Keine Lady fuer Lord Strensham
Mut dazu aufbringt.“
Granby warf Thea einen hasserfüllten Blick zu und schleppte sich mit hängenden Schultern aus dem Raum, wobei er unterdrückt fluchte. Allerdings leise genug, um Nick nicht doch noch dazu zu bringen, ihn mit einem wohl gezielten Tritt die Treppe hinunterzubefördern.
„Madam?“ Marcus wies unmissverständlich auf die Tür, die Nick für Lady Winforde offen hielt.
Doch da sie aus sehr viel härterem Holz geschnitzt war als ihr wehleidiger Sohn, verschaffte sie sich einen eindrucksvolleren Abgang. „Von mir hört ihr noch“, drohte sie, bevor sie hinausrauschte.
„Ich werde die Verbrecherliste des Newgate-Gefängnisses mit großem Interesse studieren“, versicherte Marcus und bedeutete Nick, die Tür hinter ihr zu schließen.
„Munby wird dafür sorgen, dass sie nicht mein bestes Silberbesteck mitgehen lässt“, bemerkte die Dowager Viscountess, als hätte sie gerade einen Hausierer aus dem Haus gewiesen.
Thea lachte verunsichert. „Ist es denn nicht gefährlich, ihnen alles zu nehmen?“, fragte sie Marcus.
„Möchtest du Ihnen etwa die Hälfte deines Vermögens überlassen?“
„Nein, aber vielleicht eine kleine Unterstützung, damit sie nicht hungern müssen.“
Marcus schüttelte den Kopf. „Von solchen Menschen wird das nur als Schwäche ausgelegt, Thea. Gierig, wie sie sind, werden sie stets mehr von dir verlangen. Ich kann nicht zulassen, dass sie dich ein Leben lang erpressen.“
Nicks Großmutter nickte zustimmend. „Sehr weise. Inzwischen verbreiten wir die wahre Geschichte, damit das saubere Pärchen mit seinen Lügen aufläuft. Wer wird an der Schicklichkeit eurer Verbindung zweifeln, wenn wir deutlich machen, wie zärtlich ihr euch seit einer Ewigkeit zugetan seid? Der arme Strensham wartete sehr geduldig auf Sie, seit Giles Hardy ihm, der damals nur ein einfacher Offizier war, die Hand seiner Enkelin abschlug. Die Geschichte zweier treuer Liebender, von denen einer außerdem selbstlos für seine Heimat gekämpft hat, ist so ergreifend. Da bleibt kein Auge trocken.“
Selbst Nick lachte leise. „Ich sehe dich richtig vor mir, Marcus, wie du mit der Geduld eines Hiob auf die Niederlage Bonapartes und seiner ‚Grande Armée‘ gewartet hast. Und natürlich auf Miss Hardys Großjährigkeit, damit du die Frau deines Herzens heiraten konntest.“
„Doch man stelle sich meine Seelenpein vor, als ich bei meiner Rückkehr nach England entdeckte, dass meine Geliebte geflohen und ein Paar skrupelloser Spitzbuben entschlossen war, unser Glück zu zerstören.“
Thea hörte ihm fassungslos zu, ebenso wie die Gesellschafterin der Dowager Viscountess, die jedoch mit fast noch größerem Interesse an Marcus’ Lippen hing.
„Ende gut, alles gut“, fügte er schließlich zufrieden hinzu.
Die Gesellschafterin seufzte leise, setzte ihr Häubchen auf und entschuldigte sich überstürzt, um die interessante Geschichte mit der Begeisterung einer heimlichen Romantikerin im gesamten Haushalt zu verbreiten.
„Höchste Zeit, dass Thea und ich uns auf den Weg machen, wenn wir vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein wollen“, bemerkte Marcus so ruhig, als hätten sie gerade eben wirklich nur ihre Hochzeit gefeiert und sich nicht zwei Todfeinde geschaffen.
Insgeheim quälte Thea ihr schlechtes Gewissen. Marcus musste seine Freiheit aufgeben, um ihre eigene zu bewahren. Trotzdem bereute sie ihren Entschluss nicht.
„Es kommt mir immer noch wie ein Traum vor“, sagte Thea später, da sie mit Marcus in der Mietkutsche saß.
„Die letzten sechs Wochen möchte ich ungern noch einmal durchmachen, also hoffe ich doch sehr, dass es kein Traum ist und wir wirklich verheiratet sind.“ Ihr Gemahl schenkte ihr ein Lächeln, das ihr Herz schneller klopfen ließ.
„Alle fühlten sich entschieden unbehaglich.“
„Unsinn. Sie haben sich königlich amüsiert.“
„Ihr Anwalt …“
Er räusperte sich. „Dein Anwalt“, korrigierte er sie.
Errötend wiederholte sie: „Dein Anwalt sah aus wie ein beleidigter Bischof, dem man eine Orgie zugemutet hat.“
„Clatmore hatte genauso viel Spaß wie Ned und Lydia, die deinen so genannten Vormund an der Nase herumführten, während ich nach London ritt, als wäre der Leibhaftige hinter mir her.“
„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir Mann und Frau sind.“
„Ist es dir so unangenehm?“, fragte er plötzlich kühl.
„Natürlich nicht“, beeilte sie sich, ihm zu versichern. „Ich wollte dich
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