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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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das Schicksal in ihrer Jugend beschert hatte, auch wenn es nur Not, Unbildung und Bomben waren. Danach war es immer nur bergab
     gegangen. Er stand auf, wenigstens hatte der andere sich aussprechen können.
    »Nehmen Sie’s nicht krumm, Marietto. Wie heißt es so schön: Es gibt keine Gerechtigkeit in dieser Welt. Aber Sie sind kerngesund,
     bei klarem Verstand, und das ist doch das Allerwichtigste.« Er winkte ihm zum Abschied und war froh, dass er diese leicht
     surreale Unterredung mit einer Reihe von Banalitäten abgewürgt hatte.
     
    Der Fischer drehte sich um und schaute ihm nach. Ein Polizist. Ein Polizist hatte ihn aufgesucht, ein zufälliges Zusammentreffen
     fingierend. Er fragte sich, wie viel er wohl wusste. Alles, war die Antwort. »Sie sind bei klarem Verstand«, hatte er gesagt.
     Der Bulle liebte es, Katz und Maus zu spielen. Er hatte ihn von den Anarchisten erzählen lassen, und wenn Marietto sich nicht
     beherrscht hätte … Er atmete tief ein und fixierte den Horizont, um sich zu beruhigen. |57| Etwas würde geschehen, das spürte er. Man merkte es an der Konsistenz der Luft, an einem besonderen Geruch, wie dem, der den
     Säuberungsaktionen der Deutschen in den Bergen vorausging oder einem Sturm auf hoher See.
     
    »Auch Marietto ist nicht mehr unter uns«, dachte der Kommissar, während er die Treppen hinaufstieg, die Aurelia überquerte
     und weiter bis zum Boschetto kletterte. »Jammerschade.« Zum Glück war seine Mutter noch relativ jung, und ihr Gehirn funktionierte
     weiterhin einwandfrei. Auch wenn sie sich seit dem Tod ihres Mannes schwächer gab, als sie war. Auf subtile Weise suggerierte
     sie ihm Schuldgefühle, wenn er sich nicht um sie kümmerte. Er kam zur Villa Patrizia, trat vom Garten durch die Glastür und
     legte in der Küche voller Stolz eine Tüte mit zwei Fischen auf die Spüle.
    »Was ist das?«, fragte die Mutter mit leicht angewidertem Gesichtsausdruck.
    »Stöcker. Die habe ich bei Marcella gekauft, sie lässt dich grüßen. Sie hat mir auch ein schönes Rezept mitgegeben.«
    »Hätte sie keine Goldbrassen gehabt? Oder Barsche?«
    »Ich weiß nicht, Mama, wahrscheinlich, aber die kosten dreißig Euro das Kilo, die hier acht.«
    Donna Patrizia betrachtete ihn mit ungespielter Verblüffung. »Seit wann bist du denn so geizig?«
    Seit wir mit Pauken und Trompeten den Euro eingeführt haben und ich kaum über die Runden komme, wollte der Kommissar erwidern.
     »Wieso geizig? Die Stöcker sind exzellent. Wirklich. Die stehen den Brassen in nichts nach.«
    »Die sind voller Gräten, Marco. Deswegen sind sie so billig. Denk dran: Wer billig kauft, zahlt meistens drauf.«
    Der Kommissar spürte, wie er zunehmend gereizt wurde. »Wer nur das Teuerste kauft, endet meistens am Bettelstab, |58| Mama. Apropos, wann besprechen wir einmal die Hausfrage? Wir müssen entscheiden, was mit der Gartenmauer passiert. Außerdem
     habe ich die Stromrechnung auf dem Tisch gesehen und …«
    »Es gibt nichts zu besprechen«, unterbrach sie ihn, »um mein Haus kümmere ich mich. Und an dem Tag, an dem du dich dazu durchringst,
     hier einzuziehen, statt das Geld für die Miete eines Wohnklos hinauszuschmeißen, wirst du dir auch wieder eine Goldbrasse
     leisten können.«

|59| Zehn
    Ranieri
    Dreizehn Monate zuvor
     
    Ludovico Ranieri trat auf den Balkon hinaus und betrachtete die Dächer von M., die bereits in Finsternis gehüllt waren. Der
     Wind hatte sich gelegt, und die Stadt erholte sich endlich von einem nasskalten Tag. Der Rektor hingegen fand keine Ruhe.
     Er ging weiterhin auf und ab, trat ins Haus, ging wieder hinaus, um eine Zigarre zu rauchen, schaltete den Fernseher ein und
     nach zehn Minuten Zapping wieder aus, versuchte, eine CD zu hören. Schließlich schenkte er sich ein halbes Glas torfigen Whiskey
     ein und dachte zum x-ten Mal über das nach, was ihm gerade widerfuhr. Er war seit Jahren in eine ziemlich komplizierte Pokerpartie
     verwickelt, bei der er jede Aktion genau überlegt hatte, sich sein Glück erspielt hatte, indem er immer nur eine Karte auf
     einmal kaufte und jede mögliche Konstellation sorgfältig in Betracht zog. Jetzt hatte das Schicksal ihm plötzlich ein Herzass
     in den Ärmel geschoben, aber um das auszuspielen, brauchte es zweierlei: Die Karten, um eine Straße zu komplettieren, und
     dass die anderen glaubten, er hätte dieses Ass regulär vom Stapel bekommen. Bevor er sich aus der Deckung wagte, musste er
     jedenfalls absolut sicher sein, dass

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