Keine Panik Prinzessin
liebt.«
» Was ?« Die Reaktion kennt man ja. Es passiert ganz oft, dass Mädchen, die von ihrem Freund gnadenlos abserviert werden, sich selbst die Schuld geben, obwohl niemand anderes schuld ist als ihr Loser-Freund.
Aber ich hätte nie gedacht, dass Lilly so reagieren würde.
»Sag mal, was redest du denn da? Wie , du hast es gewusst? Du hast es nicht gewusst, Lilly, sonst wärst du nämlich nicht so …«
»Doch, es stimmt schon«, sagte Lilly, deren Stimme vom vielen Weinen ganz belegt war. »Ich hab mir schon gedacht, dass irgendwas nicht stimmt, weil er mir ja eben nie gesagt hat, dass er mich liebt. Aber … na ja, wahrscheinlich hast du recht, und ich hab wirklich irgendwie die Hoffnung gehabt, er würde irgendwann lernen, mich zu lieben. Deswegen bin ich mit ihm zusammen geblieben, statt einen Schlussstrich zu ziehen, was viel besser gewesen wäre. Er kann nichts dafür. Er hat es versucht, Mia. Hat er wirklich. Eigentlich war es sogar richtig nett von ihm, es jetzt zu beenden. Ich meine, er hätte die Situation ja auch ausnutzen können, aber das hat er nicht.«
Ich konnte nicht anders. »Moment mal«, fragte ich. »Heißt das, du und er … ihr habt nie …?«
Lilly verengte die Augen. »Hast wohl gedacht, du kannst es mal probieren, PrivoG, was?«, sagte sie. »Ich bin zwar ziemlich am Boden, aber so am Boden bin ich auch nicht. Erst müssen wir die Wahl zur Schulsprecherin hinter uns bringen.«
Ich legte den Kopf auf den Tisch. »Ich kann nicht, Lilly«, klagte ich. »Ich kann nicht. Es geht einfach nicht. Siehst du nicht, dass ich total am Ende bin?«
»Ich bin auch am Ende«, sagte Lilly trotzig. »Aber trotzdem FUNKTIONIERE ich noch. Eine Frau braucht einen Mann ungefähr so dringend wie ein Fisch ein Fahrrad.«
Ich hasse diesen Spruch. Ich bin mir nämlich sicher, dass Fische total gerne Fahrrad fahren würden, wenn sie Beine hätten.
Dann sagte Lilly mit etwas sanfterer Stimme: »Hey, PrivoG, das mit meinem Bruder und dir tut mir echt leid.«
»Danke«, sagte ich. Und dann brachen all die Tränen, von denen ich geglaubt hatte, ich hätte sie in der Cafeteria zum Teil heruntergeschluckt, plötzlich doch wieder aus mir heraus.
»Aber verstehen tu ich es nicht«, sagte Lilly.
»Klar verstehst du es nicht«, sagte ich unglücklich zur Tischplatte. »Du bist seine Schwester. Du bist auf seiner Seite.«
»Ich bin vielleicht seine Schwester«, sagte Lilly. »Aber ich bin auch deine beste Freundin. Und – tut mir leid –, aber ich finde das einfach total schade. Jetzt mal ehrlich … was hat er dir denn getan? Okay, er hat mit Judith Gershner geschlafen. Na und, ist das so schlimm? Er hat es ja nicht getan, während er mit dir zusammen war.«
»Es ist schlimm«, beharrte ich. »Ich hätte einfach nie … nie gedacht, dass Michael – ausgerechnet Michael – so etwas tun würde. Mit jemandem schlafen, den er nicht einmal liebt, meine ich. Und mich dann auch noch anzulügen. Ich weiß schon, dass du denkst, ich würde ihm meine moralischen Vorstellungen aufzwingen. Aber das liegt daran, dass ich immer gedacht hab, er würde das genauso sehen wie ich. Und jetzt muss ich plötzlich feststellen, dass er mehr wie … na ja, wie Josh Richter ist und ganz anders als ich!«
»Josh Richter?« Lilly verdrehte die Augen. »Ach komm, bitte. Mein Bruder ist nicht im entferntesten wie Josh Richter. Wo siehst du denn da Ähnlichkeiten?«
»Mit einem Mädchen zu schlafen, das man nicht einmal liebt … das ist genau das, was Josh Richter macht.«
»Das ist nur dann etwas, das Josh Richter macht, wenn das Mädchen total verliebt ist und er ihre Verliebtheit ausnutzt und ihr wehtut.«
Ich hob den Kopf und sah sie an. »Du meinst wie bei dir und JP?« Ich hoffte, dass das besorgt klang und nicht neugierig.
Lilly funkelte mich aber bloß wütend an. »Du gibst es nicht auf, was?«, fauchte sie. »Aber darauf fall ich nicht rein.«
Wumm!
»Mia«, sagte sie dann. »Du kannst dich nicht darüber aufregen, dass Michael, bevor er mit dir zusammen war, schon andere Freundinnen hatte. Das ist einfach BESCHEUERT.«
Jetzt verengte ich die Augen . »Was meinst du mit Freund innen ?«
»Na ja, zum Beispiel das Mädchen aus dem Hebräisch-Sommerlager.«
»WELCHES MÄDCHEN AUS WELCHEM HEBRÄISCHSOMMERLAGER?« Ich brüllte es so laut, dass Boris den Kopf aus dem Lehrmittelkabuff steckte, um zu sehen, was los war.
»Entspann dich«, stöhnte Lilly. »Da lief nichts außer Knutschen. Damals war er erst in der
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