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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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Fund der Statue wusste. Der Kommissar hatte ihm im Stehen,
     an die Wand gelehnt, zugehört und ihn nur hin und wieder unterbrochen, um irgendein Detail zu erfragen. Und so hatte er durch
     die Worte des alten Maschinisten Mariettos Ende miterlebt.

|371| Zweiundsechzig
    Marietto
    Ventotene, in der Nacht des 29. Dezember
     
    Das Meer schien aus schwarzem Gummi, der einzig wahrnehmbare Laut war der Atem des Kalabresers. Er hatte den Motor auf halbem
     Weg abgestellt, und nun kehrte er rudernd nach Ventotene zurück.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Marietto. Er hielt den Sack mit dem Kopf neben sich, die Schnur straff um sein Handgelenk gebunden.
    »Ich wollte nicht in den Hafen. Je weniger Leute uns sehen, desto besser.«
    »Das heißt?«
    »Wir legen an einem verlassenen Strand an und kehren zu Fuß in den Ort zurück. Wo übernachtest du eigentlich?«
    »Ich fahre mit der ersten Fähre zurück.«
    Der Kalabreser drehte sich zu ihm um. »Du hast kein Hotel?! Komm mit zu mir, du kannst die Nacht doch nicht im Freien verbringen.«
    »Das lass mal meine Sorge sein.«
    Sie schwiegen eine Weile. Der Kalabreser schielte nach den Lichtern an der Küste, um sich zu orientieren, aber diese Strecke
     war er schon tausendmal gefahren, er würde die Stelle sicher nicht verfehlen.
    Marietto spürte, dass er in Gefahr war, aber es war ihm egal, er hatte sich daran gewöhnt, als er in den Bergen kämpfte und
     nichts zu verlieren hatte außer dem nackten Leben oder dem bisschen, was davon übrig war. In meinem Alter lebt man von Augenblicken,
     sagte er sich, und dies verspricht, der beste Augenblick in den letzten zwanzig, dreißig oder noch mehr Jahren zu werden.
     Die Sache war es |372| wert, ein gewisses Risiko einzugehen, ja sogar zu sterben, wenn er nur endlich Rache an den Faschisten nehmen konnte.
    Der Kalabreser überließ Marietto die Ruder, schaltete die Taschenlampe an und ließ den Lichtstrahl über den Strand schweifen.
     Er war leer, auch die beiden Fenster über den Felsen waren dunkel.
    »Hier sind wir. Das ist ein Privatstrand, und die Eigentümer sind nicht da. Hilf mir mal, wir ziehen das Boot an Land. Ich
     hole es dann morgen.«
    Sie stiegen ins flache Wasser, Marietto spürte, wie seine Gummistiefel vollliefen. Eisig umklammerte das Nass seine Knöchel
     und ließ ihn schaudern. Sie warteten eine Welle ab und stemmten sich dann gegen das Boot, um es an Land zu schieben. Die See
     war ruhig und würde es nicht fortschwemmen.
    Die Haut seines Gesichts schien im Wind zu gefrieren, aber Marietto schlug die Kapuze nicht hoch. Er hörte sowieso kaum noch,
     vor allem auf dem rechten Ohr, und er wollte sich kein verdächtiges Geräusch entgehen lassen. Da ging hinten am Strand in
     einer Grotte ein Licht an. Jemand erwartete sie.
    »Herzlich willkommen, Herr Risso. Hatten Sie eine angenehme Reise?«
    Stimme und Art, sich zu bewegen, ließen darauf schließen, dass der Mann so um die fünfzig war. Marietto wurde von der Taschenlampe
     geblendet und konnte sein Gesicht nicht sehen.
    »Ich glaube, Sie haben etwas, was mir gehört«, sagte der Mann und richtete den Lichtschein auf den Sack.
    »Ihnen? Oder dem italienischen Staat?«
    »Oh, dem Staat natürlich. Aber wie der Zufall es will, bin ich einer seiner illustren Vertreter. Geben Sie ihn her, Herr Risso,
     und ich werde Sie gehen lassen.«
    |373| Zum Schlussakt hat der Herr Abgeordnete sich persönlich herbemüht, dachte Marietto. Wie jeder General ließ er die Truppen
     die Drecksarbeit machen, und dann kam er persönlich, um den Ruhm einzuheimsen. »Und wenn ich das nicht will?«
    Ludovico Ranieri schob eine Hand in die Jackentasche. Als er sie wieder hervorholte, hielt sie eine Pistole.
    »Ich möchte nicht unangenehm werden, Herr Risso. Wenn Sie mich aber zwingen, dann zögere ich nicht zu schießen. Sie sind in
     diesem Moment ein Dieb, auf frischer Tat ertappt, das Diebesgut in Händen. Ich sage es Ihnen noch einmal: Geben Sie ihn mir,
     und keinem wird ein Haar gekrümmt werden. Sie können nach Hause fahren und diese Geschichte vergessen. Sie haben mein Wort.«
    Der Genueser seufzte resigniert. »Einverstanden«, sagte er. Er nahm den Sack von der Schulter, legte ihn auf den Boden, öffnete
     ihn und nahm den eingewickelten Kopf ganz vorsichtig zwischen seine Hände. Dann legte er ihn auf den Kies, einen halben Meter
     vor die Füße des Ministers, und trat, von der Pistole in Schach gehalten, einige Schritte zurück.
    Ranieri steckte die halbautomatische

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