Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)
paar wirklich interessante Gespräche. Aber ich glaube nicht, dass ich mich noch einmal mit ihm treffen möchte. Schade, aber es hat einfach nicht zwischen uns gefunkt (von meiner Seite aus jedenfalls nicht). Hinzu kommt – und ich wiederhole, ich hasse Vorurteile – aber ich kann nicht umhin, beim Namen »Gerald« an Filzpantoffeln zu denken. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass mich ein Mann namens Gerald glücklich machen könnte.
Mit Charlie dagegen könnte ich mir durchaus eine Zukunft vorstellen. Habe ihn nicht mehr gesehen, seit ich ihn unter der Laterne in Notting Hill stehen gelassen habe, mit einer Miene wie die Katze, die die Sahne nicht gekriegt hat. Aber wir haben öfters E-Mails ausgetauscht. Und er hat mich gerade angerufen, überglücklich darüber, dass er endlich wieder eine Rolle in einem Theaterstück gekriegt hat. Er wird die Hauptrolle in der Wiederaufführung eines Stücks spielen, in dem er bereits letztes Jahr aufgetreten ist: Arkadien von Tom Stoppard. Ich hab versprochen zu kommen und es mir anzusehen, und wir wollen danach noch etwas trinken gehen. Gebe zu, ich kann’s kaum erwarten, ihn in Aktion zu sehen ...
Leider hat das Treffen mit Gerald keinen kreativen Funken bei mir entfacht – etwas, auf das ich so gehofft hatte. Ich will nicht in Panik geraten, aber so weit ich das sehe, sind Dunc und ich der wirklich zündenden Idee für die Kampagne kein bisschen näher gekommen. Und andere Projekte warten bereits. Ich glaube nicht mehr daran, dass uns noch genug Zeit bleibt für die Entwicklung irgendwelcher neuer Ideen zu dem Thema. Fazit: Trotz zweier knochenharter Runden auf dem Speed-Dating-Karussell – eine Summe von sage und schreibe fünfzig Dates mit wildfremden Männern -, bin ich dem Sinn des Ganzen kein Stück näher gekommen. Bin immer noch auf der Suche nach der einen, überwältigend simplen, zündenden Idee, auf der sich die Kampagne aufbauen ließe. Bisher können wir nur ein ziemlich albernes TV-Skript mit einer perplexen Diana Ross, sowie ein paar düstere Stimmungsaufnahmen vorweisen. Josh und Duncan finden die Idee solide, aber ich bin im Grunde meines Herzens skeptisch. Die Idee ist gut, zweifellos, aber eben nicht brillant.
Josh geht mir noch immer auf die Nerven. Zuerst dachte ich, das liegt daran, weil er Janas Platz usurpiert hat, aber mittlerweile glaube ich, es liegt einfach an ihm selber. Er kann manchmal so arrogant sein – platzt einfach uneingeladen in ein gutes Brainstorming, wirft lässig mit seinen Ansichten um sich, die oft an Respektlosigkeit nicht zu überbieten sind. Und obwohl Duncan ihn mittlerweile für das Beste seit der Atkinsdiät hält, bin ich selbst alles andere als davon überzeugt, dass Josh wirklich das Genie mit den Starqualitäten ist, als das er uns angekündigt wurde. Meines Wissens hat er, seit er hier ist, noch keine einzige gute Idee produziert. Und ich muss sagen, ich finde seine Begeisterung für meine Diana-Ross-Idee ein klein wenig beunruhigend, denn eigentlich ist sie zu albern... er kann doch nicht wirklich glauben, dass man das umsetzen wird?
Aber genug von Fast Love, jetzt kommt die wahre Liebe (glaube ich jedenfalls): Ich kann immer noch nicht fassen, dass Claire morgen ihren letzten Abend in Freiheit genießen wird. Ja, morgen geht’s nach Brighton zum Jungesellinnenabschied. Wird sicher nett. Sie hat alle unsere alten Schulfreundinnen und einige von ihren neueren Uni-Freundinnen eingeladen, denen ich nur ein-, zweimal begegnet bin. Und leider wird es, wie befürchtet, das Thema Pink Ladys geben. So sehr ich es auch hasse, mich zu verkleiden, ich glaube, das hier wird ganz lustig werden. Ich erinnere mich noch gut, wie wir als Mädchen immer rumgelaufen sind in unseren Jeansjacken und an unsere »Bande«, die »Magenta Girls«. Wir wollten an diesem Wochenende eigentlich auch als Magenta Girls gehen, aber da Claire ihren Studienfreundinnen nicht das Gefühl geben will, ausgeschlossen zu sein – sie würden den feinen Unterschied zwischen Pink und Magenta nicht kapieren -, haben wir uns für das geläufigere Pink entschieden. Claire geht als Sandy, ich als Rizzo. Aufgepasst Brighton, wir kommen!
Aber danach heißt es Zähne zusammenbeißen, denn dann kommt das berüchtigte Treffen mit Jack. Gott, wie mir davor graust. Nun, ich muss es wohl einfach auf mich zukommen lassen, mal sehen, wie es läuft. Und der Jungesellinnenabend wird hoffentlich dazu dienen, mich auf andere Gedanken zu bringen.
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