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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
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unsere Frauen,
     nehmen uns die Arbeit weg …«
    Marco Luciani spürte, wie der Schleim aus dem Handy in seinen Ärmel troff. »Livasi, es stimmt zwar, dass wir es auch alleine
     geschafft hätten, unsere Frauen zu vergewaltigen, aber das jetzt sogar als Arbeit zu bezeichnen …«
    Sein Stellvertreter wurde knallrot, stammelte, nein, Luciani hätte da was falsch verstanden, und der Kommissar sehnte sich
     einmal mehr nach Giampieri zurück, der diese derbe Zote mit demselben schwarzen Humor pariert hätte.

|280| Siebenundvierzig
    Ventotene, Oktober 1968
     
    Die Witwe des Bootsführers lag im Bett, von Beruhigungsmitteln betäubt. Als der Leutnant der Carabinieri sie aufgesucht und
     ihr mitgeteilt hatte, dass man die Leiche ihres Mannes gefunden habe, hatte sie zu schreien angefangen, sich die Haare ausgerissen
     und sich das Gesicht zerkratzt, während ihre Schwestern und Cousinen versuchten, sie zurückzuhalten. Leutnant Marzaro kam
     aus dem Norden, und man hatte ihn gewarnt vor dieser archaischen, rückständigen Welt, die ihren ureigenen Gesetzen folgte,
     welche häufig in Konflikt standen mit den Gesetzen des Staates. Marzaro hatte sie studiert, hatte sich eingelesen, er wollte
     verstehen, bevor er ein Urteil fällte. Und daher hatte er vor diesen Schmerzensbekundungen, die so theatralisch waren, dass
     sie fast grotesk wirkten, respektvoll das Haupt geneigt. Dass man schrie, herumtobte und das eigene Fleisch malträtierte,
     war nicht nur ein pittoresker Brauch, um Trauer zu zeigen, oder schlimmer: die heuchlerische Darbietung von jemandem, der
     fürchtet, die anderen könnten ihm seine Betroffenheit nicht abnehmen. Sich körperliche Schmerzen zuzufügen, sich Arme und
     Brust zu zerkratzen, wie es die primitiven Kulturen taten, war vielmehr die beste Methode, um seelischen Schmerz zu überwinden.
     Das Nervensystem schüttete enorme Mengen an Endorphinen aus, die gesamte geistige und körperliche Energie wurde darauf konzentriert,
     dem Körper beizustehen. Das Geschrei schreckte das eigene Bewusstsein auf, lenkte es ab, verhinderte, dass es in eine Schockstarre
     und Irrsinn verfiel.
    Die Carabinieri hatten abgewartet, bis die Frauen der |281| Familie sich ausgetobt hatten und die schwarzgekleideten Klageweiber ins Haus gekommen waren, um zusätzliches Geschrei zu
     veranstalten und den Jammer zu verstärken. Bis jetzt hatten die Ermittler die Schussverletzung an Gennaro Fierros Hüfte nicht
     erwähnt, denn sie hofften, dass sich irgendjemand mit Details verplappern würde, die sie noch gar nicht hatten durchsickern
     lassen. Diese Geschichte war wirklich allzu merkwürdig. Fischer, die ihre Netze auswarfen, hatten am Nachmittag ein kleines
     Ruderboot bemerkt, das bei Santo Stefano ankerte. Niemand war an Bord, aber das hatte anfangs keinen bekümmert. Am nächsten
     Morgen, als sie die Netze einholen wollten, war die Schaluppe allerdings noch immer da und noch immer herrenlos. Alarmiert
     umrundeten sie die Insel, auf der Suche nach irgendeinem Hinweis auf den Besitzer, und da entdeckten sie bei der Untiefe von
     Molara eine Leiche. Es war Gennaro Fierro, mit einem Messer in der Brust.
     
    Ja, an dieser Geschichte war vieles merkwürdig. Das fing schon damit an, dass Fierro und seine Leute in jener Nacht nicht
     hinausgefahren waren. Der Kutter war defekt, hatte ihnen der Maschinist erklärt, ein Kalabreser mit einem Pokerface, der log,
     sobald er den Mund aufmachte. Am Abend der Tat hatte er bis Einbruch der Dunkelheit am Motor gearbeitet, dann war er mit zwei
     anderen aus der Besatzung ins Wirtshaus gegangen, um bis tief in die Nacht zu trinken und Karten zu spielen. Eine Menge Leute
     hatten sie gesehen, ehe sie nach Hause gegangen waren. Niemand dagegen hatte Giovanni Quondampietro gesehen, einen Vorbestraften,
     der aus Taranto stammte. Erst nach vielen Stunden Ermittlungsarbeit hatte Leutnant Marzaro herausbekommen, dass dieser ein
     Messer besaß, welches dem in der Brust des Bootsführers zum Verwechseln ähnlich sah. |282| Es war nicht schwer, eins und eins zusammenzuzählen. In Sachen Tatmotiv jedoch, da tappten sie völlig im Dunkeln. Die restlichen
     Besatzungsmitglieder hatten in diesem Punkt nicht die geringste Ahnung, und keiner von ihnen wusste, was die beiden Kameraden
     auf Santo Stefano gewollt hatten. Sie logen, das wusste er, und wenn sie logen, dann deshalb, weil sie etwas zu verbergen
     hatten. Wahrscheinlich Schmuggelei. Ein Geschäft, das schiefgegangen war, vielleicht

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