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Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Titel: Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorelei Mathias
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zu sein ist so ein Scheißjob! Ständig rauf und runter, du machst dir Hoffnungen, dann wirst du wieder enttäuscht. Im einen Augenblick behandelt man dich wie den letzten Dreck, im nächsten wirst du hochgejubelt. Und trotzdem hörst du nicht auf, es weiter zu versuchen – einfach, weil du nicht anders kannst. Tut mir leid, dass ich dir damit die Ohren vollheule, Am, es ist nur – ich hab das Gefühl, ich stecke fest, kann weder vor noch zurück. Ich kann nicht aufgeben – es hat mich im Griff, dieses Leben. Ich kann nichts anderes, als Schauspieler sein. Es käme mir unnatürlich vor, überhaupt was anderes zu versuchen. Und das Schlimme ist, Am, ich kenne so viele talentierte Schauspieler, aber es gibt einfach nicht genug Rollen für uns alle. Ich versuche es jetzt schon so lange, ich finde, ich habe eine Chance mehr als verdient, findest du nicht? Ich hab schließlich auch nicht weniger Talent als irgendeiner auf dieser Bühne!«
    Das sonst so fröhliche Gesicht zu einer tragischen Maske verzogen beendete Charlie sein Klagelied. Die Pupillen seiner braunen Augen waren vor Kummer geweitet (oder vom Kokain, was dieser Tage schwer zu unterscheiden war) und er tat mir aufrichtig leid. Ich fragte mich, was ich sagen könnte, um ihn zu trösten. In diesem Moment hörte ich eine Glocke bimmeln und zuckte erschrocken zusammen. Einen schrecklichen Moment lang hatte ich geglaubt, wieder auf dem Speed-Dating-Karussell zu sitzen. War unsere Zeit schon fast abgelaufen? Dieser Gedanke verfolgte mich, während wir wieder zu unseren Plätzen zurückgingen.
    Nachdem der Vorhang gefallen und ich, zusammen mit allen anderen Zuschauern (das heißt, bis auf einen), aufgestanden war, um den Schauspielern Standing Ovations zu geben, ging ich mit Charlie in ein Pub um die Ecke. Und dann beging ich den zweiten großen Fehler des Abends: Ich lud Ollie ein, sich uns anzuschließen. Ich war gerade dabei, an der Bar für unsere Getränke zu bezahlen, als Ollie neben mir auftauchte und seine Brieftasche zückte, wobei er für sich selbst ein Bier dazu bestellte.
    »Danke, das ist nett von dir«, sagte ich. »Ich freue mich riesig, dich zu sehen – übrigens, du warst einfach toll.« Worauf er antwortete, dies sei das Mindeste, was er tun könne, und dankte uns beiden für unser Kommen.
    »Charlie fand es auch toll«, log ich.
    »Und wo steckt Mr. Speed-Dating-Macho?«, scherzte Ollie. Wir schauten beide zu Charlie hinüber, der sich soeben in einer Sitznische niederließ, den Kopf konzentriert über ein Computerspiel gebeugt, das er auf seinem Handy spielte.
    »Komm, ich mach dich mit ihm bekannt. Er ist wirklich nett«, schlug ich Ollie mit mehr Optimismus vor, als ich empfand.
    Damit wir nicht sogleich auf die Schauspielerei zu sprechen kamen, erwähnte ich zuerst einmal meine Anstrengungen im Haifischbecken der Werbeindustrie. »Also«, sagte ich, »nur noch eine Woche bis zur gefürchteten Fast-Love-Präsentation. Duncan und ich haben uns schon mal vorsichtshalber nach Rekrutierungsbüros umgeschaut, um gewappnet zu sein, wenn die Werbeagentur Bankrott macht...«
    Charlie wartete daraufhin mit der folgenden, äußerst sensiblen Antwort auf: »Ach, du schaffst das schon. Dir wird schon noch ein Geniestreich gelingen.« Er zwickte mich gutmütig in die Hüfte und steuerte das Gespräch dann in die Richtung, in die er es haben wollte.
    »So, Ollie«, sagte Charlie herausfordernd, »auf welcher Schauspielschule bist du gewesen?« Das war die eine Frage, die zu vermeiden ich inständig gehofft hatte. Und die er wahrscheinlich schon den ganzen Abend brennend gern hatte stellen wollen.
    »Ach, gar nicht weit von hier«, antwortete Ollie bescheiden. Charlie schaute ihn durchdringend an, als erwarte er, dass er es laut aussprach. Schließlich fügte Ollie zögernd hinzu: »RADA.«
    Charlies Miene verdüsterte sich. »Aha. Ach so«, sagte er. »Ich bin auf der Guildhall gewesen.« Dann fügte er hilfreich hinzu: »Auf der auch Ewan und Orlando waren.«
    Ollie nickte ernst. Doch da war noch die andere Frage, von der ich hoffte, dass Charlie sie nicht stellen würde, die aber unweigerlich kommen würde, wie ich wusste, nachdem ich ihn ein paar Mal zu seinen Treffen mit Schauspielkollegen in diverse Kneipen begleitet hatte. Ich wusste, dass die Chance gleich null war, dass diese Frage ungefragt bliebe, eine Frage, die alle Schauspieler als Erstes stellten.
    So auch Charlie: »Wer ist dein Agent?«
    Ollie schien die Frage unangenehm zu sein. Fast

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