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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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als die Beute geteilt werden sollte.
    Das Dorf hielt dicht wie eine Auster, alle schworen, dass Fierro nicht schmuggelte, und hielten sein Andenken hoch. Nur wenige
     dagegen hatten ein gutes Wort für den Tarantino übrig, eine Laune der Natur, einen, der gerne trank und mit dem Messer herumfuchtelte.
     In Leutnant Marzaro keimte Hoffnung auf, als er entdeckte, dass es in der Besatzung einen sechsten Mann gab. Dieser hatte
     gerade abgeheuert, und das war verdächtig, auch wenn die anderen übereinstimmend behaupteten, er habe keine Meinungsverschiedenheiten
     mit dem Bootsführer gehabt, nur einen alten Zwist mit dem Tarantino. Abgesehen davon hatte Giuseppe Risso die Insel schon
     am Tag vor der Tat verlassen.
     
    Drei Tage später, im Morgengrauen, sah sich der Genueser an seiner Haustür in Camogli zwei Carabinieri gegenüber. Es ist so
     weit, dachte er, sein Herzschlag stockte, aber er rang sich ein Lächeln ab.
    »Was gibt es?«
    »Signor Risso Giuseppe?«
    »Himmel noch mal, Giangi, du weißt doch, dass ich es bin. Du kennst mich seit dreißig Jahren.«
    Der Maresciallo errötete.
    »Tut mir leid, Guiseppe, du musst mit in die Kaserne kommen.«
    |283| »Einverstanden. Aber ich habe das den anderen schon gesagt. Ich heiße jetzt Marietto.«
     
    Leutnant Marzaro war eigens nach Camogli gekommen, nur um ihn zu vernehmen. Nicht, dass er kein Vertrauen in seine Kollegen
     gehabt hätte, aber das war ein Mordfall, und den wollte er gewissenhaft und schnellstmöglich lösen.
    »Kannten Sie Gennaro Fierro?«
    »Klar.«
    »Wissen Sie, dass er ermordet wurde?«
    Marietto nickte. »Einer meiner Kameraden hat angerufen, um es mir zu sagen.«
    »Wer hat Sie angerufen?«
    »Ciro Gugliano.« Der jüngere der beiden Brüder.
    »Vertrugen Sie sich? Sie und die anderen, meine ich.«
    »Ich vertrage mich mit allen, wenn sie mir nicht auf den Pelz rücken.«
    »Auch mit Giovanni Quondampietro?«
    »Der Tarantino? Das ist ein Verbrecher. Ein Knastbruder. Es überrascht mich nicht, was er getan hat.«
    Der Leutnant musterte ihn aufmerksam. »Warum glauben Sie, dass er es getan hat?«
    »Wer denn sonst? Wie ich hörte, steckte sein Messer in Fierros Herz, und er selbst ist verschwunden.«
    »Aber warum sollte er es getan haben?«
    Marietto breitete die Arme aus und machte ein verblüfftes Gesicht. »Wissen Sie das wirklich nicht?«
    »Sagen Sie es mir.«
    »Weil der Bootsführer ein aufrichtiger Mensch war. Und der Tarantino ein Verbrecher ist. Wie der Kalabreser, und in gewissem
     Maße auch der ältere der Gugliano-Brüder. Solche Kerle bringt man nicht auf die rechte Bahn zurück. Das ist Gesindel, das
     sich an keine Regeln hält. Die wollen |284| ihre eigenen Regeln aufstellen und verlangen, dass die anderen sich danach richten.«
    »Hatten sie deswegen gestritten?«
    »Die stritten immer. Wegen Nichtigkeiten. Es war eine Machtfrage. Ich sage Ihnen was: Der Direktor von Santo Stefano hat sich
     eingebildet, dass alle zusammenarbeiten könnten, wie Brüder. Das hat zuerst auch einigermaßen funktioniert, aber dann haben
     die Rivalitäten wieder die Oberhand gewonnen. Genau aus diesem Grund hatte ich mich ausgeklinkt, man konnte einfach nicht
     mehr vernünftig arbeiten.«
    »Kamen Sie auch nicht mit dem Bootsführer aus?«
    »Nein, mit ihm hatte ich fast nie Meinungsverschiedenheiten. Das Problem waren die anderen. Seit 1962 fuhr die ›Sconsegnata‹
     auf See, wie gesagt, das war eine Idee des Gefängnisdirektors gewesen. Das Zuchthaus stand damals kurz vor der Schließung,
     und das Projekt sollte den Beweis erbringen, dass Neapolitaner, Kalabreser und Puglieser, mögen sie sich innerhalb von Gefängnismauern
     auch abschlachten, sobald sie erst einmal in einem Boot sitzen, zwangsläufig an einem Strang ziehen. Fierro hatte diese kuriose
     Besatzung aus disziplinlosen Anfängern akzeptiert, weil zunächst der Staat deren Lohn zahlte. Fierro konnte, gemeinsam mit
     dem Bootseigner, den ganzen Fang für sich behalten. Und auch später, als ein Privatmann den Kutter übernahm, gaben sich die
     ehemaligen Häftlinge mit einem Handgeld zufrieden, denn eine andere Arbeit war für sie kaum aufzutreiben. Als das Zuchthaus
     geschlossen wurde, wollte auch ich anheuern. Ein Mann war gerade abgesprungen. Fierro willigte ein, ich glaube, er war auch
     froh, mich dabeizuhaben, so fühlte er sich sicherer. Aber die anderen nannten mich weiterhin den Bullen, ich wurde in ihrer
     Mitte nie akzeptiert.«
    Leutnant Marzaro dachte eine

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