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Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition)

Titel: Keine halben Küsse mehr!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorelei Mathias
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er und Claire einander in ihrem zweiten Jahr an der Bristol University kennen gelernt hatten. Humorvoll und unterhaltsam erzählte er, wie er ein Jahr lang unermüdlich um sie geworben hatte und wie sie schließlich zusammengekommen waren. Seine liebevoll erzählten Anekdoten ließen Claire unweigerlich erröten und das Publikum sehnsüchtig aufseufzen. Amelie sah, dass Claire, die es hasste im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, nach einiger Zeit zu beten schien, dass Dan aufhören möge. Sie blickte flehentlich zu ihrem Angetrauten auf und tauschte anschlie ßend einen Blick mit Amelie, die ihr aufmunternd zulächelte. Dan hatte schließlich ein Einsehen und beendete seine zwanzigminütige Rede, woraufhin er Claire erwartungsvoll ansah, denn nun war sie an der Reihe. Claire sagte ein paar schüchterne Worte und dann küsste sich das Paar zu donnerndem Applaus. Amelie nahm bewundernd zu Kenntnis, wie sehr es zwischen den beiden knisterte, wie offensichtlich sie sich liebten.
    Dans Vater hob sein Glas. »Auf Claire und Dan. Wir wünschen ihnen alles Gute für eine strahlende Zukunft.«
    Man erhob sich, stieß an und brachte einen Toast aus: »Auf Claire und Dan.« Amelie schloss sich den Segenswünschen an. Doch dann trat ein nachdenklicher Ausdruck auf ihr Gesicht. Da war etwas, sie wusste nicht was, aber da war etwas gewesen. Etwas, was in den Reden erwähnt worden war, hatte etwas in ihr zum Klingen gebracht, hatte ihr zu denken gegeben. Aber sie wusste nicht mehr, was es gewesen war... nun, vielleicht würde es ihr später wieder einfallen. Sie gab sich einen Ruck und leerte ihr Sektglas.
    Kurz darauf versammelte man sich zum Anschneiden der Hochzeitstorte. Doch es war keine der traditionellen mehrstöckigen Hochzeitstorten – Claire hatte sich für eine modernere Variante entschieden: einen hohen Turm, bestehend aus fünfzig Schokoladenschälchen, gefüllt mit einer dicken, aromatischen Mousse sowie Krümeln aus weißer Schokolade, Milchschokolade und Bitterschokolade. Anstatt also den Kuchen anzuschneiden, stellten sich Dan und Claire neben den Kalorienturm und verteilten gefüllte Schokoladenschälchen an all ihre Freunde.

    Nach einiger Zeit erklangen die ersten Töne von Lou Reeds »A Perfect Day«, und Dan nahm Claire in die Arme und führte sie ins große Wohnzimmer, wo seine Eltern die Möbel beiseitegerückt hatten, um Platz zum Tanzen zu schaffen. Nachdem die Gäste dem Brautpaar ein paar Minuten lang zugeschaut hatten, betraten auch Dans Eltern die Tanzfläche. Claires Eltern dagegen, die schon seit fünfzehn Jahren geschieden waren, standen auf entgegengesetzten Seiten des Raums und warfen einander verstohlene Blicke zu, wie sie es schon während der ganzen Hochzeitszeremonie getan hatten. Amelie beobachtete lächelnd, wie Dan seine Mutter zum Tanzen aufforderte und Claire mit Dans Vater tanzte. Richtig schön. Oder furchtbar kitschig, je nachdem, wie man es betrachtete.
    Nach einer Reihe von eher langsamen Songs wurde es allmählich ein wenig flotter, und die Tanzfläche begann sich mehr und mehr zu füllen. Claires vierjährige Cousins – Zwillinge – kamen herbeigerannt, und Claire tanzte mit den beiden. Amelie beobachtete auch, wie Dan mit Claires Mutter tanzte, die lachte und ein wenig verlegen zu sein schien. Amelie fiel auf, dass Claires Vater kaum die Augen von Claires Mutter abwenden konnte. Seltsam, dachte Amelie, dass zwischen zwei Menschen immer noch der Funke glimmt, obwohl sie schon seit fünfzehn Jahren geschieden sind.
    Die Stimmung stieg und auch der Alkoholpegel, sowohl bei den Gästen als auch bei dem Brautpaar. Es dauerte nicht lange, und auch Amelie und Duncan warfen sich ins Gewühl der Tanzenden. Schließlich bildeten alle Tänzer einen großen Kreis, die Arme über den Schultern des Nachbarn, und warfen die Beine zu Songs wie »New York, New York« und »Isn’t She Lovely?« in die Luft. Claire rutschte dabei unglücklicherweise dauernd das Strumpfband herunter, und sie sah sich gezwungen, es alle paar Minuten diskret hochzuziehen, in der Hoffnung, dass es niemandem auffiel. Doch als schließlich ein Can-Can durch den Saal schallte, ließ sich das Strumpfband nicht länger halten und rutschte Claire bis übers Knie herunter. Sie beschloss, das ärgerliche Ding auszuziehen, doch als sie es weglegen wollte, kam ihr kleiner dreijähriger Cousin Robert angesaust, riss es ihr aus der Hand und platzierte das rote Wäschestück auf seinen blonden Locken. Dann trat er in die

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