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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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in den nächsten
     Tagen hoffentlich weitergehen, eine Einigung erzielt haben, die, wie ich glaube, zu aller Zufriedenheit gereicht.«
    Er schöpfte Atem, setzte eine wirkungsvolle Pause und begann, von einem Blatt abzulesen.
    »Die Statue der Gerechtigkeit, ein Werk des griechischen Bildhauers Lysipp, das im Februar dieses Jahres auf Santo Stefano
     gefunden wurde, wird beim italienischen Staat verbleiben, der an die Wilhelmina, den Eigentümer der Insel, eine Entschädigung
     von 25 Millionen Euro zahlt. Wir sind zuversichtlich, dass ein Großteil der Summe von dem Geld gedeckt wird, das mit so viel
     Freigebigkeit von den Italienern gesammelt wurde und weiterhin wird. Wir prüfen derzeit auch die Möglichkeit einer Staatslotterie,
     die die Kosten der Restaurierung tragen soll. Sobald diese abgeschlossen sein wird, wird die Statue öffentlich ausgestellt.
     Wo und wie, wird noch zu bestimmen sein. An diesem Punkt fände ich es begrüßenswert, wenn der Gewinn aus den Eintrittskarten
     dazu verwendet würde, zumindest teilweise |293| die Lasten der Gefängnissanierung auf Santo Stefano auszugleichen, einer Sanierung, die in Übereinkunft mit der Wilhelmina
     vorangetrieben wird. Wenn ich zusammenfassen darf: Die gesamte Operation wird den Staat, der alleiniger Eigentümer des Kunstwerks
     bleibt, keinen Cent kosten – ein Beweis dafür, dass öffentliche und private Hand in einer Weise zusammenarbeiten und sich
     befruchten können, die allen Vorteile bringt.«
    Als Ludovico den Blick wieder auf die Zuhörerschaft hob, bereit, ihre Fragen zu beantworten, sah er, dass sich die Journalisten
     erhoben hatten und applaudierten.

|294| Neunundvierzig
    Luciani
    Rom, heute
     
    Marco Luciani schlug die Zeitung wieder zu, erhob sich von der Bank an der Piazza Navona und warf den ganzen Stapel in den
     nächsten Mülleimer. Seine Philippika wurde nicht nur von allen wichtigen Tageszeitungen des Landes wiedergegeben, sondern
     sie nahm einen absolut unangemessenen Raum ein. Empörung war der Leitfaden, der sich durch alle Reaktionen zog, von der Regierung
     zur Opposition, von Juristen, Rechtsanwälten, Gewerkschaften bis hin zu den Organisationen zum Schutz der diversen verfolgten
     Kaine. Manche verlangten Berufsverbot für Luciani, andere eine Entmündigung, sogar der Außenminister Albaniens war aktiv geworden,
     um für die Ehre seiner emigrierten Mitbürger einzutreten. Einige hatten ganz leise und mit der tausendfach wiederholten Prämisse,
     dass es immer und unter allen Umständen inakzeptabel und falsch sei, Selbstjustiz zu üben, versucht, den Ausraster des Polizisten
     zu rechtfertigen, der jeden Tag mit ansehen musste, wie Verbrecher reihenweise freigelassen wurden. Am Ende forderten fast
     alle wieder einhellig, dass man die Strafverfolgung sicherstellen, dass man Exempel statuieren müsse und keine Nachsicht üben
     dürfe.
    Der Skandal um den Kommissar hatte für einen Tag die Statue des Lysipp von den Titelseiten verdrängt. Hier ging es ebenfalls
     um die Gerechtigkeit, und nicht von ungefähr hatten verschiedene Kommentatoren die beiden Geschichten verknüpft und darin
     eine Art Wink des Schicksals gesehen. Wir nennen das Schicksal, was wir nicht haben steuern können, dachte Marco Luciani,
     während er, nicht |295| ohne Furcht, die Treppe zur Chiesa di Sant’Agostino hinaufstieg. Aber er hatte diese Geschichte um Veräußerungen, Funde, Auktionen
     und internationale Abkommen äußerst aufmerksam verfolgt, und sie schien ihm alles andere als schicksalhaft zu sein.
    Seit einem Jahr hatte er keinen Fuß mehr in eine Kirche gesetzt, seit er dem heiligen Judas für einen Gefallen gedankt hatte,
     den dieser ihm erwiesen hatte. Nein, eigentlich war das letzte Mal anlässlich der Beerdigung von Giampieri gewesen, auf der
     er auch Sofia Lanni wiedergesehen hatte. Wie viel Zeit war seitdem vergangen? Weniger als ein Jahr. Die Messe besuchte er
     nie, und Gott nahm in seinen Gedanken so gut wie keinen Raum ein, ja er fragte sich nicht einmal, ob er an ihn glaubte oder
     nicht. Je weniger Fragen du dir stellst, desto besser, das war sein Motto, vor allem wenn du die Antwort nicht kennst. Trotzdem
     war er, auf seine Art, gläubig. Während viele aus der Tatsache, dass es auf Erden so ungerecht und leidvoll zuging, die Nicht-Existenz
     von Gott ableiteten, sah er darin den Verweis auf etwas Besseres und Gerechteres, das uns nach dem Tod erwarten musste.
    Er zündete zwei Kerzen an, eine für Marietto und die

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