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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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Rumpf.
    Dann schalteten sie ihre Taschenlampen an und leuchteten auf den Weg. »Gehen Sie vor«, sagte der Kommissar.
     
    Fünfzehn Minuten später standen sie vor dem verschlossenen Gefängnistor.
    »Wenn Sie hineinwollen, müssen Sie da drüberklettern, Signor Commissario. Da kann ich aber wirklich nicht mitkommen.«
    Marco Luciani nickte.
    »Erklären Sie mir noch einmal, wo genau ich hinmuss.«
    »Vom Haupttor aus nach rechts und dann die erste Treppe hoch. Wenn Sie im ersten Obergeschoss sind, gehen Sie wieder nach
     rechts und zählen dabei vierzehn Zellen ab. Das ist die richtige Zelle. Darin war ganz hinten rechts, in der Außenwand, eine
     Nische. Nachdem er den armen |377| Marietto umgebracht hatte, wollte der Herr Abgeordnete den Kopf der Statue nicht mit nach Hause nehmen; deshalb haben wir
     Ziegelsteine und Mörtel von der Baustelle geholt und ihn dort eingemauert. Wir wollten den richtigen Moment abpassen, um ihn
     später wieder herauszuholen.«
    Er erzählte die Geschichte genau so wie beim ersten Mal. Diese Entscheidung war folgerichtig und umsichtig gewesen. Der Mann,
     der den Minister beschützte, war ein Profi, immer auf die Lösung mit dem geringsten Risiko bedacht. Der Kommissar fand, dass
     Belmondo nur eine einzige unlogische Entscheidung getroffen hatte: den Kalabreser am Leben zu lassen.
    »Gut. Verstecken Sie sich jetzt in einer der ehemaligen Werkstätten. Und bis ich Sie rufe, rühren Sie sich nicht von der Stelle.«
    »Wohin wollen Sie denn?«, fragte der Kalabreser erstaunt, als der Kommissar am Eingangstor vorbeiging und anfing, die Fenster
     der Vorbauten zu studieren.
    »Ich suche nach einem anderen Einstieg. Ich glaube nicht, dass sie uns erwarten, aber sicher ist sicher.«
    Er ging um das erste Gebäude herum und bemerkte auf dem Boden eine Leiter. Auf den ersten Blick erschien sie ihm lang genug,
     um an den ersten Stock heranzureichen. Dort standen viele Fenster offen, viele Scheiben waren eingeschlagen.
    Der Sack war ihm hinderlich, und der Aufstieg kostete ihn einige Mühe. Endlich befand er sich auf der Außengalerie des Gefängnisses,
     die den Wärtern diente. Links von ihm waren die Zellen des ersten Stocks, jede mit ihrem schrägen trichterförmigen Oberlicht,
     das von einem Gitter verschlossen war. Er ging weiter, die Zellen zählend, bis er eines ohne Gitter fand. Er schaute hinein,
     strahlte mit der Taschenlampe in den schräg abfallenden Lichtschacht und sah, dass er nicht verstopft war, auch das innere
     Gitter |378| fehlte. Deshalb nannte man sie also trichterförmig, dachte er, weil man sich über eine schiefe Ebene wie in den Hals einer
     Flasche zwängen musste. Aber für einen anorektischen Polizeikommissar sollten sie kein Hindernis darstellen.
    Er seufzte, entsicherte die Pistole und nahm sie in die Rechte, dann warf er den Sack in den schrägen Schacht und wartete.
     Er hörte den Aufprall, wartete einige Sekunden, ob irgendeine Reaktion käme, und sprang dann hinterher. Er versuchte, nicht
     an die Finsternis, an die Ratten und die Tatsache zu denken, dass er schnurstracks in die Falle sauste, die man ihm gestellt
     hatte. Es gelang ihm, den Schwung der Rutschpartie zu bremsen, dann stürzte er an der Innenwand hinab und landete auf Ellbogen
     und Rücken. Dies war der gefährlichste Augenblick. Mit gezogener Pistole fuhr er herum, aber nichts geschah. Wenige Sekunden,
     dann hörte er um sich her nur noch das Geräusch des eigenen Atems. Er stand vorsichtig auf. Wenn er richtig gerechnet hatte,
     war er jetzt in der achtzehnten Zelle nach der Treppe. Nun musste er nur noch hinaus in den Korridor und nach links gehen,
     vier Zellen zurück. Man sah die Hand vor Augen nicht, es war feucht, Marco Luciani lief ein Angstschauer über den Rücken.
     Er öffnete den Sack, steckte seine Jacke hinein, schaltete die Taschenlampe an und leuchtete einen Augenblick in den Raum,
     um sich zu orientieren. Dann knipste er sie sofort wieder aus, damit man ihn nicht orten konnte.
     
    Minister Ludovico Ranieri stand in der Zentralkapelle, dem »Auge Gottes, das alles sieht«, an die Brüstung gelehnt. Er hätte
     nicht gedacht, dass der Kommissar in die Falle tappen würde, bis er das Boot des Kalabresers gesehen hatte, das von Ventotene
     Kurs auf Santo Stefano nahm. Belmondo dagegen hatte wieder einmal richtiggelegen: Luciani war |379| derart von sich eingenommen, selbst wenn er ihre Falle gewittert hatte, meinte er anscheinend, ihr entwischen zu können.
    Ranieris

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