Keine Pizza für Commissario Luciani
parkte, dann flitzte es davon.
»Und? Wie ist es gelaufen?«, fragte der Mann auf dem Fahrersitz.
Das schwarzhaarige Mädchen strahlte über das ganze Gesicht. »Ich sage nur eins: Ich hätte einen Oscar verdient.«
»Hat er dir etwas erzählt?«
»Immer langsam, für wen hältst du mich? Für Mata Hari? Ich muss vorsichtig sein, der Mann ist alt, fürs Erste bin ich froh,
dass er keinen Herzinfarkt bekommen hat. Er ist aber noch heller, als wir gedacht hatten.«
»Verdacht hat er aber nicht geschöpft?«
»Nein, das Foto hat den Ausschlag gegeben. Zum Glück hatten wir uns das besorgt.«
Sie ließ sich in den Sitz sinken, ohne sich anzuschnallen, und nahm Brille und Perücke ab. Die honigblonden Haare konnten
endlich wieder frei atmen. Sabrina Dongo massierte sich die Kopfhaut und strich sich ausgiebig das Haar glatt. Langsam entspannte
sie sich.
»War die Verkleidung denn wirklich nötig?«, fragte Ludovico.
»Hey, ich bin es, die hier ein Risiko eingeht. Die ihr Gesicht verlieren kann. Besser, wenn es nicht mein richtiges ist. Und
überhaupt, ist das eine Art, mich zu empfangen? Statt zu sagen, toll gemacht …«
»Entschuldige, ich bin nur nervös. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor.«
|201| »Wem sagst du das.«
Er lächelte. »Komm, lass uns essen gehen. Ich habe in einem netten Lokal in Santa Margherita reserviert.«
Sie schaute aus dem Seitenfenster. »Ich habe ihm gesagt, dass ich nächsten Sonntag wiederkomme.«
»Gut. Aber du weißt, dass ich dich nicht fahren kann. Schon um mich heute loszueisen, musste ich Elena erzählen …«
»Hör mal, lass uns jetzt nicht über deine Frau reden, okay? Wenigstens heute kannst du dich ein wenig auf mich konzentrieren.«
Er legte ihr eine Hand auf den Oberschenkel. »Ich habe mich schon gestern Abend auf dich konzentriert, will mir scheinen.«
Sie zog ihr Bein weg. Da musst du schon etwas mehr bieten, dachte sie.
|202| Zweiunddreißig
Luciani
Genua, heute
Staatsanwalt Sassos Augen sprangen hin und her zwischen dem Foto von Sabrina und dem am Computer rekonstruierten Bild von
Marina.
»Was soll ich sagen, Commissario? Ich bin sprachlos«, brachte er schließlich voller Bewunderung hervor. »Wie zum Teufel sind
Sie nur darauf gekommen?«
Marco Luciani lächelte. »Ermittlerinstinkt. Zwei Verbrechen in so geringem Abstand, zwar nicht räumlich, aber zeitlich. Herr
Risso, der nach Rom gefahren war. Marina Donati, die nirgendwo registriert war. Und dann die Sache mit der merkwürdigen Munition
und dieser Wehrmachtspistole, die der Fischer besaß und die bei dem Mord an der Journalistin wieder auftauchte.«
»Stimmt. Im Nachhinein betrachtet, erscheint alles ganz logisch. Dann brauchen wir also diese vermeintliche Marina nicht mehr
zu suchen und können den Rest den Kollegen in Rom überlassen.«
»Warum?«, fragte der Kommissar alarmiert.
Sasso breitete die Arme aus. »Wie, warum? Es ist doch offensichtlich, dass das erste Verbrechen dort unten verübt wurde. Folglich
fällt auch Herrn Rissos Selbstmord unter deren Kompetenz. Außerdem sind doch bei dem Fall, wie mir scheint, sowieso keine
Fragen mehr offen.«
»Entschuldigen Sie, Herr Staatsanwalt, für mich sind durch diese Entdeckung keine Fragen beantwortet. Es stellen sich eher
neue.«
»Ich verstehe nicht recht.«
»Auch wenn wir annehmen, dass Marietto nach Rom |203| gefahren ist, um das Mädchen umzubringen, was hat er dann zwischen dem Morgen des 28. und dem Abend des 30. gemacht? Abgesehen
davon, dass ich noch immer kein Motiv erkennen kann.«
Sein Gegenüber lachte verkrampft. »Und was für ein Motiv gedenken Sie zu finden? Dieser Herr war mittlerweile nicht mehr bei
sich, ein Amokläufer. In einem klaren Moment hat er dann gemerkt, was er angestellt hatte, und Schluss gemacht.«
Marco Luciani zog eine Grimasse. »Und um sich umzubringen, hat er den weiten Weg bis nach Camogli auf sich genommen? Außerdem
musste er nach dem Mord sofort zum Bahnhof hetzen, um den letzten Zug zu erwischen.«
»Zeitlich ist das möglich, Commissario. Das belegen im Übrigen auch die Fakten, und auf die müssen wir uns beschränken. Wer
sich in das Hirn eines Verrückten hineinversetzen will, schießt übers Ziel hinaus.«
»Wenn Sie die Akten nach Rom schicken, Herr Staatsanwalt, dann werden wir die Wahrheit vielleicht nie erfahren.« Er hatte
es kaum ausgesprochen, da war ihm auch schon klar, dass Sasso genau darauf aus war.
Der Staatsanwalt legte die Fotos
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