mir nicht, um ganz ehrlich zu sein – da schaue ich lieber zu, wie die Farbe an meiner Wand trocknet! Irgendwie haben wir’s nicht geschafft, uns kennen zu lernen, nicht? ☹ Aber du scheinst ganz nett zu sein ☺. Interessanter als die anderen. Hast du deinen Mr. Right schon gefunden? Falls nicht, hättest du Lust dich mal mit mir zu treffen?
    ☺ Ian ☺
    Seitdem sind noch mehr E-Mails eingetroffen. Habe allen eine freundliche, aber ausweichende Antwort gegeben – habe beschlossen, dass es das Beste ist, sie behutsam nach ihren Motiven und Hoffnungen in Bezug aufs Speed-Dating auszuforschen ... obwohl sich das als knifflig erweisen könnte, wenn man bedenkt, dass sich ein paar von denen anhören, als stammten sie von einem anderen Planeten ...
    Hallo Amelie
    Wie geht’s?
    Hab mich wahnsinnig gefreut, dass du geantwortet hast, denn manchmal wird man angekreuzt, aber dann antwortet dir keiner auf deine E-Mail. Ist also toll, dass du dich gemeldet hast! Ich wusste, dass es gewaltig zwischen uns gefunkt hat. Hat dir der Abend gefallen? Ich fand ihn surreal, aber irgendwie witzig. Kann mich, ehrlich