Keine Lady fuer Lord Strensham
ansehen, wie er seine Ehe zugrunde richtet? Man stelle sich nur vor, dass er dem armen Ding eine Vernunftehe anbietet, wo doch jeder sieht, wie sehr sie in ihn verliebt ist! Dem Jungen muss eine Lektion erteilt werden, damit er wieder zur Vernunft kommt, und dafür bist du genau der richtige Mann.“
„Nein.“
„Ich dulde keine Widerrede, Nick“, unterbrach sie ihn streng. „Ich überlasse es dir, einen Vorwand für deinen Besuch zu finden. Und auch, wie man mit einer Frau flirtet, muss ich dir wohl nicht beibringen“, fügte sie trocken hinzu.
Mit einem tiefen Seufzer fügte er sich in sein Schicksal. „Ich brauche keinen Vorwand. Marcus hat mich eingeladen, ihn und seine Gattin zu besuchen.“
„Warum sagst du das nicht gleich?“
„Weil ich dir nicht den Spaß verderben wollte“, erwiderte er schmunzelnd. „Ich kenne meine Pflicht als liebender Enkel, das weißt du.“
Lady Prestbury schnaubte erneut geringschätzig, um ihm zu zeigen, was sie von seinem Pflichtgefühl hielt. Dann klingelte sie nach einem Dienstboten, bei dem sie wenigstens sicher sein konnte, dass er ihre Befehle befolgen würde.
17. KAPITEL
Einige Tage, nachdem Thea ihrem Gatten die ganze Geschichte gebeichtet hatte, gaben sie und Marcus ein Dinner für ihren ersten Gast, Nick Prestbury. Die Köchin zauberte ein wundervolles Menü, und Mrs. Barker sorgte dafür, dass die Dienerschaft sich vorbildlich benahm. Thea hätte den Abend sicher genießen können, wenn Nick ihr nicht auf die lästigste Art den Hof machte. Gegen Ende des Mahls wünschte sie, sie hätte den gemeinen Kerl in die Purpursuite gesteckt, damit er sich mit dem Staub und vielleicht sogar den Gespenstern früherer königlicher Besucher vergnügte.
Marcus’ finstere Miene trug auch nicht gerade zur Besserung der Stimmung bei. Wäre nicht das ausgezeichnete Essen gewesen, hätte sie sich am liebsten zurückgezogen. Sie kam sich vor wie der sprichwörtliche Knochen, um den sich zwei Hunde balgten, denen allerdings viel eher daran lag, ihre Vorherrschaft zu beweisen, und weniger an der Beute selbst. Am Ende war Thea erleichtert, als der Abend zu Ende ging und ihr Gast sich in sein Schlafgemach begab. Das laute Zuschmettern seiner Tür verriet ihr, dass Marcus sich ebenfalls entschieden hatte, zeitig zu Bett zu gehen. Müde und betrübt blieb Thea auf ihrer Seite der massiven Mahagonitür, die ihre Schlafgemächer trennte, und wappnete sich für eine schlaflose Nacht.
Wenigstens ist das Wetter schön, dachte Thea am nächsten Nachmittag, obwohl sich an der düsteren Stimmung ihres Gatten nichts geändert hatte. Der leichte Nebelschleier, der seit dem frühen Morgen überall den Boden bedeckt hatte, verflüchtigte sich und lag nur noch über dem See. Während Thea und Marcus zu einer Abendgesellschaft ritten, die Squire Hereward für seine Nachbarn veranstaltete, überlegte Thea beunruhigt, wie sie in dem dichten Nebel, der sie später in der Nacht wahrscheinlich erwartete, zurückreiten sollten.
„Du bist ja so nachdenklich, Thea. Machst du dir Sorgen um das Wohlergehen unseres Gastes?“
Sie unterdrückte einen Seufzer. Insgeheim hatte sie schon eine Bemerkung über die unwillkommenen Aufmerksamkeiten seines Cousins erwartet. „Nein, ich denke über nichts Besonderes nach.“
Er nickte nur und wechselte das Thema. „Lass uns sehen, wer zuerst bei der Kiefer dort drüben ankommt. Herkules findet unser Bummeltempo allmählich ziemlich langweilig.“
Marcus war ein großartiger Reiter und völlig im Einklang mit seinem edlen Hengst. Dark Lady erreichte die Kiefer erst einige Sekunden später.
„Ist die hübsche Schnecke eigentlich auch zu mehr fähig als einem behäbigen Trott? Ich verstehe gar nicht, wie Merry dir eine solche Schlafmütze geben konnte“, neckte er sie.
„Sie folgt Herkules wie ein Lämmchen.“
Die Stute rieb den Kopf voller Zuneigung an Herkules’ Hals. Worauf Marcus zum ersten Mal seit Tagen herzlich lachen musste. „Das nenne ich innige Liebe.“
Das Lachen würde ihm vergehen, wenn er wüsste, wie vernarrt ich in ihn bin und ihm ebenso wie Dark Lady ihrem Herkules überallhin folgen würde, dachte Thea mit einem tiefen Seufzer.
Marcus war mit seinen attraktiven Zügen, der nie erlahmenden Energie und dem kraftvollen Körper nicht nur genau das, was man sich unter einem vollkommenen Gentleman vorstellte, er besaß auch Intelligenz und Humor. Wie konnte sie ihn nicht lieben? Ihr Herz machte einen Sprung, sobald ihr bewusst wurde,
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