Keine Lady fuer Lord Strensham
suchend den Kopf an seine Schulter gelehnt. Allerdings hatte Marcus’ Nähe wie immer auch eine äußerst beunruhigende Wirkung auf sie. Heißes Verlangen erwachte in ihr.
„Ob du wohl auch dieser Meinung gewesen wärst, hättest du mich im Haus deines Cousins als eine der Erbinnen kennengelernt?“ Sie bezweifelte es sehr. „Hätte ich mich mit den Augen der anderen sehen können, wäre ich vielleicht eher versucht gewesen, mich zu ändern. Wer weiß.“
„Aber natürlich. Du bist zu intelligent, als dass es anders hätte sein können, mein Liebes.“
Wie sehr wünschte sie sich, ihm wirklich etwas zu bedeuten.
„Ich hoffe, du hast recht“, erwiderte sie, in Gedanken war sie allerdings zu sehr damit beschäftigt, seine verführerische Nähe zu ignorieren.
„Ein Gatte hat immer recht.“
„Und ich bin ein Spion Napoleons“, entgegnete sie schläfrig.
Mit einem leisen Lachen beugte er sich über sie und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss auf den Mund. „Dein Gatte hat außerdem das Recht, dich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zum Schweigen zu bringen.“
Sekundenlang blieb er über ihr und küsste sie erneut. Dann wandte er sich rasch ab und zog sich auf seine Betthälfte zurück – sehr zu Theas Enttäuschung.
„Schlaf jetzt, Liebes. Morgen warten neue Aufgaben auf uns.“
Wie sehr sehnte sie sich nach seinen atemberaubenden Küssen. Ein heimlicher Blick in seine Richtung zeigte ihr, dass er eingeschlafen zu sein schien. Seufzend schloss auch sie die Augen und fragte sich wehmütig, wie es sein mochte, von ihrem attraktiven Gatten richtig in die Arme genommen und geliebt zu werden. Doch sie war zu erschöpft, um lange über dieses quälende Thema nachzudenken.
Währenddessen ahnte Marcus nicht, mit welcher Begeisterung Thea seine Leidenschaft begrüßen würde. Also blieb er auf seiner Seite des Bettes und litt stumm höllische Qualen. Er begehrte seine Frau über alle Maßen, aber er wollte nicht der zweite Mann sein, der sich ihr ungebeten aufdrängte.
„Bath“, erklärte die Dowager Viscountess Carlyon eines Morgens beim Frühstück, „ist im Oktober nervtötend jenseits alles Erträglichen.“
„Ach? Warum hast du dann meinen Vater drangsaliert, bis er dir hier endlich ein Haus kaufte, Großmutter?“, fragte Nick Prestbury ungerührt, ohne den Blick von seiner Korrespondenz zu lösen.
„Da die einzige Alternative darin bestünde, mit Lewis, deiner Stiefmama und ihren abstoßenden Kindern zu leben, kam mir selbst der Nordpol ansprechender vor.“
„Wenn auch ein wenig frostig, wie du zugeben wirst“, neckte er sie. „Du hättest doch in London bleiben können oder in Brighton.“
„Das eine ist zu laut und stinkt, das andere ist lärmend im Sommer und öde im Winter. Schien mir vernünftiger zu sein, hierherzukommen und vor Langeweile zu sterben. Man könnte übrigens meinen, dass du Letzteres zu beschleunigen versuchst.“
„Warum sollte ich denn so etwas tun?“
Ihre Ladyschaft schnaubte undamenhaft. „Um mein Vermögen genau wie das deiner Patin durchzubringen. All deine kleinen Eskapaden müssen verteufelt teuer sein.“
Nick Prestbury legte seine Korrespondenz beiseite und schenkte seiner Respekt einflößenden Großmutter volle Aufmerksamkeit. „Aber ich erlaube mir doch nie mehr als eine zur Zeit. Außerdem würdest du mir sehr fehlen, solltest du tatsächlich allzu schnell das Zeitliche segnen.“
„Es geht mir darum, dich endlich verheiratet zu sehen, statt dass du mit diesen hirnlosen Weibchen deine Zeit verplemperst. Mir ist allerdings nicht entgangen, dass mit dir etwas nicht stimmt. Seit Marcus’ Frau deinem Charme gegenüber immun geblieben ist, bist du ganz außer dir. Und versuche gar nicht erst, es zu leugnen.“
Nick seufzte. „Weil ich den Fehler beging, ihren unerschrockenen Charakter zu loben, siehst du in mir Lady Strenshams enttäuschten Verehrer. Was ich aber keineswegs bin.“
„Dann beweise es mir!“, rief Ihre Ladyschaft triumphierend.
„Wie denn?“, fragte er misstrauisch. Er kannte die Launen seiner Großmutter zu gut und ahnte Böses.
„Fahr nach Chimmerton und flirte mit ihr.“
„Was?“
„Du hast mich schon verstanden.“
„Marcus ist nicht nur mein Cousin, sondern auch mein bester Freund.“
„Dann wird es dir ja wohl nichts ausmachen, ihm einen Gefallen zu tun.“
„Ich tue ihm einen Gefallen, indem ich seiner Frau zu große Aufmerksamkeit schenke?“
„Wie kannst du danebenstehen und mit
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