Keine Kuesse für den Boss
verführe jede Frau, die mir in die Finger gerät.“
„Aber wenn du dein Verführungspensum für den Tag geschafft hast, steckst du sicher auch noch etwas Energie in deine Arbeit“, erwiderte Dani, die ganz offensichtlich etwas neben sich stand.
„Oh, vielen Dank.“ Entschlossen, ihre Augen wieder zum Funkeln zu bringen, ging Alex zu ihr. „Aber in einer Hinsicht irrst du dich: Ich bin nie fertig mit meinem ‚Verführungspensum‘.“ Er schenkte ihr ein Lächeln, das jedoch schnell wieder verschwand, als er das tiefe Leid und die Unsicherheit sah, die sich in Danis großen braunen Augen spiegelten.
Tröstend legte er die Arme um Dani. Dabei unterdrückte er energisch das heftige Verlangen, das ihn jedes Mal ergriff, wenn er sich ihr auf weniger als einen Meter näherte. Er zog Danis Kopf an seine Schulter, um ihren Schmerz nicht mehr sehen zu müssen, der auch ihm sehr wehtat.
„Alles wird gut, Dani“, sagte Alex. Versprechen konnte er ihr nichts, aber er war entschlossen, alles zu versuchen.
Dani hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie kaum etwas von dem mitbekam, was Cara ihr erzählte. Sie konnte nur an die entmutigenden Nachrichten vom Privatdetektiv denken. Vielleicht werde ich Eli niemals finden, dachte sie verzweifelt. Dann würde sie ihm auch nicht sagen können, wie sehr es ihrer Mutter leidgetan hatte. Und Dani würde nie ihren einzigen noch lebenden Verwandten kennenlernen.
Wie viel Zeit sollte sie Alex’ Privatdetektiv noch für die Nachforschungen geben? Und wie viel Zeit sollte sie sich noch mit Alex geben?
Die erste Frage war leicht zu beantworten: Nachdem Dani extra in ein anderes Land gezogen war, würde sie jetzt nicht schon nach wenigen Wochen aufgeben. Irgendjemand musste ihnen doch weiterhelfen können. Sie würden Eli bestimmt irgendwann finden.
Und was Alex betraf … er war einfach Teil des Ganzen, oder? Allerdings wusste Dani genau, dass die Sache mit ihm keinesfalls unkompliziert und „nur Sex“ war. Sie hatte ihm ihr Herz bereits halb geschenkt – was er nicht gewollt hatte, auch wenn Dani sich das sehr wünschte.
„Wart ihr gestern sehr lange bei der Veranstaltung?“, hörte sie Cara plötzlich sagen.
„Ich … Nein, nicht sehr.“
Cara lächelte. „Du scheinst nur etwas müde zu sein … etwas geistesabwesend.“
Unwillkürlich errötete Dani. „Tut mir leid.“
„Das macht nichts, heute ist ohnehin nicht viel zu tun.“
Danis Handy klingelte. „Ich bestelle dir nachher ein Taxi, mit dem du nach Hause fahren kannst“, kam Alex ohne Umschweife zur Sache. „Ich muss noch zu einem Termin.“
„In Ordnung.“ Diesmal braucht er also keine Begleitung, dachte Dani und versuchte vergeblich, nicht enttäuscht zu sein. Außerdem war sie besorgt, weil Alex müde geklungen hatte, was ungewöhnlich war. Irgendetwas stimmte nicht.
Sei nicht albern, ermahnte sie sich streng. Du bist weder seine Mutter noch seine Partnerin – noch nicht mal eine gute Freundin. Sie war seine Mitbewohnerin, die in den Genuss besonderer … Zusatzleistungen kam, weiter nichts.
„War das Alex?“, fragte Cara.
Dani nickte errötend.
„Er ist wirklich toll“, sagte die andere Frau strahlend. „Er und Lorenzo sind die begehrtesten Junggesellen der ganzen Stadt, und nicht, weil sie so einen tollen Körper und so viel Geld auf dem Konto haben. Allerdings frage ich mich, ob Alex noch sehr lange Junggeselle bleiben wird …“, fügte sie vielsagend hinzu.
Als Dani nach Hause kam, nahm sie sich Suppe aus dem Kühlschrank, die sie im Stehen aß. Dann ging sie ins Bett, konnte jedoch nicht einschlafen. Also setzte sie sich im Wohnzimmer aufs Sofa. Eigentlich wollte sie etwas lesen oder einen Film sehen, doch sie musste immer wieder an den merkwürdigen Ton denken, der in Alex’ Stimme mitgeschwungen hatte. Bevor sie mit ihm gesprochen hatte, würde sie nicht schlafen können.
Schließlich hörte sie Alex nach Hause kommen und langsam, mit schweren Schritten die Treppe hinaufgehen. Als er im Türrahmen erschien, fragte Dani erschrocken: „Was ist denn los?“
Er hatte tiefe Schatten unter den Augen und einen schmerzlichen Ausdruck in den Augen. Fast hätte sie in diesem gequälten Mann nicht den gelassenen Alex erkannt, der immer so voller Energie zu stecken schien.
„Sag schon“, drängte Dani, doch er schwieg.
Ob sie eine Grenze überschritten hatte? Und wenn schon, dachte sie. Ich muss ihm einfach helfen!
„Du siehst einfach furchtbar aus“, sagte sie unverblümt, um ihn
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