beantworten? Oder wieder was erfinden? Aber – ich weiß nicht mehr, wem ich was erzählt habe, das könnte also ganz schön in die Hose gehen. Oder sollte ich mich gar – nicht auszudenken! – mit ihnen treffen müssen??? Ich glaube, das wäre der Punkt, an dem meine Recherche allzu grausame Züge annähme (den Männern gegenüber) (und auch mir selbst, wenn ich’s recht bedenke). Wo also den Schlussstrich ziehen?
5. KAPITEL
Alarmglocken
Date: 17. Januar 2005, 11:35
Sender:
[email protected] To:
[email protected] Subject: Neuigkeiten
Hast du heute Abend Zeit? Ich muss dir was Wichtiges erzählen. Wie wär’s in der All Bar One, nach der Arbeit? Gib mir Bescheid x
»Klingt ominös«, brummelte Amelie und schickte sofort ihre Antwort:
Cool, bis dann
x.
Erst da kam ihr der Gedanke, dass dies bedeutete, den Ort des Horrors vom vergangenen Freitag wieder aufsuchen zu müssen. Ihr Magen krampfte sich unwillkürlich zusammen. Aber da sie Claire schon eine Weile nicht mehr gesehen hatte, beschloss sie, ihretwegen dieses Opfer zu bringen. In diesem Moment klingelte das Telefon und brachte das Fließband ihrer surrealen Reminiszenzen jäh zum Stocken.
Wer mag das sein, dachte Amelie und schaute aufs Display. Die Nummer war ihr unbekannt. »Ah, das ist sicher eine von diesen Design-Agenturen, die uns was verkaufen wollen«, sagte sie zu Duncan, der dies mit einem ernsten Nicken quittierte.
Sie hob ab und sagte vorsichtig: »Hallo, hier spricht Amelie …«
»Was läuft, Amelie? Hier is Maffew«, nuschelte eine ihr unbekannte Stimme.
»Wie? Matthew... Matthew, wer?«
»Maffew Hunt. Weißt schon. Von Freitag. All Bar One.«
»Ach! Ja. Hallo.« Amelies Augen waren groß wie Untertassen.
»Also, sollen wir uns dann mal treffen, was?«
Amelies Hand, die den Hörer hielt, zuckte zurück. Sie musterte ihn, als habe er sie gebissen. So schnell? Ohne Präliminarien? Oder hatte sie was übersehen?
»Also, um ehrlich zu sein, ich habe im Moment furchtbar viel zu tun, jetzt wo Ostern vor der Tür steht, also... äh...«
»So’n Pech. Was soll’s. Ruf mich an, wenn du was Zeit hast, okay?«
»Okay. Klar«, antwortete Amelie verdattert. Dann fiel ihr ihre wissenschaftliche Recherche ein, und sie erkundigte sich neugierig: »Also... äh, nur so aus Interesse, aber wie hast du meine Nummer rausgekriegt?«
»Na, du hast LGMK gesacht, oder nich? Hab bei der Auskunft angerufen und mich mit der Rezeption verbinden lassen, oder?«
»Ah! Ach so. Tut mir schrecklich leid, Matthew, aber im Moment ist es grade total ungünstig. Könntest du ein andermal anrufen? Danke.« Sie legte schaudernd den Hörer auf und Duncan brach in haltloses Gelächter aus.
»Ostern!«, rief er. »Ostern steht vor der Tür?! Es ist grade mal Januar!«
»Was sollte ich sonst sagen? Mir ist auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen!«
»Wer war denn das?«, fragte Duncan beunruhigt. »Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen – ein Bild des Grauens!«
»Willst du die Wahrheit wissen? Ich hab keine Ahnung. Ich meine, theoretisch haben wir uns natürlich kennen gelernt. Aber im Grunde könnte es wer weiß wer sein.«
»Gott, wie du dich angehört hast, das war einfach unbezahlbar! Du hättest ihn auf Lautsprecher schalten sollen! Versprich mir, dass du ihn nächstes Mal auf Lautsprecher schaltest!«
»Der Himmel möge verhüten, dass es je zu einem nächsten Mal kommt.«
Duncan machte eine besorgte Miene. »Und wenn er noch mal anruft?«
»Ach, das macht der sicher nicht. Wenn ihn das nicht abgeschmettert hat, dann weiß ich auch nicht...«
Eine Stunde später saßen Duncan und Amelie schweigend in ihre Arbeit vertieft an ihren Schreibtischen. Da klingelte abermals das Telefon. Sie tauschten einen nervösen Blick. Als Amelie jedoch sah, dass es lediglich die Rezeption war, stieß sie erleichtert hervor: »Alles klar, das ist bloß Chloe.«
Amelie hob ab. »Hallo, Chloe, alles klar?«
»Klar... pass auf, bist du im Moment gerade sehr beschäftigt?«
»Nu ja, wir sind beim Brainstorming, also nö, eigentlich nicht... wieso? Was gibt’s?«
»Also«, Chloe hielt einen Augenblick inne, wie um sich zu sammeln, »erwartest du jemanden? Jemanden – namens Maffew?« Eine Pause trat ein, und Amelie hörte, wie Chloe sich kurz mit jemandem unterhielt. Dann war sie wieder dran: »Tut mir leid, ja, natürlich. Ein Matthew Hunt ist hier, um dich zu sehen. Will nicht sagen, von welcher Agentur er