Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)
hatte.
In diesem Moment fiel ihr Blick auf einen großen, dünnen Mann mit mausbraunen Haaren und Brille, der unweit des Podiums stand und einen unbehaglichen Blick auf seine Uhr und dann auf Anna warf. Das musste Marty sein, der Deputy Fast Lover, vermutete sie.
Anna verstand den Wink und versuchte sich zu beeilen.
»Ah, nur noch ein paar abschließende Bemerkungen: Bitte sorgt dafür, dass eure Handys oder Pager ausgeschaltet sind. Auch ist das Rauchen in diesen Räumen leider verboten«, sagte sie mit einem mitfühlenden Lächeln, das offensichtlich geheuchelt war. »Raucher können jedoch in den Pausen, die wir zu diesem Zwecke alle sieben Dates oder so einlegen, kurz nach draußen gehen. Aber bitte achtet darauf, wieder rechtzeitig anwesend zu sein, wenn es weitergeht.«
Mit einem abschließenden Lächeln in die Runde rief sie: »Und nun bleibt mir nichts weiter übrig, als euch einen schönen Abend zu wünschen! Die Veranstaltung ist hiermit eröffnet!«
Mit diesen Worten ergriff sie eine große Messingglocke, hob den Arm und läutete, als ob die Titanic unterginge. Als das Geläute – und das Dröhnen in den Ohren der Anwesenden – schließlich verklang, setzte ein aufgeregtes Geplapper ein. Amelie konnte nicht anders, neugierig lauschte sie, wie »Hallos!« und »Ist das dein erstes Mal?« und »Bist du allein hier?« den Raum durchschwirrten.
»Also, Kevin, was hat dich auf den Gedanken gebracht, es mit Speed-Dating zu versuchen?«, hörte Amelie Nummer 3, eine große Brünette in einem knallgelben Top ihren Drei-Minuten-Partner fragen.
»Nun, Frankie«, sagte Frankies Date, der hinter einem der lila Vorhänge Amelies Blicken verborgen war, »ich bin Fotomodell und erlebe es leider nur allzu oft, dass mich Mädchen nur wegen meines Aussehens mögen.« Er legte eine dramatische Pause ein und fügte dann hinzu: »Aber ich möchte um meiner selbst willen, um meines Verstandes willen geliebt werden.«
Amelie versuchte vergebens ihren Strawberry Bellini nicht über die Bar zu prusten.
»Ja. Natürlich.« Frankie setzte ein verständnisvolles Lächeln auf, aber Amelie, die Frankies Gesicht aus den Augenwinkeln musterte, konnte klar erkennen, dass sie dieser Präsentation offenbar keinen Glauben schenkte. Amelie brannte darauf, Kevins Gesicht zu sehen, doch nach Frankies Miene zu schlie ßen, war er nicht gerade ein Adonis.
Kurz darauf erspähte Amelie Sally, die ein braunes Devoré-Top anhatte und wunderhübsch aussah und offensichtlich bereits ihren Spaß an der Sache hatte. Sie warf Amelie einen vorwurfsvollen Blick zu. Amelie grinste nur und zuckte unschuldig mit den Schultern. Sie war schließlich hier, oder? Es war ja nicht so, als ob sie sich ganz gedrückt hätte. Im Übrigen hatte sie auf diese Weise die Gelegenheit, die Veranstaltung aus einem anderen Blickwinkel zu verfolgen. Beim letzten Mal war alles so schnell gegangen, war derart überwältigend gewesen, dass keine Zeit blieb, einmal innezuhalten und das Ganze aus einiger Distanz zu betrachten. Das konnte sie nun, von der Bar aus. Ja, eigentlich war es ein Riesenglück, dass sie zu spät gekommen war. Einfach genial. Sie zückte ihr Tagebuch und begann sich ein paar Beobachtungen zu notieren.
Doch das wurde Amelie schnell langweilig. Sie legte den Stift beiseite und begann abermals, die Teilnehmer zu beobachten. In diesem Moment kollidierte ihr Blick mit einem Paar wunderschöner brauner Augen. Ein nervöser Blick nach hinten überzeugte Amelie davon, dass der Mann tatsächlich sie anstarrte – und nicht seine derzeitige Partnerin, die ihm irgendwas über Sex and the City vorplapperte. Zweitens erkannte sie, dass dieser Mann atemberaubend gut aussah – auf diese ausgefallene, tolle Art, bei der ihr immer die Knie weich wurden. Ihr Blick glitt über sein welliges dunkelblondes Haar, seinen muskulösen Körper. Sie erwiderte sein Grinsen. Rasch schrieb sie in ihr Tagebuch: Habe soeben einen unglaublich gut aussehenden Orlando-Bloom-Typ gesehen. Ist sicher kein echter Teilnehmer. Wahrscheinlich von den Veranstaltern untergeschoben.
Damit trank sie ihr Glas aus und verließ die Bar, um eine Zigarette zu rauchen.
Amelie trat ihre Zigarette aus und griff nach der Packung, um sich die nächste anzuzünden, als plötzlich jemand hinter ihr auftauchte.
»Du hast wohl nicht zufällig Feuer, oder?«
Amelies Kopf zuckte hoch und vor ihr stand Orlando Bloom und blickte von seiner beeindruckenden Größe von eins neunzig auf sie hinab. Er trug
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