Keine Pizza für Commissario Luciani
hatte ihn, zum x-ten Mal, zu einem
rasenden Orgasmus getrieben, und zum x-ten Mal hatte sie so getan, als hätte sie ihn geteilt. Ihre Mutter hatte ihr oft gesagt,
dass eine Frau, zum Wohl ihres Mannes, ein bisschen zurückzustehen hatte sie musste dafür sorgen, dass er sich für den größten
Liebhaber der Welt hielt, und musste selbst in seinem Schatten wandeln.
Sabrina war aber nicht für Opfer geboren, und mit dem Schattenplatz fand sie sich nur deshalb ab, weil sie wusste, dass sie
sich in Bälde in der Sonne räkeln würde. Sie schaute auf die Uhr, ging ins Bad und duschte. Dann verließ sie das Zimmer, einen
Blick auf den weißen Leib des schlafenden Ludovico werfend. Sie wollte jetzt nur noch eins: Patrick am Fitnesscenter abholen
und sich bumsen lassen, bis der Arzt kam.
|192| Dreißig
Luciani
Genua, heute
Von Marina Donati fehlte noch immer jede Spur. Weder im Außenministerium noch bei Interpol gab es Hinweise darauf, dass sie
die italienische Grenze passiert hatte, und ihre Adresse in Rom hatte man auch nicht ermitteln können. Es hätte einer ganzen
Reihe richterlicher Anordnungen bedurft, um den Computer zu orten, von dem aus die Mail geschickt worden war. Marco Luciani
war aber nicht sicher, dass er Sasso überhaupt darum bitten wollte, denn wenn die Mail von einem Internetcafé aus geschickt
worden war, kamen sie dadurch sowieso keinen Schritt weiter. Er griff sich das Telefon und rief Valerio in Rom an.
»Hey, Vale, störe ich?«
»Und ob du störst, Meister. Ich wollte gerade den Neger versenken.«
»Schon wieder?«
»Den doch nicht! Was denkst du denn? Das ist nur eine vornehme Formulierung für: Ich muss aufs Scheißhaus.«
Marco Luciani zerriss es fast vor Lachen. Valerio war zwar nicht der Gipfel der Diplomatie, aber so jemand wäre ihm als Vize
allemal lieber gewesen als Livasi. »Ich rufe in zehn Minuten noch einmal an.«
»Nein, sag schon, wo brennt’s?«
»Nirgends, ich wollte nur wissen, was aus der Geschichte mit der Dongo geworden ist.«
»Was soll draus geworden sein? Wir hängen fest. Den Bimbo dürfen wir uns nicht zur Brust nehmen, und andere Verdächtige gibt
es nicht. Jetzt hat sich auch noch der Geheimdienst reingehängt …«
|193| »Hä?«
»Holla, Lucio, ich habe nichts gesagt, verstanden? Ich hab nur das unbestimmte Gefühl, dass ein gaaanz großes Tier unter ihren
Freunden war. Mehr sage ich nicht.«
»Das heißt?«
»Das heißt, es gibt Probleme. Der Terminkalender ist verschwunden. Und das einzige Handy, das wir gefunden haben, ist fast
leer. Aber die hatte mindestens zwei, das ist klar. Eine andere Spur, abgesehen von dem Neger, gibt es nicht. Inzwischen bin
ich aber selbst der Überzeugung, der war es gar nicht.«
»Warum?«
»Weil es wie saubere Arbeit wirkt. Und der ist dazu viel zu bekloppt. Du weißt doch: dumm fickt gut.«
»Ach, das wusste ich gar nicht. Ist das so?«
»Normalerweise schon. Es gibt natürlich auch Ausnahmen, wie meine Wenigkeit.«
Marco Luciani lächelte. »Hör mal, du könntest mir nicht zufällig die Fotos von dem Mädchen schicken?«
»Au ja, Lucio, sorry, in dem ganzen Chaos habe ich das total verpennt. Ich setz mal meinen Kaktus, und dann kriegst du sie
sofort.«
Zwanzig Minuten später meldete der Account des Kommissars, dass eine neue Mail eingegangen war. »Schön die Hände oben lassen«,
stand in der Betreffzeile.
Ein Anhang war mitgekommen. Valerio hatte Wort gehalten, es waren mehrere Fotos von dem Mädchen. Wirklich attraktiv, dachte
Luciani und öffnete die Dateien. Um absolute Gewissheit zu erlangen, hätte ihm allerdings beschieden sein müssen, sie einmal
im Morgengrauen, kurz nach dem Aufwachen zu sehen. Wer schön ist, ist auch schön, wenn er aus dem Bett aufsteht, hatte Opa
Mario immer gesagt. Wenn Schminke, Frisur und Parfum die |194| Sinne des Mannes noch nicht benebeln. Er drückte auf die Taste für die interne Leitung zu Giampieri, sah dessen Namen auf
dem Display und legte schnell wieder auf. Was bin ich für ein Idiot! Wie lange würde es dauern, bis er sich endlich daran
gewöhnt hatte? Ein Jahr? Zwei? Hundert? Er hob wieder ab und forderte einen Techniker an, der ihm in seinem Büro zur Hand
gehen sollte.
Am späten Nachmittag hielt er auf dem Nachhauseweg am San-Luigi-Heim. Die Pinselstriche ergaben allmählich ein deutliches
Bild. Und das Sujet, das sich langsam abzeichnete, gefiel ihm, gefiel ihm sogar sehr. Allerdings brauchte er
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