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Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Titel: Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorelei Mathias
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Vielleicht kann ich mich vorher ja mit Charlie treffen, nur für den Fall, dass ich beschließen sollte, dass er der Eine für mich ist und ich mich wahnsinnig in ihn verknallt habe. Dann wäre ich so hin und weg, dass mir das Treffen mit Jack nichts mehr ausmachen würde, oder? Dann käme ich sicher nicht auf den Gedanken, irgendwas Dummes zu machen. Aber nein, das geht ja nicht, weil Charlie diese Woche sicher ununterbrochen mit den Proben für sein Theaterstück zu tun hat. Nun, so schnell geht das mit der Liebe meiner Erfahrung nach sowieso nicht ...
    Ich schätze also, ich werde Jack mit klarem Kopf gegenübertreten und stark sein müssen. So stark wie ich kann. Mann, ich kann nur hoffen, dass er nicht allzu gut aussieht. Vielmehr sollte er einen wirklich anstrengenden, stressigen Tag am Gericht gehabt haben und hager, müde und vorzeitig gealtert aussehen, wenn ich ihm gegenübertrete.
    Aber was rede ich da? Er hat immer toll ausgesehen, immer perfekt, makellos. Sosehr es mich schmerzt, das zuzugeben, aber wenn einer in unserer Beziehung abgearbeitet, fertig und ausgelutscht ausgesehen hat, dann ich... Jack dagegen sah auch am Ende des Tages wie aus dem Ei gepellt aus, ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Vielleicht war das ja der Grund, warum er mich betrogen hat. Vielleicht war ich ihm nicht gut genug. Vielleicht hat er sich deshalb auf die pingelige, immer perfekt gestylte, dünne, erfolgreiche Penny eingelassen, Penny, die keinen kreativen Knochen im Leib hat – das glatte Gegenteil von mir also. Vielleicht waren die beiden ja das ideale Paar. Vielleicht dachte er ja, ich hätte mich im Lauf unserer Beziehung »gehen lassen«, ihn für selbstverständlich genommen. Moment – hat er das wirklich gedacht? Ist er deshalb mit ihr abgehauen? Ich wünschte, ich wüsste es. Bin nicht lange genug geblieben, um es herauszufinden. Aber immer mal wieder verspüre ich diesen Anflug von nagender Neugier, würde zu gerne wissen, warum er es getan hat – es bringt mich um, noch immer nicht zu wissen, warum der Mann, der sowohl mein bester Freund als auch meine erste Liebe war, mir so etwas antun konnte.
    Aber warum quäle ich mich überhaupt? Ich hasse es, all diese kindischen alten Komplexe wieder hervorzuzerren. Dabei ging es mir so gut, bis er wieder in mein Leben trat. Also gut, was immer nächste Woche auch passieren mag, ich nehme mir hiermit fest vor, seinem oberflächlichen Charme zu widerstehen, meinen Kaffee rasch herunterzustürzen und mich ganz auf die fiese, böse, gemeine Seite seines Charakters zu konzentrieren.
    Wahrlich kaum zu glauben, dass Claire bald in den Hafen der Ehe einlaufen und ihre Zukunft nicht mehr als Individuum, sondern als die eine Hälfte eines Duos verbringen wird. Ehe! Das übersteigt meinen Verstand. Komisch, sich vorzustellen, dass wir morgen ihren letzten Tag in Freiheit feiern werden. Apropos Freiheit, habe meine plötzliche Reisesehnsucht noch immer nicht ganz abschütteln können. Ich gehe jetzt besser schlafen und träume von Hängematten, tropischen Stränden, Sarongs und einer temperamentvollen Salsa mit einem muskulösen Brasilianer ...

13. KAPITEL
    Magenta Girls
    Vierundzwanzig Stunden später drängte sich Amelie durch das übervolle Lokal zur Damentoilette. Sie befand sich in der Escape Bar, einem beliebten Treffpunkt an der Seepromenade von Brighton. Als sie sich zum Spiegel durchgekämpft hatte, machte sie eine Bestandsaufnahme, die nach dem bisher schon überreichlich geflossenen Alkohol nicht gerade günstig ausfiel. Sie war nun schon seit einigen Stunden mit Claire und deren engsten Freundinnen unterwegs, zuerst in einem Restaurant in The Lanes, wo sie ein köstliches vegetarisches Drei-Gänge-Menü genossen hatten, dann hier in der Bar.
    »Ach du meine Güte«, hauchte Amelie erschrocken und kramte hastig ihre Schminkutensilien hervor, um den Schaden ein wenig einzugrenzen. Und während sie dies tat, wurde ihr bewusst, wie viel sie bereits getrunken hatte, wie schwindlig, wie wackelig sie sich fühlte.
    Es war alles so verschwommen, aber soweit sie sich erinnern konnte, hatte ein Trinkspruch den anderen gejagt – und hatten sie nicht auch laut grölend die Songs aus Grease gesungen und dazu um die Wette getanzt? Die meisten der Mädchen kannte Amelie sehr gut, nur Claires Studienfreundinnen hatte sie nur ein-, zweimal getroffen. Eins jedoch hatten all diese jungen Frauen gemeinsam, eine Tatsache, die Amelie im Laufe des Abends zunehmend bewusst wurde:

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