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Keine Lady fuer Lord Strensham

Keine Lady fuer Lord Strensham

Titel: Keine Lady fuer Lord Strensham Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Beacon
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er inne und fuhr ernst fort: „Ich meine, du hast bewiesen, wie tapfer du bist, meine Liebe.“
    „Jedenfalls kam ich mir in jener Nacht im Gartenhaus auf Rosecombe nicht besonders tapfer vor, falls du dich darauf beziehst“, meinte sie achselzuckend. „Ich dachte, du würdest mich schlagen.“
    „Solltest du je in einem solchen Aufzug von Chimmerton davonzulaufen gedenken, werde ich es zweifelsohne tun.“
    „Es geht mir hier viel zu gut, um so etwas auch nur in Betracht zu ziehen.“ Bei seinem verwunderten Blick und den skeptisch gehobenen Augenbrauen musste sie lächeln. „Gewisse Teile deines Hauses mögen ja sträflich vernachlässigt worden sein. Aber immerhin zwingst du mich nicht, selbst die Ärmel hochzukrempeln und alles sauber zu schrubben“, erklärte sie ihm.
    Als er amüsiert lachte, atmete sie insgeheim erleichtert auf. „Dieser Raum könnte wunderschön sein, wenn man ihn etwas herrichtet.“ Bewundernd betrachtete sie die gewaltigen Deckenbalken und die riesigen Ausmaße der Sprossenfenster, die fast eine ganze Wand einnahmen. „Nein, Ehrfurcht gebietend wäre wohl eine passendere Beschreibung.“
    „Ja, der Schmutz ist Ehrfurcht gebietend.“
    „Aber stell es dir nur voller Sonnenschein und Gelächter vor, Marcus. Wie es gewesen sein muss, wenn die ganze Familie und die Dienerschaft und alle Gutsarbeiter sich hier versammelten und um den großen offenen Kamin herum Weihnachten oder Ostern zusammen feierten.“
    „Auch den Lärm und den Gestank kann ich mir gut vorstellen. Der ganze Haushalt lebte sozusagen Rücken an Rücken miteinander. Es muss gewesen sein wie in einem Kuhstall, bis es endlich wieder Sommer wurde und der ganze Mist hinausgekarrt werden konnte.“
    „Hör auf! Jetzt hast du meine romantischen Vorstellungen zerstört. Zur Strafe musst du mir den Rest des Hauses zeigen.“
    „Hast du denn noch nicht genug gesehen?“
    „Nein. Aber falls du zu beschäftigt bist …“
    „Du freches kleines Ding“, sagte er und ließ sich keinen Moment durch ihren sanft vorwurfsvollen Ton täuschen. „Solltest du am Ende über und über mit Spinnweben bedeckt sein, gib nicht mir die Schuld.“
    „Ich würde es nicht wagen.“
    „Das möchte ich bezweifeln. Jetzt sieh dir dein neues Zuhause an, bevor es um dich herum zusammenfällt.“
    Er bot ihr höflich den Arm ganz wie ein Edelmann aus alten Zeiten, der seine Dame durch ihr neues Schloss begleitet.
    „Wie galant“, lobte sie ihn.
    „Wohin möchtest du also gehen?“, fragte er, während sie Seite an Seite die Vorhalle verließen.
    „Zum Großen Salon, denke ich mal“, erwiderte Thea geistesabwesend.
    Es fiel ihr schwer, sich auf die Zeichen des Verfalls zu konzentrieren, solange sie Marcus’ Arm unter ihren Fingern spürte. Er liebt dich nicht, erinnerte sie sich streng. Mit der Zeit würde sie ihm einen Sohn oder mehrere Kinder schenken, und dann würde er seiner Wege gehen und sie ihrer. Der Gedanke vermochte nicht, sie aufzuheitern.
    „Das hier ist, oder vielmehr war, die Purpursuite“, verkündete Marcus, nachdem sie die Treppe hinaufgegangen waren und eine imposante Zimmerflucht betraten. „Mary sowie auch Elizabeth Tudor, unsere Königinnen, haben hier übernachtet. Offenbar wussten meine Ahnen ihr Mäntelchen nach dem Wind zu hängen und sich der Herrscherin zu beugen, die gerade an der Macht war.“
    „Ich würde Albträume bekommen, müsste ich in einem so unheimlichen Raum schlafen.“
    Das feudal eingerichtete Zimmer erinnerte Thea an die Gemächer ihres Großvaters auf Hardy Hall. Giles Hardy hatte schwere Samtvorhänge und mit Brokat bezogene Möbel geliebt, deren Üppigkeit ihn so wenig wie möglich an seine von Armut geplagte Jugend erinnerte. Nach seinem Tod hatte Granby sich sein Zimmer einfach angeeignet. Thea schauderte unwillkürlich.
    „Was ist, Thea?“
    „Nichts, mir war wohl nur plötzlich ein bisschen kalt.“
    „Früher oder später werde ich ja doch erfahren, was jene Schurken dir angetan haben, meine Liebe. Warum sagst du es mir also nicht gleich und ersparst uns beiden unnötigen Kummer?“
    „Nein, ich möchte es lieber vergessen.“
    „Trotzdem hoffe ich, dass du mir mit der Zeit vertrauen wirst“, sagte er leise.
    Während sie ihre Tour fortsetzten, wünschte Thea, sie hätte nicht ganz so viele Geheimnisse. Vielleicht war das auch einer der Gründe, weswegen Marcus überhaupt keinen Versuch mehr machte, sie zu küssen. Bei der bescheidenen kleinen Hetty hatte er sich kaum

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