Keine Lady fuer Lord Strensham
ihr Herz schneller vor Freude, als Mrs. Barker sich mit einem Knicks entschuldigte und das frisch vermählte Paar allein ließ.
14. KAPITEL
Marcus hatte nicht gelogen. Er hatte seinen Morgenritt und das Gespräch mit seinem Verwalter abgebrochen, um seine Frau aufzusuchen. Aus ihm unerfindlichen Gründen war er den ganzen Morgen unruhig und gereizt gewesen, bis zu diesem Moment in seinem geliebten Haus, in dem Thea sich ausgesprochen wohlzufühlen schien. Chimmerton war äußerlich betrachtet wie immer, und doch kam es ihm heute verändert vor. Ich selbst habe mich verändert, dachte er. Das musste wohl auch der Grund für seine Reizbarkeit sein. Es hatte ihn zutiefst verletzt, sich zu einem Mitgiftjäger degradieren und seine Prinzipien verraten zu müssen. Nun war sein Unterfangen zwar mit Erfolg gekrönt worden, und eine liebenswerte Frau und deren Mitgift gehörten ihm, aber er hatte ebenso auch das Gefühl, sich selbst fremd geworden zu sein.
„Beabsichtigst du, dein hübsches Kleid zu ruinieren, indem du darin durch dieses Mausoleum ziehst?“
„Meine alten Sachen muss ich irgendwo verlegt haben“, entgegnete sie mit einem schelmischen Augenzwinkern. „Dein Zuhause gefällt mir“, wechselte sie das Thema.
Nur mit Mühe widerstand er der Versuchung, sich von ihr verzaubern zu lassen. Sie sah so schön und lebhaft aus, dass die Verwahrlosung um sie herum noch stärker ins Auge fiel.
„Es ist trotzdem nur ein vorsintflutlicher, verstaubter Steinhaufen“, erwiderte er. „Und es ist Mrs. Barkers Aufgabe, sich darum zu kümmern. Nach den Anstrengungen, die du als Dienstmädchen durchmachen musstest, hast du dir etwas Ruhe verdient.“
„Ich habe gerade sechs Wochen absoluter Ruhe hinter mir. Es ist fürchterlich langweilig, wenn man nichts zu tun hat, Marcus.“
„So wie ich Nicks Großmutter kenne, kann es nicht so gemächlich zugegangen sein. Wahrscheinlich hat sie dir aufgetragen, ihre Briefe für sie zu schreiben und alle möglichen kleinen Dinge zu erledigen. Abgesehen davon musstest du stundenlang stillstehen, während die Schneiderin deine Garderobe anpasste.“
„Es ist skandalös, wie viel du über die Garderobe einer modischen Dame weißt, mein lieber Mann“, neckte sie ihn.
„Ich habe eine Schwester, vergiss das nicht.“
„Wie könnte ich?“ Thea holte tief Luft. „Sie wird nicht sehr erfreut sein über deine Verbindung mit mir.“
„Emma und Lydia sind Busenfreundinnen, also kannst du dir vielleicht vorstellen, was für Ansichten sie vertritt. Mach dir also keine Gedanken. Beide werden dich mit offenen Armen willkommen heißen.“
Thea sah ihn zweifelnd an, wollte ihn aber nicht länger mit ihren Sorgen quälen. Beide Damen würden sie ihm zuliebe höflich behandeln, sie wirklich billigen konnten sie sicher nicht.
„Wie dem auch sei, du kannst mir glauben, dass ich sehr gut erholt bin, weil es einfach nichts für mich zu tun gab. Da du nun Mrs. Barker fortgeschickt hast, bist du vielleicht so freundlich, mir den Rest des Hauses zu zeigen?“
„Dein Wunsch ist mir Befehl, obwohl ich nicht verstehen kann, wieso du so versessen darauf bist.“
Sie sah ihn nachdenklich an. „Mir stand nie der Sinn nach einem Leben in vornehmer Langeweile, Marcus. Selbst wenn du glaubst, es trüge zu deinem Ansehen bei, eine müßige Frau zu haben.“
Sekundenlang konnte Marcus sie nur atemlos ansehen. Er sehnte sich mit jeder Faser seines Körpers nach ihr, und es kostete ihn größte Überwindung, sie nicht an sich zu reißen. Um sie seinen inneren Aufruhr nicht merken zu lassen, begutachtete er mit geheucheltem Interesse die staubige Umgebung, als hätte er sie nie zuvor gesehen.
Thea schluckte mühsam. Einen flüchtigen Moment lang hatte sie geglaubt, er wolle sie küssen. Heißes Verlangen erfasste sie, ihr Herz begann erwartungsvoll zu klopfen. Doch Marcus wandte sich ab und setzte eine abweisende Miene auf.
„Mrs. Barker hätte dich niemals hierher bringen dürfen“, sagte er knapp.
Er stand vor dem breiten Kamin in der Eingangshalle seiner Ahnen, der mit Fledermauskot und anderem Unrat beschmutzt war.
„Allerdings scheinen Merrys Terrier das größere Ungeziefer auf Abstand zu halten“, fügte er geistesabwesend hinzu.
„Wirklich ein Segen“, bemerkte sie schaudernd. „Ich verabscheue Ratten. Bereits schon ihr Anblick würde mich in einen elenden Feigling verwandeln, wie ich leider zugeben muss.“
„Unsinn, du bist mutig wie eine Löwin, mein Lieb…“ Abrupt hielt
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