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Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Titel: Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorelei Mathias
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von alleine. Mir scheint, die Engländer hier unten, im Süden der Insel, sind mittlerweile derart gehemmt und steif geworden, sie sind nicht mehr in der Lage, einen Fremden anzusprechen, sie brauchen dazu eine offizielle Erlaubnis!«
    »Ja, da könnte was dran sein«, sagte Amelie, deren Augen zu dem Tisch wanderten, an dem Charlie saß. »Also, wenn du einen Schauspieler für deinen Speed-Dating-Film brauchst, dann ist der Bursche da drüben der Richtige.«
    »Ach, du meinst Orlando? Ja, ich dachte mir schon, dass er was mit der Bühne zu tun hat«, bemerkte Gerald.
    Die Glocke läutete, und Gerald machte ein enttäuschtes Gesicht. »Schade, es war wirklich nett mit dir zu plaudern, Amelie. Viel Spaß für den Rest deines Abends!«
    Amelie lächelte, und meinte, ihr habe es ebenfalls gefallen. Ein netter, freundlicher Mann, vielleicht ein bisschen zu alt für sie, aber intelligent und charmant.
    Drei Dates später fühlte Amelie eine zunehmende Abstumpfung. Mehr und mehr achtete sie auf den Strom von Damen, der an Charlies Tisch vorbeizog. Auf einmal interessierten sie die Motive der Männer, die vor ihr saßen, nicht mehr so sehr. Ihre Aufregung wuchs. Bald würde sie Charlie wiedertreffen. Sie hatten sich nur wenige Minuten unterhalten, aber es hatte definitiv gefunkt – schon vor ihrem »ersten Date«. Sie zählte die Mädchen, die noch vor ihr waren, und vermerkte mit Bestürzung, wie attraktiv sie aussahen. Die rigide Struktur des Abends ging ihr allmählich gewaltig auf die Nerven – da hatte man endlich einen Burschen gefunden, den man mochte, mit dem man auf einer Wellenlänge lag, und man durfte nicht zu ihm hingehen!
    Zwei Dates später meldeten sich bei Amelie die Bauchschmerzen, die sie immer dann bekam, wenn ein Treffen mit einem netten Mann bevorstand. Nur diesmal war der Mann nur einen Meter und drei Minuten von ihr entfernt, und sie konnte bereits sein Ralph-Lauren-Aftershave riechen. Nervös und aufgeregt wie sie war, hörte sie kaum zu, was der Bursche vor ihr sagte. Irgendwas über den neuen Star-Wars -Film und warum er die alte Trilogie sogar noch in den Schatten stellen würde. Ticktack, Ticktack, dachte sie. Noch vierzig Sekunden lächeln und nicken, und dann ist endlich der schöne Charlie dran.
    Neununddreißig Sekunden später läutete die Glocke, und Annas Stimme dröhnte durchs Mikro: »Kurze Pause, Leute! Dies ist die zweite Pause des Abends. Wir sehen uns in einer Viertelstunde wieder!«
    Innerlich vor Wut schäumend beschloss Amelie, sie könne die Zeit ebenso gut nutzen, um aufs Klo zu gehen und sich ein wenig herzurichten, also erhob sie sich und machte sich auf den Weg zur Damentoilette; Sally zog sie auf dem Weg mit sich.
    »Wie läuft’s bei dir, Sally Cinnamon?«, fragte sie beim Betreten der Toilette.
    »Ach, ziemlich gut. Ich habe bis jetzt schon sieben angekreuzt.« Amelie, die sich ihr Entsetzen nicht anmerken lassen wollte, verdrückte sich rasch auf die nächste Toilette.
    Klogespräche: Darin liegt die ganze Wahrheit über Speed-Dating. Amelie saß keine dreißig Sekunden in ihrer Kabine, als es auch schon losging. Scherze über den Abend flogen hin und her. Drei Minuten später saß sie immer noch, wie festgewachsen, auf dem Klo und lauschte den Geschichten, den sich bereits bildenden Mythen.
    »Habt ihr die Nummer 12 gesehen? Dieser Body – zum Sterben schön!«
    »Ja, aber habt ihr auch die Warze an seinem Hals gesehen? Igitt, nein danke!«, sagte eine andere.
    »Mag sein, dass ich zu wählerisch bin, aber fühlt ihr euch nicht auch ein klein bisschen übers Ohr gehauen? All diese IT- und Computerfuzzis und Buchhalter, was haben die in einem Media/Creative Special zu suchen, frage ich euch? Die haben sich eingeschmuggelt, die gerissenen Hunde«, rief ein Mädchen, das, nach ihrer Aussprache zu schließen, ganz offensichtlich aus Schottland kam. »Findet ihr nicht auch, dass die Organisatoren ein bisschen mehr darauf achten sollten, was die Bewerber für Berufe angeben? Ich hab schließlich nicht fünfundzwanzig schwer verdiente Piepen ausgegeben, um mich mit Buchhaltern und Webmastern zu unterhalten!«
    »Ja, ich auch nicht«, ertönte eine unzufriedene Stimme aus Walthamstow. »Reich mir das Lipgloss rüber, Soph. Danke, Liebes. Also, dieser Typ sagte, er wäre IT-Consultant, aber dass er gerne Filmregisseur werden würde. Als ob die Sache damit in Ordnung wäre!«
    »Ja, genau«, sagte eine gleichgültige Stimme aus Hoxton. »Ich wollte Leute kennen lernen, die in

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