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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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Erstkommunion und von seiner eigenen Hochzeit. Vor 1960 verschwendete
     man keine Aufnahme, wenn es sich nicht um ein wirklich wichtiges Ereignis handelte. »Meine Mutter lebt mit meiner Schwester
     in einem Vorort von Rom«, hatte Salvatore auf eine ihrer Fragen geantwortet. »Seitdem man meinen Vater umgebracht hatte, wartete
     sie nur auf eine Gelegenheit, die Insel zu verlassen. Jetzt wartet sie nur auf eine Gelegenheit zu sterben.«
    »O mein Gott, Ihr Vater wurde umgebracht? Wieso denn das … wenn ich so direkt fragen darf?«
    Salvatore kniff die Lippen zusammen. »Das würde ich auch gerne wissen. Niemand hat es je herausgefunden.«
    Er erzählte ihr von jener verfluchten Nacht, von den Ermittlungen der Carabinieri.
    |159| »Die Theorie, die schließlich aufkam, aber nie bewiesen wurde, war, dass mein Vater in Schmuggelgeschäfte verwickelt war.
     Ich glaube nicht daran, aber selbst wenn dem so wäre … Jeder versuchte, irgendwie über die Runden zu kommen und zu Hause die
     Mäuler zu stopfen. Jedenfalls hat der Handel ein böses Ende gefunden. Einer seiner Gefährten verschwand ebenfalls, aber man
     hat nie feststellen können, ob er der Mörder war oder selbst auch ermordet wurde.«
    Sabrina schüttelte mitfühlend den Kopf. »Und wer sind diese Leute neben Ihrem Vater? Fuhren sie mit ihm zur See?«
    »Ja, das war seine damalige Bootsbesatzung. Er sagte immer, ihr Kutter sei der schönste im ganzen Tyrrhenischen Meer. Er war
     hier der Zweite, der einen Motorkutter anschaffte. Und der Erste, der ehemaligen Strafgefangenen Arbeit und damit die Chance
     zu einem Neuanfang gab. Vielleicht hat er diesen Großmut mit dem Leben bezahlt.«
    »Nicht einmal die Besatzung weiß, was passiert ist?«
    »Nein. Jedenfalls haben sie das beschworen.«
    Sabrina beugte sich wieder über das Foto. Vor dem an der Mole vertäuten Boot hatte man einen erbeuteten Schwertfisch an einem
     Haken aufgehängt, daneben posierten sechs Fischer mit nacktem Oberkörper. Zwei barfuß, die anderen in Stiefeln. Direkt neben
     dem Fang stand, mit stolzem Gesicht und Kapitänsmütze, der Bootsführer. Ein bisschen älter und deutlich fülliger als auf dem
     Hochzeitsfoto. Neben ihm ein Männchen mit deformiertem Schädel und fiesem Grinsen. Die zwei Männer daneben mussten Brüder
     sein, denn sie glichen einander wie ein Ei dem anderen. Dann noch ein kleiner, sehniger Kerl mit pechschwarzem Haar und Schnurrbart,
     eine Schlägermütze auf dem Kopf; er saß neben der Motorluke. Der sechste Mann stand zwei Schritte entfernt, er hatte eine
     Zigarette zwischen den |160| Lippen und versuchte als Einziger nicht zu lächeln. Unter der gestreiften Wollmütze steckte ein kantiges Gesicht, Schultern
     und Brust waren kräftig.
    »Was ist aus all diesen Männern geworden? Leben sie noch?«, fragte sie beiläufig.
    Salvatore schüttelte den Kopf. »Die Brüder Gugliano sind vor Jahren gestorben. Sie hatten auf der ›Moby Prince‹ angeheuert,
     weil sie einen sicheren Job wollten, die Ärmsten. Der mit dem Kürbiskopf, aus der Gegend von Taranto, ist derjenige, der in
     der Mordnacht verschwunden ist. Der mit dem Schnurrbart ist der Kalabreser, der Einzige, der noch hier lebt, oder besser gesagt,
     wieder: Er ist vor ein paar Jahren zurückgekommen. Und der Letzte, den kenne ich nicht, wahrscheinlich hat er nicht lange
     hier gewohnt.«
    In der zweiten Schuhschachtel waren Postkarten, ein paar Briefe und Lohnbücher. Und der Durchschlag des Berichts einer Inspektion,
     der das Boot 1968 durch die Finanzpolizei unterzogen wurde, eingetragen waren auch die Namen der Besatzungsmitglieder. Sabrina
     gähnte und reckte die Arme, so dass Salvatores Blick ungehindert durch ihren Ausschnitt wandern konnte. Sie erinnerte ihn
     an den Kaffee, den er ihr versprochen hatte, und während er in der Küche war, schlug sie ihr Notizbuch auf und schrieb die
     Namen und Geburtsdaten der Seeleute ab.
    »Diese Geschichte fasziniert mich, wissen Sie«, sagte sie und nippte an ihrem Espresso. »Ich glaube, daraus kann man wirklich
     einen exzellenten Beitrag machen. Ich würde auch gerne ein paar Worte mit dem Kalabreser wechseln.«
     
    Antonio Lorenzo empfing sie in einem kleinen düsteren Wohnzimmer, das nicht oft gelüftet wurde. Salvatore hatte sie bis an
     das Haus gebracht und war dann wieder zur Arbeit gegangen, denn mit dem Kalabreser wollte er nichts |161| mehr zu schaffen haben. Er war sicher, dass dieser etwas über den Tod seines Vaters wusste, aber weder

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