Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
Vom Netzwerk:
Waffe wieder in die Tasche und legte die Lampe so ab, dass ihr Lichtkegel auf das Bündel
     gerichtet war und er selbst die Hände frei hatte. Erregt strich er über den gestreiften Pullover, aber als er ihn aufschlagen
     wollte, hob er den Blick zum Genueser und sah, dass dieser eine Pistole in der Hand hielt.
    »Sie haben sich ablenken lassen und den Sack vergessen«, sagte der andere lächelnd. »Typischer Anfängerfehler. Ihr Faschisten
     seid immer zu gierig gewesen. Aber lassen Sie sich nicht aufhalten! Nur zu, schauen Sie sich Ihren Schatz an!«
    Er sah, wie der Blick seines Gegners nach links schwenkte und sich aufhellte, dann erst hörte er die Schritte im Kies, |374| konnte aber nicht mehr die Pistole auf den Schatten richten, der sich auf ihn warf. Der Schlag gegen den Kopf ließ seine Beine
     einknicken, die Pistole entglitt seiner Hand, und sein ganzer Leib schien zu zerfließen. Er fiel auf die Knie und dachte:
     Es war zu schnell vorbei, sie haben mir nicht einmal die Zeit gelassen, meinen Sieg auszukosten, Ranieris Miene angesichts
     des wiedergefundenen Schatzes zu sehen. Darüber war er wütend, viel mehr als über die Tatsache, dass sein Ende gekommen war.
    Sein Angreifer fasste ihn an den Haaren und zog seinen Kopf nach hinten, und als Marietto den Mund aufriss, um zu schreien,
     schob ihm der Mann die Pistole, die er flugs vom Boden aufgelesen hatte, in den Hals. Ranieris »Nein!« und der Knall verschmolzen
     zu einem einzigen trockenen Laut. Marietto kippte vornüber, spürte noch den Kies an seiner Wange, und mit allerletzter Kraft
     umklammerte er zuckend die runden Kieselsteinchen des Strandes. Voller Wehmut dachte er, dass es andere Steine waren als die,
     auf denen er so lange gegangen war.
    »Bist du verrückt geworden?!«, schrie Ranieri, außer sich vor Zorn und Entsetzen.
    Belmondo antwortete mit einem ebenso wütenden Blick. »Verrückt, ich? Der hätte Sie fast erschossen.«
    »Ich glaube nicht, dass er das getan hätte. Du hattest ihn doch schon k. o. geschlagen.«
    »Er weiß zu viel, hat zu viel gesehen – wir konnten ihn nicht am Leben lassen. Ich tue nur meine Arbeit, Herr Abgeordneter.
     Ich beschütze Sie, Ihr Heim, Ihre Familie. Ihre Karriere.«
    Ludovico schaute zitternd den Körper des Alten an, der sich noch auf dem Strand bewegte. Blut floss gurgelnd aus Mariettos
     Mund und erstickte seine Worte.
    »Du hast ihn nicht einmal getötet.«
    »Diese Pistole ist zum Kotzen«, sagte Belmondo und |375| schaute auf die alte Mauser in seiner Hand, die merkwürdig qualmte. »Ich kann aber nicht noch mal schießen, wenn es wie Selbstmord
     aussehen soll.«
    Er dachte einen Moment nach, dann winkte er dem Kalabreser, der wie erstarrt neben dem Boot stand, er solle ihm helfen. Sie
     packten den Alten an den Beinen und zerrten ihn zum Wasser.
     
    Das Letzte, was er wahrnahm, war der Geschmack des Salzwassers, das ihm die Lungen füllte, und im Moment des Todes sah er
     ihr Gesicht vor sich, den konzentrierten, verführerischen Blick, mit dem sie ihn betrachtet hatte, als sie den Fluten entstieg,
     ihren Stolz über die Verblüffung eines jungen Seemanns, dem eine Göttin erschienen war. Sie, ihr lockiges Haar, von einem
     perfekten Scheitel geteilt und von einem Band in Form gehalten, und dieser Bronzeleib, den er nur ein einziges Mal umarmt
     hatte, einen viel zu kurzen Moment. Sie, die wichtigste Frau in seinem Leben, die Frau, die ihn erwählt hatte, die ihm aber
     Männer, die mächtiger und reicher waren als er, vor vielen Jahren in einer verfluchten Nacht entrissen hatten. Giuseppe Risso,
     genannt Marietto, starb mit einem Lächeln auf den Lippen und mit dem Gedanken, dass sie ihm nie mehr gehören würde, aber auch
     keinem anderen.

|376| Dreiundsechzig
    Luciani und Ranieri
    Santo Stefano, April
     
    »Ich würde lieber im Boot auf Sie warten. Sie müssen jetzt nur noch den Weg gehen, den ich Ihnen beschrieben habe«, sagte
     der Kalabreser, nachdem er geankert hatte. Sie waren problemlos zur Marinella gelangt, aber jetzt kam der schwierigste und
     gefährlichste Teil.
    »Das kommt nicht in Frage«, antwortete Marco Luciani. »Sie sind ein zu wichtiger Zeuge und müssen bei mir bleiben. Wenn uns
     Ihre Komplizen haben wegfahren sehen und uns gefolgt sind, wer soll Sie dann beschützen?«
    Der Kalabreser dachte einen Moment nach, dann fügte er sich in die Kletterpartie zum Gefängnis. Er vertäute das Boot an der
     ruhigsten Stelle und hängte ein paar Fender an den

Weitere Kostenlose Bücher