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Keine Kuesse für den Boss

Keine Kuesse für den Boss

Titel: Keine Kuesse für den Boss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Anderson
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so zum Reden zu bewegen.
    Alex ließ sich neben ihr aufs Sofa setzen und schloss die Augen. Nach einer Weile sagte er plötzlich: „Ich habe mich mit meinem Vater getroffen.“
    Dani blinzelte überrascht. „Aber ist der nicht letztes Jahr …“
    „Samuel Carlisle war nicht mein Vater.“
    Dani wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Also wartete sie einfach ab.
    „Ich wusste immer, dass meine Eltern nicht glücklich zusammen waren. Sie haben sich nicht ständig gestritten, aber die Stimmung war immer etwas kühl. Dann habe ich eines Tages gehört, wie meine Mutter mit einem anderen Mann telefoniert hat. Ich war erst zwölf, aber nicht naiv und habe erkannt, dass sie sich mit ihrem Geliebten stritt. Als ich sie zur Rede stellte, hat sie das Ganze abgestritten. Aber mir war klar, was los war. Ich habe es Samuel nie erzählt, weil ich wusste, dass es ihn verrückt machen würde.“
    Alex schwieg eine Weile, dann fuhr er leise fort: „Danach kam ich aufs Internat. Zu Samuel hatte ich weiterhin eine enge Beziehung, aber nicht zu ihr. Ich habe studiert, fing im Unternehmen der Familie an. Dann wurde Dad … wurde Samuel krank und brauchte einen Spender“, erzählte er weiter. „Meine Mutter sagte, dafür sei ich zu jung, aber ich wollte ihm helfen. Doch es stellte sich heraus, dass ich aufgrund meiner – sehr seltenen – Blutgruppe unmöglich sein Sohn sein konnte.“
    Dani biss sich auf die Lippe und sah, wie er noch fahler wurde.
    „Als ich meine Mutter erneut zur Rede stellte, gab sie es zu, flehte mich aber an, Samuel nichts davon zu sagen. Denn für ihn war ich sein einziges Kind. Meine Mutter sagte auch, es sei eine Samenspende gewesen, und eigentlich sei doch Samuel mein Vater.“
    „Und war er das in Wirklichkeit nicht auch?“, fragte Dani sanft. „In der Hinsicht, auf die es ankommt?“
    Alex sah sie an. „Vielleicht. Trotzdem hatte ich das Recht, es zu erfahren. Und Samuel ebenfalls.“
    Dani nickte, weil sie das gut nachempfinden konnte.
    „Meine Mutter ist gestorben, ohne mir gesagt zu haben, wer mein leiblicher Vater ist. Also habe ich lange geglaubt, ich würde es nie erfahren“, fuhr Alex fort. „Samuel hat nach ihrem Tod noch einige Jahre gelebt, schwer krank. Sein größter Wunsch war, dass das Unternehmen weiterhin erfolgreich wirtschaften würde. Also habe ich dafür gesorgt.“
    „Und dann ist er gestorben“, sagte Dani, nachdem er eine Weile geschwiegen hatte.
    „Ja. Fast genau ein Jahr später bekam ich dann diesen Anruf.“
    „Patrick“, mutmaßte Dani.
    Alex lächelte bitter. „Er war Trauzeuge bei der Hochzeit meiner Eltern, und für mich war er immer wie ein Onkel. In meiner Kindheit war er ständig bei uns, und jetzt weiß ich auch, warum. Nach dem Tod meiner Mutter ist er nach Singapur gezogen. Er hat nie geheiratet und wohnt noch immer dort. Patrick behauptet, die Affäre sei schon vor Jahren zu Ende gewesen. Und jetzt will er eine ‚Beziehung‘ zu seinem Sohn aufbauen.“ Alex blickte Dani an. „Wie kann ich eine Beziehung zu jemandem aufbauen, der mich sein ganzes Leben lang angelogen hat?“
    Er blickte starr ins Nichts und fuhr aufgebracht fort: „Das Studium, das Unternehmen … das war meine angebliche Bestimmung, die mir aufgezwungen wurde.“
    „Was hättest du denn sonst getan?“
    „Keine Ahnung. Ich habe nie darüber nachgedacht.“
    „Aber deine Arbeit macht dir Spaß, und du bist wirklich gut darin, Alex“, sagte Dani sanft. „Niemand arbeitet so viel, wenn es ihm keinen Spaß macht.“
    „Ach nein? Und was ist mit den Leuten, die mehrere Jobs gleichzeitig übernehmen – einfach nur, damit Essen auf dem Tisch steht? Man tut das, was man muss , Dani. Und genauso war es auch bei mir“, erwiderte Alex heftig. „Samuel war todkrank, und um das Unternehmen war es nicht gut bestellt. Ich musste es retten, bevor er starb. Und ich musste beweisen, dass ich dazu in der Lage war – dass ich den Posten als Geschäftsführer verdiente, und zwar nicht nur, weil ich der Erbe war. Das alles habe ich für ihn, für meine Mutter getan – die mich jahrelang angelogen hat.“
    Dani wusste genau, wie schmerzlich die Erkenntnis war, von einem Elternteil betrogen worden zu sein. Tief bewegt betrachtete sie Alex’ angespanntes Gesicht. Dann nahm sie seine Hand und fragte: „Wann hat Patrick dich angerufen?“
    „Donnerstag vor fast zwei Wochen.“
    Also am Tag vor dem Kuss im Fahrstuhl. Jetzt verstand Dani: Es war Alex nicht gut gegangen, und er hatte sich

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