Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)
der Hotelbar.
Wie auch immer, ich finde unsere neuen Ideen auch nicht besser als meine Diana-Ross-Idee. Ich bezweifle ernsthaft, dass wir mit diesen Ideen die Konkurrenz abhängen können. Außerdem habe ich den Eindruck, dass Duncan ein wenig das Interesse an unserer Arbeit verloren hat und einfach keine zusätzliche Zeit und Mühe mehr darauf verwenden will. Falls Duncan im Moment überhaupt eine Leidenschaft hat, dann nicht sein Job. Auch nicht Frauen. Oder Autos. Nein, seine einzige Leidenschaft ist diese: Rubbelkarten. Ich weiß gar nicht, wann ich ihn zum letzten Mal ohne eine gesehen habe. Und seine derzeitige Gewinnrate rechtfertigt ganz sicher nicht die Ausgaben, die er diesbezüglich hat. Im Ernst, wie kann er sich das alles überhaupt leisten?
Büro, Donnerstag, 10. Februar, 9:27 Uhr
Ach du meine Güte. Er hat gesagt, er geht rasch einen Kaffee holen und taucht prompt mit zehn Rubbelkarten wieder auf. Ich glaube, das wird allmählich zu einer Manie bei ihm. Ist es bereits. Ich werde im Moment mal noch nichts sagen, aber wenn das so weitergeht, werde ich wohl oder übel ein paar Pamphlete über Suchtverhalten auf seinem Schreibtisch auslegen müssen …
Nun, jedenfalls eins hat das Wochenende in Wing bewirkt: Ich fange an, mir selbst Gedanken über meinen Beruf zu machen, habe das Gefühl, der Branche und ihren Anforderungen müde zu sein. Die Arbeit fesselt mich nicht mehr so sehr wie früher. Möglicherweise ist das der wahre Grund, warum ich mich mit dieser Kampagne so hart tue. Vielleicht ist der Funke ja erloschen.
Ach, was soll’s, ich habe im Moment etwas viel Aufregenderes im Kopf: Übermorgen tritt meine beste Freundin vor den Traualtar – nicht zu fassen, wie schnell die Zeit verflogen ist. Freue mich ehrlich darauf. Ich weiß einfach, dass sie sehr, sehr glücklich sein und in ihrem Kleid umwerfend aussehen wird. Dunc und ich werden morgen nach der Arbeit den Zug nach Penarth nehmen, was – Schreck lass nach! – bedeutet, dass die Präsentation bis dahin stehen muss... Ich fürchte, ich werde auch heute Nacht durcharbeiten müssen. Werde vielleicht keine Zeit mehr haben, Tagebuch zu schreiben, jetzt wo alles fast vorbei ist... Ich kann nur hoffen, dass Duncan und ich unser Bestes getan haben, was die Fast-Love-Kampagne betrifft, und dass wir am Ende der nächsten Woche nicht auf der Straße stehen werden. In jedem Fall, danke fürs Zuhören. Over and out.
18. KAPITEL
Hochzeitsglocken
»Morning has spoken!«, rief Amelie begeistert.
Es war Samstagmorgen, sieben Uhr. Die Sonne war aufgegangen und schien auf das Haus von Claires Eltern in Bristols Clifton District hinab. Blauer Himmel und ein frischer, sonniger Februartag strahlten Amelie entgegen, als sie die Vorhänge aufriss.
»Guten Morgen, Ms Wilson. Na, wie fühlen wir uns?«, zirpte Amelie, gab Claire einen Schmatz und stellte ihr einen Becher dampfenden Kaffee aufs Nachttischchen.
»Ich – o mein Gott – es kann doch unmöglich schon Morgen sein«, stöhnte Claire und zog sich die Bettdecke über den Kopf. »Ich war noch nicht mal eingeschlafen!« Claire spähte aus verquollenen Augen zu Amelie auf, die bereits geduscht und angezogen war. Konfus musterte sie ihre Freundin. »Willst du mich veräppeln? Schrei es noch lauter: ›Ätsch, ich hab geschlafen und du nicht!‹ Du bist doch morgens sonst nie so gut gelaunt... lass mich in Frieden!«
»Warum hast du denn nicht geschlafen, Liebes?«, fragte Amelie und streichelte Claire unbeeindruckt übers Haar.
Claire schüttelte Amelies Hand zornig ab. »Warum wohl? Weil ich nicht aufhören konnte, an heute zu denken! Und dann dachte ich, ich muss unbedingt schlafen, damit ich morgen einigermaßen frisch bin, und das hat mich so nervös gemacht, dass ich gar nicht mehr schlafen konnte. Ich glaube, ich bin vor ungefähr zehn Minuten eingeschlafen, und da kommst du dahergetrampelt!« Claire warf einen Blick auf die Wanduhr und erschrak. »Und jetzt muss ich gleich aufstehen! Ich werde wie ein Werwolf aussehen, wenn ich zum Altar schreite! Mit den Augenringen wird mich niemand heiraten wollen!«, jaulte sie, als sei auch dies allein Amelies Schuld. Ein zufälliger Blick in den Spiegel besserte ihre Laune natürlich nicht.
»Beruhig dich«, sagte Amelie so sanft sie konnte. »Uns bleiben noch vier Stunden, um dich in eine atemberaubende Schönheit zu verwandeln, okay? Also trink jetzt brav deinen Kaffee, und dann machen wir uns an die Arbeit. Was möchtest du zum
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