Keine Lady fuer Lord Strensham
einer jungen Dame nicht mehr länger seine Aufmerksamkeiten aufzuzwingen, wissen Sie?“, sagte Marcus herausfordernd.
„Wie dem auch sei“, unterbrach Lady Winforde ungeduldig. „Ohne unsere Einwilligung bist du nicht rechtmäßig verheiratet, Alethea. Du kommst mit uns.“
„Nein. Auch wenn der Lordkanzler höchstpersönlich es befehlen würde.“
„Ich befehle es dir!“, schrie Ihre Ladyschaft, endgültig die Beherrschung verlierend. „Das soll dir genügen, du undankbares Ding!“
Zum ersten Mal in seinem Leben verlangte es Marcus danach, eine Frau zu ohrfeigen. Unwillkürlich ballte er die freie Hand zur Faust. Keine Strafe würde zu hoch sein für dieses Verbrecherpaar. Beruhigend tätschelte er seiner Frau die Hand und lächelte ihr aufmunternd zu, bevor er sich wieder an die Winfordes wandte.
„Nur über meine Leiche.“ Sein Ton war so eisig, dass Granby ihn blass vor Entsetzen ansah. „Ja, kennen Sie denn nicht den Geburtstag meiner Frau, Lady Winforde? Habe ich dir überhaupt schon Glück gewünscht, mein Liebling?“, fragte er Thea in plötzlich verändertem Tonfall.
Ihr wurden die Knie weich, so liebevoll sah er sie an. Dabei wusste sie natürlich, dass er nur ein Schauspiel für ihr unerwünschtes Publikum zum Besten gab. „Doch, das hast du, und so werde ich jedenfalls niemals unseren Hochzeitstag vergessen.“
„Du verdammter Idiot“, fuhr Lady Winforde ihren Sohn an, der wie vom Blitz getroffen dastand.
„Ich kenne doch ihren Geburtstag nicht“, verteidigte er sich.
Marcus betrachtete Mutter und Sohn mit eisiger Verachtung. „Sie haben den guten Namen meiner Frau in den Schmutz gezogen, sie bedroht und misshandelt, und es fällt mir schwer, das zu vergeben. Sosehr es mir widerstrebt, einer Dame zu drohen, selbst wenn sie nicht wirklich eine ist, möchte ich hiermit klarstellen, Ma’am, dass Sie Lady Strensham nie wieder zu nahe kommen werden. Wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist“, fügte er finster hinzu.
„Sie sind nichts als ein mittelloser Mitgiftjäger. Sie machen mir keine Angst!“
„Das wird sich noch zeigen. Das Konto Ihres Sohnes bei Coutts’ Bank ist übrigens gesperrt. Da das Geld auf ungesetzliche Weise erworben wurde, wird ihn jeder Versuch, sich Zugriff dazu zu verschaffen, ins Gefängnis nach Newgate bringen. Von dort würde er direkt wegen Betrugs und versuchten Mordes vor Gericht kommen.“
Granbys sonst so rosige Wangen verloren jede Farbe. Angstschweiß stand ihm auf der blassen Stirn und ließ ihn mondgesichtiger aussehen denn je. „Dann besitze ich ja gar nichts mehr!“, stotterte er.
„In diesem Fall bekommen Sie vielleicht eine Vorstellung davon, wie Lady Strenshams Leben in den letzten Monaten ausgesehen hat.“
„Das raffinierte kleine Luder gehört doch in die Gosse, was macht es da aus, wenn sie wirklich dort gelandet ist?“, ereiferte sich Lady Winforde giftig.
„Genug!“, befahl die Dowager Viscountess hoheitsvoll, und selbst Granby nahm Haltung an. „Ich dulde kein vulgäres Benehmen unter meinem Dach. Du hast in den besten Kreisen verkehrt, Cassandra Snodsbury, doch in all den Jahren bist du, falls das überhaupt möglich ist, sogar noch gewöhnlicher geworden.“
Besonders strenge Sittenrichter mochten über die skandalösen Affären der Dowager Viscountess die Stirn gerunzelt haben, aber sie gehörte dennoch zur besten Gesellschaft. Ihre Worte trafen Lady Winforde härter als alles andere. Für skrupellos oder gar unmenschlich gehalten zu werden, machte ihr nichts aus. Würde man sie beschuldigen, zu verbrecherischen Methoden Zuflucht zu nehmen, hätte sie nicht mit der Wimper gezuckt. Doch dass ausgerechnet diese einflussreiche Dame sie für gesellschaftlich unzumutbar erklärte, ließ ihre Welt einstürzen.
Nick näherte sich dem schwitzenden Baron und stieß ihm mit dem Ellbogen in die nicht vorhandene Taille. „Ich würde mich aus dem Staub machen, so lange noch Zeit dazu ist.“ Sein harter Blick verhehlte Granby nicht, welche Meinung er von ihm hatte.
„Ich weiß doch nicht, wo ich hin soll“, protestierte der.
„Wie viele Wochen musstest du dich im Süden des Landes ohne Nahrung und ohne sichere Unterkunft durchschlagen, Liebes?“, fragte Marcus seine Gattin und drückte beruhigend ihre Hand.
„Drei Wochen, bis ich mir mit der Arbeit eines Hausmädchens Verpflegung und ein Dach über dem Kopf verdiente.“
„Sehen Sie, Winforde? Es gibt Mittel und Wege, ohne einen Penny in der Tasche zu überleben, wenn man den
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